Der mit 10.000 Euro dotierte "Junior Principal Investigator Award" geht an die Mathematikerin Caroline Moosmüller. Zwei mit jeweils 7.500 Euro dotierte "Young Scientist Awards" erhalten der Immunologe Alexander Lercher und die Rechtswissenschafterin Gabriele Wadlig, hieß es in einer Aussendung.
Die am Samstagabend an der österreichischen Botschaft in Washington vergebenen Preise werden jährlich vom Wissenschaftsministerium und dem Verein ASCINA (Austrian Scientists and Scholars in North America) nach Begutachtung durch eine internationale Jury des Wissenschaftsfonds FWF verliehen. Ausgezeichnet werden junge Forschende für exzellente Publikationen, die an nordamerikanischen Forschungseinrichtungen entstanden sind. Das 2002 in Washington, D.C. gegründete Netzwerk ASCINA hat weltweit rund 1.400 Mitglieder.
Mathematik, Immunologie und Rechtswissenschaften
Caroline Moosmüller leitet am Department für Mathematik der University of North Carolina at Chapel Hill eine Forschungsgruppe für geometrische Datenanalyse. Die Forscherin, die 2017 an der Technischen Universität (TU) Graz promovierte, befasst sich mit der Interpretation komplexer Daten, vor allem im Hinblick auf Anwendungen in der Biologie und Medizin. Klassische Verfahren des maschinellen Lernens stoßen laut Aussendung "insbesondere bei hochdimensionalen Daten wie Bildern, Texten oder genetischen Messungen" an Grenzen, hier falle die zuverlässige Erkennung von Mustern und Strukturen schwer. Im Journal "Applied and Computational Harmonic Analysis" stellte Moosmüller mit ihrem Team die von ihnen entwickelte "LOT Wassmap Methode" vor, die erfolgreich an künstlichen Datensätzen getestet und nun auf Genexpressionsdaten von Krebspatienten angewandt wird. Ziel ist es, Krebsarten präziser zu unterscheiden und ihre biologischen Grundlagen besser zu verstehen.
Arbeit mit Nobelpreisträger
Die zwei "Young Scientist Awards" wurden im Bereich Immunologie und Rechtswissenschaften vergeben: Alexander Lercher promovierte 2020 an der Medizinischen Universität Wien und ist derzeit als Postdoc-Forscher an der Rockefeller University in New York im Labor des Virologen Charles M. Rice, Medizin-Nobelpreisträger aus dem Jahr 2020, tätig. Er untersucht, wie das angeborene Immunsystem ein "immunologisches Gedächtnis" bilden kann, das nicht nur vor bekannten, sondern auch vor neuen Viren schützt - "ein vielversprechender Ansatz im Kampf gegen zukünftige Pandemien", wie es hieß. In seiner Studie im Journal "Immunity" konnte der Forscher im SARS-CoV-2-Mausmodell die Bildung eines solchen Gedächtnisses in sogenannten alveolaren Makrophagen - zentrale Immunzellen in der Lunge - nachweisen. Mehr Wissen über die molekularen Grundlagen des antiviralen angeborenen Immun-Gedächtnisses in alveolaren Makrophagen könne künftig einmal der Entwicklung von breit wirksamen Medikamenten dienen.
Gabriele Wadlig studierte u.a. Rechtswissenschaften an der Universität Graz und promovierte zum Begriff der "tenure security" (rechtliche Absicherung von Landnutzungs- und Besitzrechten) im Völkerrecht im Juridical Science Program an der New York University (NYU) School of Law. In ihrer Publikation im "Chicago Journal of International Law" analysierte sie, "wie internationale und transnationale Rechtsstrukturen die globale Landpolitik gestaltet und welche Folgen dies für lokale Bevölkerungen hat". Sie habe gezeigt, dass internationale Programme tenure security häufig "mit der formalen Registrierung und Übertragbarkeit von Landrechten gleichsetzen", was zu gegenteiligen Effekten und letztlich auch zur Benachteiligung indigener Gemeinschaften führen kann, z.B. durch Enteignung oder Vertreibung. Wadlig ist derzeit als Postdoktorandin im Bereich der Rechts- und Verfassungstheorie an der TU Dresden (Deutschland) tätig.
"Exzellente Grundlagenforschung mit hoher Relevanz"
"Von innovativen Ansätzen in der Immunologie über kritische Analysen globaler Rechtsstrukturen bis hin zu neuen Methoden der Datenanalyse - unsere Preisträger:innen verbinden exzellente Grundlagenforschung mit hoher gesellschaftlicher Relevanz", wurde ASCINA-Präsidentin Alexandra Lieben zitiert. "Gerade in Zeiten, in denen Wissenschaft und Forschung in den USA zunehmend unter Druck geraten, ist es wichtig, österreichische Forschende vor Ort vor den Vorhang zu holen und sie auf ihrem Weg in der Forschung zu bestärken", hieß es seitens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ). FWF-Präsident Christof Gattringer unterstrich "angesichts der jüngsten forschungspolitischen Entwicklungen in den USA", wie wichtig es sei, "Kooperationen und den internationalen Wissensaustausch fortzuführen - dazu tragen die ausgezeichneten Publikationen bei".