129 Forscherinnen und Forscher in 24 Ländern haben das Maß an Vorsicht von 1.439 Vögeln aus 136 weltweit lebenden Arten weltweit untersucht. Dazu gehörten etwa Hühner, Flamingos, Schleiereulen, Königspinguine, Wanderfalken und Wellensittiche. Sie gaben ihnen in Zoos, in der freien Natur oder Labors wohlvertrautes Futter, legten aber unbekannte Dinge wie etwa Strandtennisschläger, Putzschwämme und zusammengeknotete Stoffhandtücher daneben. Zögerten sie lange mit dem Fressen, wurden die Vögel vergleichsweise weniger aufgeschlossen gegenüber Neuem eingestuft, als wenn sie sich rasch über das Futter hermachten.
Wellensittiche sind Neuem eher abgeneigt
Marisa Hoeschele vom Institut für Schallforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) testete Wellensittiche. Sie gehören zu den eher neugierigen Papageien, zeigten dennoch eine "ausgeprägte Neophobie", also Angst vor Neuem, berichtet sie in einer Aussendung: "In ihrem natürlichen Lebensraum in Australien leben Wellensittiche nomadisch und sind in Gebieten mit zahlreichen Raubtieren ständig auf der Suche nach frischem Gras." Sie müssen dieses spezielle Futter mal hier, mal dort, also in verschiedenen Landschaften finden. Dabei wissen sie zumeist nicht, welche Fressfeinde ihnen jeweils auflauern und wo sich diese verstecken können.
Vögel, die nur bestimmte Nahrungsquellen nutzen, sind wohl auch deswegen zaghafter gegenüber Unbekanntem, weil ein Fehlversuch bei der Nahrungssuche für sie riskanter ist, so die Forscherin: "Im Gegensatz dazu können Generalisten, die viele verschiedene Dinge fressen, es sich eher leisten, Neues auszuprobieren."
Auch bei Zugvögeln fanden die Forscherinnen und Forscher eine stärkere Scheu vor Neuem als bei standorttreuen Arten. Das habe einen guten Grund, so Hoeschele: "Zugvögel befinden sich oft in unbekannten Umgebungen, in denen sie nicht wissen, wo Gefahren lauern." Deshalb müssen sie aufmerksamer sein als Vögel, die ständig im gleichen Gebiet leben und die hiesigen Bedrohungen gut kennen.
(S E R V I C E - Studie: https://dx.doi.org/10.1371/journal.pbio.3003394)
(Quelle: APA)
