SN.AT / Panorama / Wissen

Experten: Krebspatienten wünschen sich mehr psychologische Betreuung

Tumor-Erkrankte sind laut einer Befragung mit Aufklärung, Einbindung in die Therapieentscheidungen und der medizinischen Behandlung durch Ärzte überwiegend zufrieden, bräuchten aber mehr psychologische Unterstützung.

Sie informierten am Montag über die Umfrage (vlnr.): Cornelia Moser (All.Can), Dr. Gudrun Auinger (Spectra), Dr. Gabriela Kornek (Leben mit Krebs; AKH Wien), Claas Röhl (Patientenorganisation “NF Kinder“).
Sie informierten am Montag über die Umfrage (vlnr.): Cornelia Moser (All.Can), Dr. Gudrun Auinger (Spectra), Dr. Gabriela Kornek (Leben mit Krebs; AKH Wien), Claas Röhl (Patientenorganisation “NF Kinder“).

Krebspatienten sind in Österreich mit ihren behandelnden Ärzten zumeist sehr zufrieden, erklärte Gudrun Auinger vom Marktforschungsinstitut Spectra am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Sie bräuchten jedoch ergänzend zur Krebstherapie mehr psychologische Betreuung. Hier gibt es im Gegensatz zu anderen medizinischen Bereichen keinen Fachkräftemangel, man könnte das Angebot demnach problemlos ausbauen, sagte Gabriela Kornek vom Allgemeinen Krankenhaus (AKH) Wien.

400 Krebspatienten wurden in einer Studie befragt, wie sie mit der Betreuung hierzulande zurecht kamen. Sie waren 18 bis über 70 Jahre alt, zur Hälfte Frauen und Männer, und zusammen von mehr als 20 verschiedenen bösartigen Erkrankungen wie Brust-, Prostata- und Hautkrebs betroffen, berichtete Auinger. Die Befragten stellten den österreichischen Krebsärzten ein sehr gutes Zeugnis aus: 80 Prozent waren "sehr zufrieden" oder "zufrieden" mit der medizinischen Betreuung.

40 Prozent klagt über teilweisen Zeitmangel der Ärzte

58 Prozent der Betroffenen berichteten, dass bei den Arztgesprächen nach der Diagnose und vor der Therapie ausreichend Zeit gewesen sei, um Fragen zu stellen, bei rund einem Drittel war dies "nur bedingt" der Fall, und sieben Prozent gaben an, sie hätten "nie Zeit dafür gehabt". Die Befragten wähnten sich zu 53 Prozent als "sehr stark eingebunden in die Entscheidung, wie die Krebserkrankung therapiert wird". "Das ist ein sehr guter Wert", sagte Auinger. Ein knappes Drittel fühlte sich nur teilweise eingebunden, zwölf Prozent "so gut wie gar nicht".

Teil der Patienten ist mit der Information auch überfordert

69 Prozent empfanden den Grad der Einbindung "gerade richtig", ein Viertel hätte gerne mehr mitentschieden. "Die Patienten möchten also demnach gerne informiert und eingebunden werden", so die Meinungsforscherin. Jeder Fünfte (21 Prozent) fühlte sich von der Informationsmenge zu Beginn überfordert, rund zwei Drittel (63 Prozent) empfanden die Erklärungen jedoch als "genau richtig". Zu kompliziert waren die Ausführungen der Mediziner für ein Viertel der Befragten, drei Viertel fanden sie gut verständlich.

Psychische Sorgen sind die größte Belastung

Als größte Belastungen und Herausforderungen durch die Diagnose gaben die Betroffenen psychische Sorgen an, gefolgt von körperlichen Begleiterscheinungen wie Schmerzen und Auswirkungen auf das persönliche Umfeld. "Viele von ihnen hätten gerne mehr darüber gewusst, wie man mit psychischen Belastungen, Ängsten und Sorgen umgeht", erklärte Auinger: "Hier bedarf es mehr Unterstützung."

In den österreichischen Kliniken wurde die psychologische Betreuung in den vergangenen Jahren bereits deutlich ausgebaut, berichtete Kornek. Am AKH Wien habe man zum Beispiel das Personal verdreifacht (von 30 auf 90 Betreuungskräften). "Es gibt genügend Interessenten für offene Stellen, die dann auch gerne hier bleiben", sagte sie: "Im niedergelassenen Bereich gibt es jedoch noch zu wenig Angebote".

Die Studie wurde von der österreichischen "All.Can"-Zweigstelle in Auftrag gegeben. Diese internationale gemeinnützige Organisation will laut eigenen Angaben die Effizienz der Krebsbehandlungen verbessern, indem die Patientenwünsche größtmöglich berücksichtigt werden.

KOMMENTARE (0)