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Wieso Spitzensportler gern zur Polizei gehen

Armin Assinger, Fritz Strobl oder Alexandra Meissnitzer haben mehr gemeinsam, als dass sie erfolgreiche Skistars sind.

Wieso Spitzensportler gern zur Polizei gehen
Wieso Spitzensportler gern zur Polizei gehen

Das letzte Mal war Ex-Skirennläufer Armin Assinger im Vorjahr in Polizeiuniform zu sehen gewesen. Allerdings hatte sie der heute 51-Jährige nicht angezogen, weil er seinen Zivilberuf wieder ergriffen und als Polizist in seiner Heimatgemeinde Hermagor seinen Dienst angetreten hätte. Assinger hatte einen Polizisten in der ORF-Komödie "Hart an der Grenze" lediglich gespielt, die im Vorjahr ausgestrahlt worden war.

Assinger ist nicht der einzige gelernte Polizist unter Spitzensportlern. Dazu zählen beispielsweise auch Stars wie Skispringer Andreas Kofler, Slalomprofi Reinfried Herbst und Ex-Skirennläuferin Alexandra Meissnitzer, um nur einige zu nennen. Erst gestern trat Skicross-Weltmeisterin Andrea Limbacher ihren Polizeidienst in Bad Goisern in Oberösterreich an. Gemeinsam mit Skirennläufer Marc Digruber hat die 26-jährige Bad Ischlerin die Polizeiprüfung bereits absolviert. Nun fehlen beiden nur noch die letzten vier Praxismonate.

Olympiasieger Fritz Strobl, selbst karenzierter Revierinspektor, hat eine einfache Erklärung dafür, warum es so viele Spitzensportler zur Polizei zieht: die Vereinbarkeit von Spitzensport mit Polizeiarbeit. Die Polizei ist einer der wenigen Dienstgeber, die Spitzensportler für die Dauer ihrer Karriere freistellen, aber später auch jederzeit wieder aufnehmen. "Es gibt nicht viele Privatunternehmen, die so flexible Arbeitszeiten anbieten wie die Polizei", sagt der 42-jährige Ex-Skirennläufer im SN-Gespräch.

Umgekehrt profitiere aber auch die Polizei von den Spitzensportlern, die sie engagiere. Einerseits sei das eine gute Motivation für andere Polizeischüler. Andererseits: "Der Polizei und dem Innenministerium bringt das natürlich Renommee ein, wenn prominente Spitzensportler Polizisten sind", sagt Andreas Danninger, Leiter des Bildungszentrums der Sicherheitsexekutive in Großgmain in Salzburg, in dem alle Spitzensportler ihre Polizeiausbildung absolvieren. Diese ist an die Trainingszeiten der Athleten angepasst und dauert vier Jahre, also doppelt so lang wie die der normalen Polizeischüler.

"Die meisten Theorie- und Praxiseinheiten finden für Wintersportler geballt im Sommer statt, weil sie da nicht trainieren", sagt Danninger. Aber nicht nur während der Ausbildung, auch mit den Arbeitsbedingungen kommt die Polizei ihren Spitzensportlern entgegen. Die meisten werden während ihrer aktiven Sportlerkarriere und auch Jahre danach noch karenziert. Dadurch steht ihnen - zumindest theoretisch - die Möglichkeit offen, jederzeit an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren, falls es mit einem anderen Beruf nicht klappt.

Die wenigsten Spitzensportler kehren jedoch zurück. So arbeitet etwa Olympiasieger Fritz Strobl hauptberuflich als ORF-Kommentator und für den Skihersteller Salomon, auch wenn er immer noch bei der Polizeidienststelle Hallein vermerkt ist. Strobl sagt, er sei stolz darauf, Polizist und seit 2007 Präsident der Kinderpolizei zu sein. Er findet, dass die Polizei ein ideales zweites Standbein für Spitzensportler biete. "Man muss ja einen Beruf lernen, falls man den Sprung in die Spitzenriege nicht schafft. Da gibt es nicht viele Möglichkeiten", erklärt Strobl.

Beim Bundesheer gibt es hingegen kaum Jobs für Spitzensportler, bestätigt Helmut Iwanoff, Abteilungsleiter für Heeres-Leistungssport im Verteidigungsministerium. Die 400 Athleten, die es unterstützt, werden nicht eingestellt. Sie erhalten lediglich eine sportliche und berufliche Förderung. Sie dürfen also während ihrer Sportlerkarriere in den Heeressportzentren trainieren und Schulungen besuchen.

Das bedeute aber umgekehrt, dass sie sich nach ihrem Karriereende eine Arbeit suchen müssen. Die militärische Laufbahn komme für die wenigsten Spitzensportler infrage. "Sie ist zu intensiv und neben einer Sportlerkarriere für kaum jemanden bewältigbar", sagt Iwanoff.