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Til Schweiger als Vorbild? Promis setzen sich für Flüchtlinge ein

In die Flüchtlingsdebatte schalten sich vermehrt Prominente, Fußballvereine und Künstler ein - und nehmen dafür auch Shitstorms in Kauf.

Til Schweiger als Vorbild? Promis setzen sich für Flüchtlinge ein
Til Schweiger als Vorbild? Promis setzen sich für Flüchtlinge ein
Til Schweiger als Vorbild? Promis setzen sich für Flüchtlinge ein
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Til Schweiger als Vorbild? Promis setzen sich für Flüchtlinge ein
Til Schweiger als Vorbild? Promis setzen sich für Flüchtlinge ein
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Til Schweiger als Vorbild? Promis setzen sich für Flüchtlinge ein
Til Schweiger als Vorbild? Promis setzen sich für Flüchtlinge ein
Til Schweiger als Vorbild? Promis setzen sich für Flüchtlinge ein

Trikots für Flüchtlinge, Gesichter auf Bushaltestellen und der Ruf nach der Staatsmacht — die Flüchtlingsdebatte ist bei den Prominenten angekommen. Manche VIPs werden persönlich, andere betrifft es persönlich.

Am meisten stand in letzter Zeit wohl Til Schweiger im Mittelpunkt der Diskussion. Der deutsche Schauspieler streitet sich sowohl mit Facebook-Nutzern als auch mit Politikern und will in einer alten niedersächsischen Kaserne beim Bau eines "Vorzeige-Flüchtlingsheims" helfen. Vorwürfe, das sei Eigen-PR, wehrte der 47-Jährige jüngst in einem ZDF-Interview ab. "Ich bin der erfolgreichste Filmemacher im Land. Was brauche ich denn für eine PR? Das ist so dumpf und stumpfsinnig, das zu sagen." Er sei auch mal froh, wenn er nicht in der Zeitung stehe.

Österreichische Fußballvereine sehr aktivIn Österreich sind die Fußballvereine die Leuchttürme der Flüchtlingshilfe. So hat Austria Salzburg kürzlich Flüchtlinge ins Stadion eingeladen. Die Bewohner des Wohnprojekts der Volkshilfe Schwanenstadt durften kostenlos zum Spiel gegen den FAC. Ebenfalls engagiert zeigt sich der Wiener Sportklub. Nach dem ORF-Sommergespräch distanzierte sich der Verein deutlich von seinem ehemaligen Spieler, FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache. Außerdem hat der Fußballclub, der mit Trikots mit der Aufschrift "Refugees Welcome" (Flüchtlinge Willkommen) aufläuft, beim ersten Heimspiel gegen Parndorf Geld für minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge gesammelt.

Für die zweite Partie haben sich die Klubverantwortlichen erneut eine Aktion einfallen lassen: Gegen den SV Schwechat haben sie Flüchtlinge zum Stadionbesuch eingeladen. Zudem traten beim Vorspiel zum Regionalliga-Match einige Flüchtlinge mit Spielern aus dem Sportklub-Nachwuchs in zwei Mixed-Teams gegeneinander an.

Admira verschenkte TrikotsDer Fußballverein Admira Wacker Mödling hatte sich dagegen in den Brennpunkt der österreichischen Asyldebatte gewagt: Traiskirchen. Trainer und Spieler besuchten die Sportanlage Traiskirchen und übergaben Fußballschuhe, Trikots, Fußbälle, einige Kisten Obst und eine kleine Geldspende an die Flüchtlinge. Die Sportutensilien wurden bei der vereinsübergreifenden "Aktion für die Menschlichkeit" im Rahmen des Heimspiels gegen des FC Red Bull Salzburg von Fußballfans gespendet.

Gesichter für GerechtigkeitAuch österreichische Prominente setzen sich für Flüchtlinge ein. Schauspielerin Cornelia Ivancan (bekannt aus "Copstories") initiierte die Aktion "Faces for Refugees", bei der die Gesichter bekannter Künstler auf den Infoscreens an den Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel zu sehen sind. Unterstützt wurde sie von den Schauspielerinnen Claudia Kottal, Kristina Bangert und Karin Watabe-Wolfger. Gemeinsam holten sie Kollegen wie Manuel Rubey, Marjan Shaki, Hilde Dalik, Ursula Strauss, Dirk Stermann, Alexander Pschill und Markus Kavka vor die Kamera des Berliner Fotografen Jan Kopetzk.

