SN.AT / Panorama / Wissen

Forschungsprojekt rekonstruiert "verlorene" Obergeschosse in Pompeji

Die Gebäude in Pompeji erreichten zwar nicht die Höhen mittelalterlicher Städte, doch auch hier konnten die großen Häuser reicher Familien mit Türmen ausgestattet sein - als Symbol von Macht und Reichtum der lokalen Elite. Damit beschäftigt sich ein neues Forschungsprojekt in der süditalienischen Ausgrabungsstätte.

Pompeji gehört zu den meistbesuchten Stätten Italiens.
Pompeji gehört zu den meistbesuchten Stätten Italiens.

Die Forschung ist Teil eines Projekts der digitalen Archäologie, das darauf abzielt, die oft verloren gegangenen Obergeschosse Pompejis zu rekonstruieren. Konkret nahmen Archäologen unter der Leitung von Gabriel Zuchtriegel, Direktor des Archäologischen Parks von Pompeji, und Susanne Muth vom Institut für Klassische Archäologie der Humboldt-Universität in Berlin (Winckelmann-Institut) eine monumentale Treppe im Haus des Thiasos in Pompeji zum Ausgangspunkt.

Türme in der pompejanischen Wandmalerei zu sehen

Die Expertinnen und Experten vermuten, dass diese Treppe zu einem Turm führte - möglicherweise ein Ort, von dem aus man die Stadt, den Golf von Neapel oder nachts die Sterne beobachten konnte. Solche Türme sind in der pompejanischen Wandmalerei zu sehen. Diese Villen wiederum dienten als Vorbild für die Stadthäuser der Elite.

"Die archäologische Forschung in Pompeji ist äußerst komplex. Neben der Feldarbeit mit Ausgrabungen, die unversehrte Kontexte des antiken Lebens zutage fördern, gibt es auch nicht-invasive Forschung - Studien und Rekonstruktionshypothesen dessen, was nicht erhalten geblieben ist, aber unser Wissen über den Ort vervollständigt", erklärte Pompejis Direktor Zuchtriegel in einem Beitrag, der vom E-Journal Pompejis veröffentlicht wurde.

"Das 'verlorene Pompeji' besteht vor allem aus den Obergeschossen - diese sind entscheidend für das Verständnis des Lebens in der antiken Stadt. Durch die Zusammenführung der Daten in einem digitalen 3D-Modell können wir Rekonstruktionshypothesen entwickeln, die helfen, das damalige Leben, den Raum und die Gesellschaft zu verstehen", erklärt Zuchtriegel.

Das Projekt nutzt die neuesten Technologien in der digitalen Dokumentation und virtuellen Rekonstruktion, die neue Wege für Forschung, Denkmalschutz und Wissensvermittlung in der Archäologie eröffnen. Auf der Grundlage detaillierter digitaler Scans der erhaltenen Räume wurde das Verlorene digital rekonstruiert - um das architektonische Ensemble als Lebens- und Wohnraum der Antike erfahrbar zu machen.

(S E R V I C E: https://pompeiisites.org/e-journal-degli-scavi-di-pompei/)