Eine Notwendigkeit, die alle Menschen verbindet, quer durch Jahrtausende und Kontinente. Was für viele selbstverständlich ist, bleibt aber für Milliarden Menschen bis heute unerreichbar. Der jährlich am 19. November begangene Welttoilettentag erinnert daran, dass rund 3,4 Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sogenannten „safely managed sanitation services“ haben – also Toiletten, die nicht mit anderen Haushalten geteilt werden und deren Abwasser sicher entsorgt wird, sodass Gesundheit, Würde und Sicherheit gewährleistet sind. 354 Millionen Menschen müssen ihr Geschäft laut Weltgesundheitsorganisation WHO noch immer im Freien verrichten. „Wir brauchen Toiletten für alle, überall“, schrieben die Vereinten Nationen in einer Mitteilung. „Egal, wie sich die Welt verändert, manche Dinge bleiben unverändert – unser Bedürfnis nach Toiletten gehört dazu.“
Mit Schaufel und Spaten
Damit erinnert der Welttoilettentag auch daran, dass der Anfang der Toilettengeschichte vielerorts bis heute fortgeschrieben wird: eine Schaufel, ein Fleck Erde – und sonst nichts. Schon in der Frühzeit der Menschheit war das die gängigste Lösung. Ob auf Wanderzügen, beim Hüten von Tieren oder am Rand kleiner Siedlungen – die Schaufel gehörte im Alltag dazu wie der Wasserkrug oder das Feuerholz. Auch viele Armeen gruben über die Jahrhunderte Latrinen aus, oft mit Spaten und einfachsten Mitteln. Schnell, funktional und mit möglichst wenig Geruch.
Schulter an Schulter im alten Rom
Speziell die alten Römer zeigten aber, dass man aus der Not auch eine Tugend machen kann: In öffentlichen Latrinen saß man damals – in praktische Togas gehüllt – Schulter an Schulter, ganz ohne Trennwand. Unter den Sitzen plätscherte Wasser, das die Hinterlassenschaften davontrug.
Statt Toilettenpapier wurde ein Schwamm am Stiel eingesetzt, „tersorium“ genannt, wie die Anthropologin Ann Olga Koloski-Ostrow in einem Bericht des „Smithsonian Magazine“ erläuterte. Hygiene war das nicht im modernen Sinne – aber gesellig war es allemal. „Man kann viel über eine Kultur erfahren, wenn man sich anschaut, wie sie ihre Toiletten benutzte“, betonte Koloski-Ostrow.
Dusche von oben im Mittelalter
Im europäischen Mittelalter wurde das Geschäft zur Mutprobe: In den Städten verwendeten viele Menschen Nachttöpfe. Die Straßen hatten offene Abflüsse – Kanäle, die die Straßen entlangführten. Der Inhalt des Töpfchens wurde einfach aus dem Fenster gekippt. Nicht selten erschallte dabei der französische Ausruf „Garde à l’eau!“ (Achtung, Wasser!). Wer unten vorbeilief, riskierte eine unliebsame Dusche – oder Schlimmeres. In Burgen oder Klöstern gab es hingegen Klos in Form von Erkern. Auch hier fiel das Geschäft meist einfach umstandslos von oben in die Burggräben.
Der Siegeszug des Wasserklosetts
Ein Meilenstein war dann die Spültoilette: John Harington, Patenkind von Königin Elizabeth I., soll 1596 ein Wasserklosett erfunden haben – doch das Gerät blieb zunächst ein Kuriosum. Erst mit der Industrialisierung und dem Bau moderner Kanalisationen im 19. Jahrhundert trat das „Water Closet“ seinen Siegeszug an. Damit wurde die Toilette – samt Siphon zur Geruchsvermeidung – nicht nur bequemer, sondern auch ein wichtiger Verbündeter der öffentlichen Gesundheit.
Im viktorianischen Zeitalter war das Badezimmer dann plötzlich schick – zumindest bei den Reichen: Hübsch verzierte Porzellanschüsseln zeigten Geschmack und Fortschritt. Wer etwas auf sich hielt, ließ sich ein besonders elegantes Modell einbauen – das stille Örtchen wurde repräsentativ.

