Niederösterreich bleibt Katastrophengebiet, Fluten machen auch Wien zu schaffen
Wegen starker Niederschläge ist Sonntagfrüh ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt worden. "Niederösterreich befindet sich in einer dramatischen Situation", sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach einer Lagebesprechung in Tulln. Krisensitzungen fanden auch in Wien statt. Bundeskanzler Karl Nehammer kündigte am Sonntag Bundesmittel für die betroffenen Regionen an.
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Bundeskanzler Karl Nehammer bedankte sich nach einer Krisensitzung am Sonntagnachmittag bei allen, die im Land helfend im Einsatz sind. Zuerst gelte es, Menschenleben zu retten, danach die Katastrophe zu bekämpfen. Der Kanzler kündigte an: "Es werden auch die Bundesmittel zur Verfügung gestellt, wir lassen die Menschen nicht allein."
Niederösterreich war schon in der Früh zum Katastrophengebiet erklärt worden. "Niederösterreich befindet sich in einer dramatischen Situation", sagte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach einer Lagebesprechung in Tulln. Mehrere Bewohner mussten aus Häusern gerettet werden. Zahlreiche Straßen waren gesperrt. Die Feuerwehr stand im Dauereinsatz, ein Mitglied starb bei Auspumparbeiten.
"Wir erleben in Niederösterreich schwere, dramatische Stunden. Für viele Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher werden es wahrscheinlich die schwersten Stunden ihres Lebens sein", sagte Mikl-Leitner nach einer Lagebesprechung des Landesführungsstabes am Vormittag. "Wir können leider keine Entwarnung geben", weitere massive Regenfälle seien vorhergesagt. Feuerwehr-Einsatzkräfte samt Spezialgeräten aus der Steiermark, Kärnten, Oberösterreich, Salzburg und Tirol werden unterstützen, die ersten rund 200 Helfer aus der Steiermark trafen am Sonntagnachmittag ein. Ein Assistenzeinsatz des Bundesheeres wurde angefordert. Um die 1.000 Soldatinnen und Soldaten stehen zur Verfügung.
In mehreren Gemeinden wurde Zivilschutzalarm ausgelöst. "Wir bitten Sie: Achten Sie auf sich selbst und vor allem auf die Anweisungen der Einsatzkräfte. Nehmen Sie nur Wege in Kauf, wenn es unbedingt notwendig ist", so Mikl-Leitner. Zudem sollte man sich laufend über die Lage informieren.
1100 Gebäude wurden evakuiert
1.160 Feuerwehren waren mit 20.000 Mitgliedern im Einsatz. "Wir haben derzeit 2.000 Einsätze auf der Warteliste, und es werden minütlich mehr", betonte Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner. "Die Priorität liegt auf der Rettung von Menschen." Bisher wurden 1.100 Gebäude evakuiert. Kleinste Gewässer seien zu reißenden Bächen geworden. In St. Pölten wurde der Europaplatz überflutet, es sei in mehreren Bezirken zu Dammbrüchen gekommen. Auch einige Feuerwehrhäuser seien bereits überschwemmt. Ein Feuerwehrmann rutschte im Bezirk Tulln bei Auspumparbeiten über eine Stiege und starb.
Katastrophengebiet wurde erweitert
Bereits am Samstag wurden 42 Gemeinden bzw. Katastralgemeinden zum Katastrophengebiet erklärt. Am Sonntag kamen zunächst die Bezirke St. Pölten und Tulln dazu. Dann wurde das gesamte Landesgebiet zum Katastrophengebiet erklärt.
In St. Pölten verschärfte sich die Lage am Sonntag: "Das Hochwasser hat das gesamte Stadtgebiet fest im Griff. Viele Straßenzüge sind nicht befahrbar. Weiterhin kommt es zu Ausfällen bei der Stromversorgung, Internet, A1-Festnetz und dem Mobilfunk", teilte die Stadt an der Traisen auf ihrer Webseite mit. "Kellerbereiche auf jeden Fall meiden - es herrscht Lebensgefahr." Der Alpenbahnhof stand unter Wasser.