Manche VIPs sind persönlich von der Flüchtlingsdebatte betroffen. So schrieb Ö3-Urgestein Berhard Forcher auf Facebook: "Meine Mutter musste im Krieg aus Rumänien flüchten. Und sie hat Gott sei Dank in Österreich Asyl gefunden. Sie wurde herzlich aufgenommen." Und Ricky Berger, Stiefsohn des Musikers Waterloo, postete ein Foto seiner Frau, die in den 90ern aus dem kriegsgebeutelten Jugoslawien flüchtete - ohne ein Wort Deutsch. "Heute bringt sie als Lehrerin Kindern Lesen und Schreiben bei."

Grönemeyer will Rechtsradikalen "an die Wäsche"In Deutschland äußert sich der Musiker Herbert Grönemeyer (59) zur Asylthematik: "Da müssen wir klar Haltung zeigen und denen, die Flüchtlinge bedrohen oder angreifen, deutlich machen, dass sie gegen eine Wand laufen. Und wenn sie das nicht begreifen wollen, dann müssen sie damit rechnen, dass wir ihnen an die Wäsche gehen."

Joko Winterscheidt (36) ahnt, was ihm mit seinem Engagement blühen könnte. "Möge es einen Shitstorm gegen mich geben. Mir egal", schreibt der Fernsehmoderator auf Facebook. Dann ruft er dazu auf, eine Flüchtlingsorganisation zu unterstützen. Die Prodouktionsfirma des Regisseurs Wim Wenders handelte. Sie verteilte vor einer Behörde in Berlin-Moabit mit einem Foodtruck Essen an Flüchtlinge.

Campino ruft nach der StaatsmachtSein Kollege Heinz Rudolf Kunze (58) ruft dazu auf, für die Aktion "Musik hilft" Instrumente zu spenden, die nicht mehr gebraucht werden. Er denkt, dass die Menschen in Not nicht nur Essen und Kleider brauchen. Mögliche Anfeindungen halten ihn nicht ab. "Wer sich bewegt, macht was falsch", sagt er. "Am besten bewegt man sich nicht und hält die Klappe. Dann kriegt man auch keinen Shitstorm. Aber sobald man etwas Gutes tut, weht von irgendwoher der Dreckwind. Das ist halt so. Damit muss man leben."

Sänger Campino (53) von der Band die Toten Hosen wurde deutlicher: "Bei offenen Bedrohungen gegen Flüchtlinge muss die Staatsmacht mit aller Härte vorgehen. Wir als Gesellschaft müssen bei dieser Thematik rationaler sein."

Schauspielerin Natalia Wörner (47) sagt: "Alle Anfeindungen und Beschimpfungen bei uns müssen aufhören. Wir müssen lernen, mit irrationalen Ängsten umzugehen." Sie reist für ein Projekt des Vereins Kindernothilfe am kommenden Sonntag in den Libanon zu syrischen Flüchtlingsfamilien.

"Flüchtlinge bilden Subkultur"Ihre Kollegen Friederike Kempter (35) und Benno Fürmann (43) engagieren sich bei der UN-Flüchtlingshilfe - wie Hollywoodstar Angelina Jolie. Fürmann sagt: "Flüchtlinge gehören zu uns." Sie bildeten eine Art Subkultur, von der man nichts mitkriege. Er will helfen, das zu ändern.

Fernsehmoderatorin Anja Reschke (42) machte sich in den "Tagesthemen" gegen fremdenfeindlichen Hass stark und bekam Lob, aber auch Beschimpfungen ab. "Da bin ich natürlich jetzt eine wunderbare Projektionsfläche für alle, die wütend sind, nicht klarkommen mit der Situation. Endlich haben sie eine Person, die sie angreifen können", sagte die Chefin des ARD-Politikmagazins "Panorama" dem "Tagesspiegel".

In Berlin haben die Kabarettisten Dieter Hallervorden (79) und Eckart von Hirschhausen (47) sowie Fernsehmoderator Jörg Thadeusz (47) eine Willkommensinitiative im eher vornehmen Steglitz-Zehlendorf unterstützt. Eigen-PR sieht deren Geschäftsführer Günther Schulze bei den Promis nicht: "Ich halte alle drei für unverdächtig." Er ist begeistert, wie viele Leute generell sich engagieren wollen. "Ich würde mir wünschen, dass mehr Politiker mit gutem Beispiel vorangehen."