"Unser Team hat sich intensiv mit dem Thema Frühstück beschäftigt", erklärte Ernährungswissenschafter Manuel Schätzer gegenüber der APA. Besonders bei "Kinder"-Cerealien lohne sich ein genauer Blick auf die Nährwerte, denn jedes dritte Kinderprodukt überschreitet die empfohlenen Zuckerwerte. Produkte, die auf den ersten Blick wertvoll und kindgerecht wirken, weisen auf den zweiten Blick oft deutliche Unterschiede in ihrer Nährstoffqualität auf.
Ballaststoffe: Unterschätzte Rolle für ausgewogene Ernährung
"Ballaststoffe spielen eine entscheidende und vielfach unterschätzte Rolle für eine ausgewogene, blutzuckerstabile Ernährung und die Darmgesundheit - sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen", erklärte SIPCAN-Vorstand und Internist Friedrich Hoppichler. "Ein ballaststoffreiches Frühstück sorgt dafür, dass unser Gehirn gleichmäßig mit Energie versorgt wird. Das wirkt sich positiv auf die Konzentration und Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen in der Schule aus."
Im Alltag würden aber deutlich zu wenig Ballaststoffe aufgenommen: Kinder und Jugendliche im Schnitt rund 14 Gramm täglich - die Wissenschaft empfiehlt 20 bis 28 Gramm, und Erwachsene etwa 19 Gramm, der Referenzwert liegt hier bei mindestens 30 Gramm.
Cerealien schneiden deutlich schlechter ab
Wie die Studie veranschaulicht, können klassische Müslis und Getreidebreie grundsätzlich als wertvolle Quelle zur täglichen Ballaststoffzufuhr beitragen. "Cerealien schneiden in dieser Hinsicht jedoch deutlich schlechter ab - ein Aspekt, der beim Einkauf häufig übersehen wird", betonte Studienkoordinator Bastian Preissler.
Für diese SIPCAN-Studie wurden ausschließlich Produkte untersucht, die zusätzlich gesüßt wurden, zum Beispiel mit Zucker, Schokolade, Früchten oder Süßungsmitteln. Im Vergleich zur ersten Erhebung im Jahr 2021 zeigte sich ein positiver Trend. Der durchschnittliche Zuckergehalt ist insgesamt um 9,5 Prozent gesunken. Diese Entwicklung sei auch auf die kontinuierliche Arbeit von SIPCAN zurückzuführen, die seit Jahren auf eine Verbesserung der Nährwertqualität im Frühstückssegment hinarbeitet, hieß es. Der durchschnittliche Zuckergehalt liegt insgesamt bei 15,4 Gramm pro 100 Gramm und der Ballaststoffgehalt bei 8,4 Gramm pro 100 Gramm.
In Getreidebreien am wenigsten Zucker
Unter den Produktgruppen gibt es laut der Studie erhebliche Unterschiede beim Nährstoffgehalt. So enthalten Getreidebreie im Durchschnitt am wenigsten Zucker (13,0 g/100 g), danach folgen klassische Müslis (13,7 g/100 g) sowie Knuspermüslis (16,0 g/100 g). Am süßesten sind Cerealien (18,3 g/100 g). Getreidebreie und klassische Müslis schneiden auch besser ab, wenn es um den Ballaststoffgehalt geht (10,1 g bzw. 9,3 g/100 g im Vergleich zu 8,3 g bzw. 6,5 g bei Knuspermüslis und Cerealien).
Knuspermüslis und vor allem Frühstückscerealien zählen zu den hoch verarbeiteten Lebensmitteln. In den letzten Jahren seien sie wissenschaftlich zunehmend in Verdacht geraten, dass ein hoher Konsum Übergewicht und viele chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen kann.
Um 80 Prozent mehr Zucker in Kinder-Cerealien
Bei zwei von drei Kinderprodukten (60 Prozent) handelt es sich um Cerealien. Sie weisen im Vergleich zu den übrigen Kinderprodukten deutlich ungünstigere Nährwerte auf, und zwar im Durchschnitt 18,8 Gramm Zucker pro 100 Gramm und damit um rund 80 Prozent mehr als alle anderen Kinderprodukte (10,5 Gramm). Auch der Ballaststoffgehalt in Kinder-Cerealien ist um 30 Prozent geringer als in anderen Kinderprodukten.
Insgesamt zeigt die Studie auf, dass jedes dritte Kinderprodukt (33 Prozent) einen Zuckergehalt aufweist, der über 20 Gramm pro 100 Gramm und somit über den wissenschaftlichen Orientierungskriterien von SIPCAN liegt.
Beim Einkauf sei es daher entscheidend, auf den Zuckergehalt und den Gehalt an Ballaststoffen zu achten. So könne in Hinblick auf eine blutzuckerstabile Ernährung und eine gleichmäßige Energieversorgung eine gute Wahl getroffen werden, erklärte Preissler.
"Lebensmittelproduzenten sollen Angebot gesünder gestalten"
Um Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Lebensmittelproduzenten eine klare Orientierung zu geben, hat SIPCAN einfache, wissenschaftlich fundierte Kriterien für Müslis und Cerealien entwickelt: maximal 20 Gramm Zucker pro 100 Gramm, maximal 20 Gramm Fett pro 100 Gramm, kein Einsatz von Süßstoffen oder Zuckeraustauschstoffen.
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse fordert SIPCAN eine weitere Stärkung der Ernährungsbildung und damit auch der Ernährungskompetenz an Schulen und in Familien. "Kinder sollen früh lernen, wie sie die Qualität von Lebensmitteln einschätzen können und warum Aspekte wie Ballaststoffe, Portionsgröße oder der Verarbeitungsgrad eine Rolle spielen. Gleichzeitig sind auch alle Lebensmittelproduzenten aufgerufen, das Angebot schrittweise gesünder zu gestalten", sagte Hoppichler.
(S E R V I C E: Auf der SIPCAN-Website steht eine Online-Datenbank aller Produkte zur Verfügung, die nach Zuckergehalt und Produktnamen gefiltert werden kann: www.sipcan.at/muesli-check. Der vollständige Studienbericht ist auf www.sipcan.at/im-fokus zu finden.)