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"Madame Nobel": Minichmayr als Bertha von Suttner

In Wien wird derzeit das Paris des ausklingenden 19. Jahrhunderts wiederbelebt: Für die ORF/ARD-Koproduktion "Madame Nobel" steht Birgit Minichmayr als Titelfigur Bertha von Suttner vor der Kamera.

"Madame Nobel": Minichmayr als Bertha von Suttner
"Madame Nobel": Minichmayr als Bertha von Suttner
"Madame Nobel": Minichmayr als Bertha von Suttner
"Madame Nobel": Minichmayr als Bertha von Suttner
"Madame Nobel": Minichmayr als Bertha von Suttner
"Madame Nobel": Minichmayr als Bertha von Suttner

Dabei steht die Beziehung der Friedensaktivistin zum Erfinder Alfred Nobel im Fokus. "Ich war froh, dass es kein Videomaterial von ihr gibt", erklärte die Mimin. "Das hätte mich unter Druck gesetzt."

So muss das Drehbuch von Rainer Berg, der sich dafür an dem 2012 in Wien uraufgeführten Theaterstück "Mr. & Mrs. Nobel" von Esther Vilar angelehnt hat, als Orientierung reichen. Wobei Minichmayr in der Vorbereitungszeit auch etliche Bücher über die erste weibliche Empfängerin des Friedensnobelpreises gewälzt hat. "Aber meine Bertha von Suttner entsteht aus dem Drehbuch", unterstrich sie heute am Rande des Sets vor Journalisten. Geschichte weicht etwas von Fakten abDie Eckpunkte bleiben aber trotz der leicht von den historischen Fakten abweichenden Geschichte bestehen: Aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten und dem Widerstand der Familie ihres künftigen Gatten Arthur von Suttner (Philipp Hochmair) heuerte die gebürtige Gräfin bei Alfred Nobel (Sebastian Koch) in Paris als Privatsekretärin an. Die berufliche Verbindung war zwar nur von kurzer Dauer, eine Brieffreundschaft hielt aber ein Leben lang. Im von Urs Egger ins Szene gesetzten Film entsteht allerdings eine Liebesgeschichte und Dreiecksbeziehung, die wiederum eng mit der zunehmend kriegerisch aufgeladenen Stimmung in Europa verknüpft wird.

"Sie war eine Frau, die stark für ihre Unabhängigkeit gekämpft und gesorgt hat", umriss Minichmayr ihre Figur. "Sie war sich auch nicht zu schade, um auf die Annonce von Nobel zu antworten. Ihre finanziellen Verhältnisse waren zu der Zeit ja sehr schwierig." Das sollte sich aber ändern: Nach der Heirat mit Arthur musste das junge Paar seine Heimat verlassen und findet bei einer befreundeten Fürstin im Kaukasus Unterschlupf. Die Gräuel des russisch-osmanischen Kriegs bildeten dann den Ausgangspunkt für Bertha von Suttners Friedensengagement, das in der Veröffentlichung von "Die Waffen nieder!" einen ersten Höhepunkt fand.

Der Aussöhnung mit Arthurs Eltern, bedingt auch durch die neu erlangte gesellschaftliche Position als Schriftstellerin und Pazifistin, ermöglichte die Rückkehr nach Wien, wo Bertha von Suttner eine Friedensgesellschaft forcierte. "Diesbezüglich war sie ein absolutes Marketinggenie", betonte Minichmayr. Bei der Organisation von Kongressen sowie der Lukrierung von weiteren Unterstützern sei sie "bedingungslos und hartnäckig" gewesen. "Einfach weil sie friedensfanatisch war, geradezu besessen von diesem Gedanken des Friedens." Zwischen zwei Männern Daneben war sie, zumindest für "Madame Nobel", eine Frau zwischen zwei Männern. "Das gibt auch ein modernes Bild ab", meinte Hochmair. Für ihn ist der Ehemann der Pazifistin "als Komplementärfarbe zu Nobel" zu sehen. "Er ist der vielleicht etwas naivere Naturbursche. Ein Hippietyp, der mit ihr in die Berge geht und auf eigene Faust leben will. Er hat für die Liebe gekämpft und alles auf eine Karte gesetzt." Koch empfand wiederum "das Verschrobene" an Nobel als besonders interessant und herausfordernd. "Vom Charakter her war er fast in sich gefangen."

Als Schauspieler kann er mit der dargestellten Zeit jedenfalls viel anfangen. "Ich mag dieses Komplizierte, ästhetisch Schwierige, wie es sich etwa in den Autos damals ausgedrückt hat", so Koch. "Das waren früher ja Kunstwerke." Somit ist auch für diesen Historienfilm die detailgetreue Ausstattung ein wesentlicher Aspekt, um die passende Atmosphäre zu schaffen. Die "Zeitreise" beginne für Hochmair bereits in der Maske. "Es ist dann aber erstaunlich, wie schnell man sich daran gewöhnt. Nach ein, zwei Stunden ist man in dieser Zeit und das wird dann auch zur Realität. Man fällt da in einen Rausch hinein."

Für Minichmayr war es wiederum ganz zentral Bertha von Suttners Gedankenwelt, in die sie sich "verliebt" habe. "Sie hatte einen unglaublichen Humor und war für ihre Zeit sehr unkonventionell. Gleichzeitig hatte sie eine sehr ernsthafte Persönlichkeit, mit einem melancholischen, beinahe depressiven Hang." Prägend sei zudem der Ehrgeiz der 1905 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Aktivistin gewesen. "Wenn sie das Gefühl hatte, zu wenig gearbeitet zu haben, war sie sehr streng mit sich selbst. Dann ist sie hart mit sich ins Gericht gegangen."

Das Eintauchen in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg hat für die Schauspieler an diesem Samstag ein Ende, dann wird nach derzeitigem Stand die letzte Klappe fallen. Im ORF wird "Madame Nobel" voraussichtlich am 10. Dezember, dem Tag der Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises, zu sehen sein. Was Minichmayr als passend empfindet, auch in Bezug auf das Gedenkjahr. "Ich finde es schön, dass das Jahr 2014 nicht im Kriegsgedenken, sondern mit einem Friedensgedanken beschlossen wird."