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Endlich erreicht: Medizin-Nobelpreisträgerin dachte, der Anruf aus Schweden sei "Spam" und schlief weiter

Der zweite Preisträger aus den USA war nach Angaben seines Labors dabei, das Leben zu genießen und zu wandern.

 Mary E. Brunkow und ihr Ehemann Ross Colquhoun wurden in den USA von Reportern geweckt.
Mary E. Brunkow und ihr Ehemann Ross Colquhoun wurden in den USA von Reportern geweckt.
Immunforscher Fred Ramsdell hat erst nach Stunden von seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Medizin erfahren - und zwar beim Wandern.
Immunforscher Fred Ramsdell hat erst nach Stunden von seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Medizin erfahren - und zwar beim Wandern.

Mary E. Brunkow ignorierte den Anruf aus Stockholm erst einmal. "Mein Telefon klingelte, ich sah eine Nummer aus Schweden und dachte: ,Das ist doch nur Spam'", erklärte sie später. "Also schaltete ich das Telefon ab und schlief weiter." Geweckt worden seien sie, ihr Mann und der Hund schließlich von Reportern. Im Gespräch fragte Adam Smith von Nobelprize.org. Brunkow, ob sie nicht mit dem Preis gerechnet habe. Sie sagte: "Überhaupt nicht, nein." Sie sprach von einer großartigen Teamleistung. "Meine wissenschaftliche Karriere hat sich seither stark verändert. Und ich arbeite eigentlich gar nicht mehr in diesem Bereich. Daher ist es mir eine Ehre, an dieser anfänglichen Arbeit beteiligt gewesen zu sein. Ich verfolge die Entwicklungen in der Medizin und wie diese Entdeckung einen kleinen Beitrag hätte leisten können. Aber ansonsten weiß ich nicht, was ich noch sagen soll. Ich bin mir sicher, dass es mir noch nicht ganz klar geworden ist."

Wegen Wanderung nicht erreichbar

Immunforscher Fred Ramsdell hat erst nach Stunden von seiner Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Medizin erfahren - und zwar beim Wandern. Ramsdell genieße derzeit das Leben und sei wegen einer Wanderung nicht erreichbar, hatte sein in San Francisco ansässiges Labor Sonoma Biotherapeutics zunächst mitgeteilt.

Als das Karolinska-Institut in Stockholm am Montag mitteilte, dass Ramsdell und seine Kollegen Shimon Sakaguchi (Japan) und Mary Brunkow (ebenfalls USA) im Dezember die Auszeichnung übergeben bekommen, war es an der US-Westküste noch mitten in der Nacht. Am Abend sei es dem Chef des Labors aber dann gelungen, Ramsdell zu erreichen, teilte seine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Forscher hab seine Wanderung vorzeitig beendet und sei nun auf dem Heimweg. Der einzige der drei Nobelpreisträger, der rechtzeitig vor der Bekanntgabe informiert werden konnte, war der japanische Forscher Shimon Sakaguchi.

Die Erkenntnisse von Ramsdell, Sakaguchi und Brunkow lieferten dem Nobelkomitee zufolge die Basis für die Entwicklung möglicher künftiger Behandlungsmethoden etwa gegen Krebs und Autoimmunkrankheiten. Die bedeutendste Auszeichnung für Mediziner ist mit 11 Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) dotiert.

Weitere Preisträger werden benannt

Am Dienstag werden die Träger des Physik-Preises benannt, am Mittwoch folgt der Chemie-Preis, danach die für Literatur und für Frieden und schließlich am kommenden Montag der von der schwedischen Zentralbank gestiftete sogenannten Wirtschaftsnobelpreis. Die feierliche Übergabe aller Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833-1896).