SN.AT / Panorama / Wissen

Amerikanische Rebzikade bedroht steirische Weingärten

Der Schädling tritt häufig auf und überträgt die Goldgelbe Vergilbungskrankheit (Flavescence dorée). Diese hochinfektiöse Pflanzenkrankheit führt innerhalb weniger Jahre zum Absterben befallener Rebstöcke, gefährdet die wirtschaftliche Existenz der Weinbaubetriebe und die attraktive Kulturlandschaft im steirischen Weinland, hieß es am Mittwoch.

Ein Größenvergleich der Ages.
Ein Größenvergleich der Ages.

Wie die Landwirtschaftskammer Steiermark informierte, sollen auch private Rebstock-Besitzer mithelfen, um die Ausbreitung einzudämmen. Bei einem Arbeitsgespräch von Verantwortungsträgern des Landes Steiermark, der Landwirtschaftskammer sowie betroffenen Winzern am Mittwoch wurden verpflichtende Maßnahmen festgelegt. "Experten der Landwirtschaftskammer und des Landes Steiermark arbeiten seit dem ersten Auftreten aktiv daran, um die Verbreitung wirkungsvoll einzudämmen", betonten Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP) und Landwirtschaftskammer-Präsident Andreas Steinegger.

Verdachtsfälle sind zu melden

Beträchtlichen Nachholbedarf bei der Bekämpfung gebe es aber bei den privaten Rebstock-Besitzern und Kleinstweingarten-Besitzern. "Das Vorrücken der Rebzikade vom Süden her ist durch gezielte Bekämpfung und die konsequente Rodung noch kontrollierbar", unterstrich Steinegger. Er rief die privaten Rebstock-Besitzer und Hobbywinzer auf, die Weinreben in ihren Hausgärten und Hausgrundstücken zu kontrollieren, Verdachtsfälle zu melden und bei einem tatsächlichen Befall zu roden. Betroffen davon sind die bereits 2023 ausgewiesenen Befalls- und Sicherheitszonen rund um Klöch, Bad Waltersdorf und Leibnitz.

Es wird eine 15-köpfige Taskforce eingerichtet, die in den betroffenen Regionen unterwegs ist und befallene Rebstöcke identifiziert. Jeder Haushalt in den Befalls- und Sicherheitszonen erhält ein Informationsschreiben über fachkundige Personen an die sich die privaten Rebstock-Besitzer bei Verdacht melden können. Eine Rodung befallener Rebstöcke hat innerhalb von vier Wochen zu erfolgen. Die Rodungen werden kontrolliert und bei Nichtdurchführung mit bis zu 30.000 Euro bestraft. Zusätzlich appellieren Schmiedtbauer und Steinegger an den Bund, die in Slowenien und Italien zugelassenen Pflanzenschutzmittel auch für Österreich freizugeben.

Erstmals 2004 in der Südoststeiermark festgestellt

Der Klimawandel mit den wärmeren Temperaturen und milden Wintern begünstigt das Auftreten der Amerikanischen Rebzikade und der von ihr übertragenen Goldgelben Vergilbungskrankheit. Erstmals wurde die Amerikanische Rebzikade - von Slowenien kommend - in der Südoststeiermark im Jahr 2004 festgestellt. 2009 und 2010 trat dann erstmals die von der Zikade übertragene Krankheit "Goldgelbe Vergilbung" in der Südoststeiermark auf. Schon 2009 hat die Landesregierung die erste Verordnung zur Bekämpfung der Zikade erlassen - Vorkommen und Befall sind seither meldepflichtig. Gleichzeitig wurden auch alle Gemeinden in den Befalls- und Sicherheitszonen verständigt, um die Informationen an die Bevölkerung weiterzugeben.

Durch die Verbreitung des Schädlings Richtung Norden wurde Jahr für Jahr die Rebzikaden-Verordnung verschärft: Seit 2020 ist für Weinbaubetriebe und Grundbesitzer mit Weinstöcken die Bekämpfung verpflichtend und wird kontrolliert. Die Weingärten werden mittels Monitorings überwacht - bei Befallsverdacht werden die Pflanzen untersucht. Bei positiven Befunden sind seither Rodungen durchzuführen.

Rebzikade ist sehr klein

Wie die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit mitteilt,

ist die erwachsene Amerikanische Rebzikade (Scaphoideus titanus) geflügelt und 5 bis 6 Millimeter lang. Erkennungsmerkmale sind ihre spitze Kopfform, mittelbraune Bänder am Rücken und die kontrastreich gefärbten Flügel, die weiße Stellen und dunkle Flügeladern aufweisen. Das erste Larvenstadium ist etwa 1,8 mm groß und durchscheinend weiß gefärbt. Am Körperende befinden sich zwei dunkle Punkte. Auch die anderen vier Larvenstadien zeigen diese beiden Punkte. Mit jeder Häutung werden die Larven größer und ihre Körperfarbe dunkler.