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Ärzteverband für Abnehmspritzen als Standardtherapie bei Adipositas

Die Abnehmspritzen von Novo Nordisk und Eli Lilly sollten nach Empfehlung eines führenden europäischen Ärzteverbands die Standardtherapie bei der medikamentösen Behandlung von Fettleibigkeit sein. Die Wirkstoffe Semaglutid, der in den Novo-Mitteln Wegovy und Ozempic enthalten ist, und Tirzepatid von Lilly, das als Zepbound und Mounjaro verkauft wird, seien so wirksam, dass sie bei notwendiger erheblicher Gewichtsabnahme in fast allen Fällen die erste Wahl sein sollten.

Die Abnehmspritzen von Novo Nordisk und Eli Lilly sollten nach Empfehlung eines führenden europäischen Ärzteverbands die Standardtherapie bei der medikamentösen Behandlung von Fettleibigkeit sein.
Die Abnehmspritzen von Novo Nordisk und Eli Lilly sollten nach Empfehlung eines führenden europäischen Ärzteverbands die Standardtherapie bei der medikamentösen Behandlung von Fettleibigkeit sein.

Dies geht aus einer neuen Leitlinie des Europäischen Verbands für Adipositasforschung (EASO) hervor, die am Donnerstag in der Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht wurde. Semaglutid, Tirzepatid und andere Medikamente aus der als GLP-1-Agonisten bekannten Klasse revolutionierten die Behandlung von Fettleibigkeit und ihren Komplikationen, erklärte die Mitautorin der Studie, Andreea Ciudin vom Universitätsklinikum Vall d'Hebron in Barcelona. Die neue Leitlinie könne die Therapieentscheidungen bei Fettleibigkeit erleichtern.

Die Autoren analysierten frühere Studienergebnisse und gaben auch spezifische Empfehlungen. Für Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe empfehlen sie Tirzepatid, während bei Kniearthrose oder bei vorbestehenden Herzerkrankungen Semaglutid die erste Wahl sein sollte. Die Medikamentenklasse wurde ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt.

Laut US-Ärzten auch Lebensstiländerungen nötig

Die Autoren der Leitlinie räumten zwar ein, dass die Medikamente teuer seien. Jedoch sollten die Folgekosten einer Nichtbehandlung von Fettleibigkeit in einem frühen Stadium "bei gesundheitspolitischen und klinischen Entscheidungen gleichermaßen berücksichtigt werden". Die Leitlinien der EASO sind für die einzelnen Länder nicht bindend.

US-Ärzteverbände hatten im Juni darauf hingewiesen, dass eine GLP-1-Behandlung von Ernährungs- und Lebensstiländerungen begleitet werden müsse. Als Herausforderungen nannten sie Magen-Darm-Nebenwirkungen, das Risiko von Nährstoffmangel, Muskel- und Knochenschwund, hohe Kosten und eine häufige erneute Gewichtszunahme nach dem Absetzen der Medikamente. Angesichts der rasanten Fortschritte auf diesem Gebiet wolle die EASO das Behandlungsschema regelmäßig aktualisieren, erklärte Verbandspräsident Volkan Yumuk.