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Durchbruch in der Allergieforschung: Neues Oktopus-Allergen offiziell anerkannt

Peter Stoll vom Forschungszentrum Molecular Biotechnology an der Hochschule Campus Wien hat das Oktopus-Hauptallergen identifiziert und genau charakterisiert. Das Allergen bekam nach der lateinischen Speziesbezeichnung Octopus vulgaris den Namen "Oct v 1" und wurde offiziell in die internationale Allergennomenklatur aufgenommen.

Forschende suchten nach den Allergenquellen von Meeresfrüchte-Allergien wie etwa einer Allergie gegen Shrimps.
Forschende suchten nach den Allergenquellen von Meeresfrüchte-Allergien wie etwa einer Allergie gegen Shrimps.

Die internationale Allergennomenklatur (International Union of Immunological Societies Allergen Nomenclature) ist das Nachschlagewerk für Allergolog*innen. Sie wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannt, die Aufnahmekriterien sind sehr streng.

Dissertation führte Stoll zu Oktopus-Allergen

Peter Stoll erzählt von seiner Dissertation, die sich mit allergischen Reaktionen auf Tropomyosine beschäftigt. Tropomyosine sind Muskeleiweiße, die vor allem in Schalentieren wie Garnelen, Krabben und Hummer als Allergene vorkommen. "Wir haben uns zuerst mit Allergenquellen befasst, die bereits gut untersucht sind, z.B. Meeresfrüchte wie Shrimps und Austern. Danach wollten wir über den Tellerrand schauen und Allergenquellen erforschen, über die noch weniger bekannt ist."

Octopus vulgaris kaum erforscht

Ines Swoboda, Leiterin des Forschungszentrums Molecular Biotechnology an der Hochschule Campus Wien, erhielt eine Anfrage zum Thema Oktopus-Allergien, erklärt Stoll. "Oktopus, also die Spezies Octopus vulgaris, ist derzeit als Allergenquelle noch wenig erforscht. Der nächste Schritt war es, Patient*innen zu finden, die auf Oktopus allergisch reagierten. Wir haben gute Kontakte zum Floridsdorfer Allergiezentrum und von dort haben wir Blutproben von Oktopus-Allergiker*innen erhalten."

Patient*innen reagieren mit allergischen Hautreaktionen

Auf das Oktopus-Allergen reagieren Betroffene mit klassischen allergischen Hautreaktionen, sagt Stoll. "Nach dem Verzehr von Oktopus kommt es bei den Patient*innen zu Urtikaria oder Angioödem. Urtikaria äußert sich durch juckende Quaddeln, die meist innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden. Ein Angioödem ist eine tiefere, oft schmerzhaftere Schwellung, die länger anhalten kann."

1,5 bis 2,5 % der Bevölkerung leiden an Meeresfrüchteallergie

Was die Häufigkeit der Meeresfrüchteallergie angeht, so der Forscher weiter, gibt es geografisch große Unterschiede zwischen Küstenregionen und Binnenländern. "An der Küste ist die Allergiequote höher, weil die Menschen öfter Meeresfrüchte essen. Insgesamt spricht man davon, dass ungefähr 1,5 bis 2,5 % der Bevölkerung von einer Meeresfrüchteallergie betroffen sind."

Peter Stolls nächstes Thema: Allergien auf essbare Insekten

Eine wissenschaftliche Publikation des Oktopus-Allergens ist geplant. Derzeit arbeitet der Immunologe an einer Publikation über Allergien gegen essbare Insekten. "Da Insekten - wie z. B. Heuschrecken - nach und nach auch in Mitteleuropa als Nahrungsmittel zugelassen werden, habe ich mich die letzten eineinhalb Jahre verstärkt diesem noch wenig erforschten Allergiethema gewidmet", erklärt Peter Stoll.