Dass der Riesenabendsegler Insekten im Flug fängt und frisst, war bekannt. Neu ist aber der Nachweis, dass dies auch mit Vögeln geschieht.
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Laura Stidsholt von der Universität Aarhus sowie Carlos Ibáñez und Elena Tena von der Biologischen Station Doñana stattete Riesenabendsegler in Spanien daher mit winzigen "Rucksäcken" mit Biologgern aus, die die Position, Beschleunigung, Höhe und akustische Signale der Fledermäuse und ihrer Umgebung aufzeichneten und damit ihre Jagdtechnik dokumentierten. Tonaufnahmen der Stressrufe eines Singvogels, gefolgt von plötzlicher Stille und langen Kaugeräuschen belegten nun, dass Europas größte Fledermaus ihre Beute in der Luft frisst. Das war bisher umstritten, weil einige Vögel fast halb so schwer sind wie die Fledermaus selbst. "Das wäre so, als würde ich beim Joggen ein 35 Kilogramm schweres Tier fangen und essen", erklärte Laura Stidsholt, eine der beteiligten Wissenschafterinnen.
Die Riesenabendsegler töten die Vögel demnach mit einem kräftigen Biss und beißen ihnen dann die Flügel ab, wahrscheinlich, um Gewicht und Luftwiderstand zu reduzieren. Dann wird der Vogel während des Fluges gefressen. Jedes Jahr wandern Milliarden von Singvögeln zwischen ihren Brut- und Überwinterungsgebieten. Viele Arten fliegen in großer Höhe und während der Nacht, um tagaktiven Raubtieren auszuweichen. Dies macht die Reise jedoch nicht völlig risikofrei wegen der nachts jagenden Fledermäuse.
"Mitgefühl für die Beute, aber es ist Teil der Natur"
Da Fledermäuse nachts jagen, ist es dem IZW zufolge unmöglich, die Jagd zu filmen. Stattdessen versuchten Forschende es mit Überwachungskameras an Schlafplätzen, Militärradar, Ultraschallrekordern an Heißluftballons und GPS-Trackern. Die größte Herausforderung bestand darin, Geräte zu finden, die leicht genug für die Fledermäuse waren. Solche leichten Mini-Biologger wurden an der Universität Aarhus entwickelt. Kurz vor der Pensionierung von Carlos Ibáñez - konnte das Team endlich die Jagd eines Riesenabendseglers auf einen Singvogel dokumentieren. Für Elena Tena, ebenfalls eine der Hauptautorinnen der Studie, war es nach so vielen Jahren der Arbeit ein intensiver Moment, die Tonaufnahme der Stressrufe des Vogels zu hören, gefolgt von plötzlicher Stille und langen Kaugeräuschen: "Es weckt zwar Mitgefühl für die Beute, aber es ist Teil der Natur. Wir wussten, dass wir etwas Außergewöhnliches dokumentiert hatten. Für das Team bestätigte es, wonach wir so lange gesucht hatten. Ich musste es mir mehrmals anhören, um vollständig zu begreifen, was wir aufgenommen hatten."