Sulzenbacher geht davon aus, dass die beiden Initiativen "in gegenseitiger Ignoranz" nebeneinander bestehen werden. Das Zentrum habe - unabhängig von den Nachbarn - Sicherheitsmaßnahmen getroffen, um Menschen und die Sammlung - Qwien ist Bibliothek, Archiv und Forschungszentrum - zu schützen. Dazu zählen eine Alarmanlage und Videoüberwachung im Eingangsbereich. "Wir müssen abwarten, was auf uns zukommt, die klassischen Maßnahmen sollten aber ausreichen", sagte Sulzenbacher.
Auch von der Stadt Wien heißt es, man wolle ein politisches Signal senden und "queeres Leben sichtbar machen", sagte ein Sprecher von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Die als rechtsextrem eingestufte Identitäre Bewegung werde sich wohl auch morgen nicht aufgelöst haben. Es sei ein politischer Kampf gegen die Diskriminierung von queeren Personen.
Demos und Gegendemos in der Vergangenheit
Auch bei den Identitären stießen die neuen Nachbarn nicht auf Begeisterung. Der Aktivist Martin Sellner sagte der APA, man wolle "die Stellung halten", das Kulturzentrum sei den Identitären "egal".
In den vergangenen Jahren kam es in der Umgebung mehrmals zu Demonstrationen, sowohl von linken als auch von rechten Gruppierungen: 2022 und 2023 zogen antifaschistische Gruppen durch die Gasse, in der sich das Identitären-Lokal befindet. Laut Berichten brannten Mistkübel, zudem kam es immer wieder zu Sachbeschädigungen an der Hausfassade des Mehrparteienhauses, in dem sich das Kellerlokal befindet. Ebenfalls im Jahr 2023 befanden sich auch Vertreter der Identitären unter den Teilnehmern einer Demonstration gegen eine Dragqueen-Lesung in der Türkis-Rosa-Lila-Villa. Sollte es in Zukunft zu Ausschreitungen im Umfeld der Identitären und des queeren Zentrums kommen, würde der Verfassungsschutz tätig werden.
