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Fleischalternativen: Europäische Forscher fordern klare Richtlinien

Transparenz bei Zutaten, Umweltauswirkungen und Verarbeitung notwendig. Der Übergang zu nachhaltigen Proteinen müsse sozial und politisch gestaltet werden, so die Forderung.

Die Regeln für Fleischersatzprodukte seien oft intransparent, beklagen Forscherinnen und Forscher (Symbolbild).
Die Regeln für Fleischersatzprodukte seien oft intransparent, beklagen Forscherinnen und Forscher (Symbolbild).

Der große ökologische Fußabdruck der konventionellen Fleischproduktion befeuert den Trend zu Alternativen. Auf dem Weg zu pflanzlichen oder insektenbasierten Proteinen, mikrobieller Fermentation und kultiviertem Fleisch müsse die EU aber Richtlinien schaffen, die Innovationen unterstützten und zugleich Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz gewährleisteten, fordert die Dachorganisation der europäischen Akademien der Wissenschaften EASAC in einem neuen Bericht.

"Europas zukünftige Generationen werden wahrscheinlich mit weniger Fleisch auf ihren Tellern aufwachsen - und das könnte sowohl notwendig als auch vorteilhaft sein", erklärte Bert Rima, Vorsitzender der Arbeitsgruppe, laut einer Aussendung anlässlich der am Donnerstag in Brüssel präsentierten Publikation. Es gelte aber, Klima- und Biodiversitätsziele, öffentliche Gesundheit und die Ernährungssicherheit auszubalancieren. Hier würden die politischen Rahmenbedingungen noch hinterherhinken.

"Europa hat die Werkzeuge und die Innovationskraft, um weltweit führend zu sein", so Hanna Tuomisto, Professorin für nachhaltige Lebensmittelsysteme und Mitautorin des Reports der EASAC, deren Geschäftsstelle in Wien angesiedelt ist und der auch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) angehört. Der Übergang zu nachhaltigen Proteinen müsse sozial und politisch gestaltet werden, da sonst die Gefahr bestehe, dass der ökologische Vorteil und das Vertrauen der Öffentlichkeit verloren gehe.

Mehr Transparenz notwendig

Im Hinblick auf die Gesundheit könnten Fleischalternativen eine ausgewogene Ernährung unterstützen, wobei es mehr Daten über die langfristigen Auswirkungen neuerer Produkte, etwa von kultiviertem Fleisch, brauche. Verarbeitete pflanzliche Produkte würden oft übermäßig Salz und gesättigte Fette enthalten. Es brauche vollständige Transparenz, nicht nur bei den Zutaten, sondern auch bei den Umweltauswirkungen und der Verarbeitung.

EU-Bürgerinnen und EU-Bürger konsumieren den Angaben zufolge rund 22 Kilogramm tierische Proteine und 16 Kilogramm pflanzliche Proteine pro Jahr. Am im Jahr 2024 rund 7,24 Milliarden US-Dollar schweren globalen Markt für Fleischersatzprodukte habe Europa einen Anteil von 42,27 Prozent. Als Hindernisse auf dem Weg zu Fleischalternativen werden Geschmack, Textur, Natürlichkeit und Preis genannt. Offener für einen Wechsel sind laut Report jüngere, städtische und umweltbewusste Verbraucherinnen und Verbraucher.