Der Anstieg der globalen Erderwärmung verläuft immer rascher. Laut den Prognosen des Grazer Wegener Centers an der Universität Graz wird im Jahr 2025 ein Anstieg von 1,48 Grad über dem vorindustriellen Niveau erreicht. Aber auch der langfristige Temperaturanstieg über die letzten 20 Jahre liege bereits sehr nahe an der 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens, teilten die Forscher am Montag mit.
Teile Europas und der Welt hatten in diesem Jahr mit extremer Hitze zu kämpfen, in Österreich wurden 30 Hitzetage verzeichnet. Die Forschenden des Grazer Wegener Centers können schon jetzt eine beunruhigende Prognose für das Gesamtjahr liefern. Laut den neuesten Berechnungen von Gottfried Kirchengast und Moritz Pichler werde 2025 mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit ein Anstieg von 1,48 Grad Celsius (plus/minus 0,09 Grad Celsius) gegenüber dem vorindustriellen Niveau erreicht. "Unsere Berechnungen enthalten bis August Beobachtungsdaten und ab September Saisonvorhersagen", erläuterte Pichler.
Zwei-Grad-Limit rückt immer näher
Nach den jüngsten Auswertungen wird es auch immer herausfordernder, den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens nachzukommen und die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten. Laut dem letzten Weltklimabericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) sei mit dem Erreichen der langfristigen globalen Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius - betrachtet im Zeitraum von 20 Jahren - bereits zwischen 2030 und 2035 zu rechnen. Kirchengast setzt das Datum noch früher an: "Unsere Projektion bis 2034 auf Basis der Daten bis 2025 zeigt, dass wir die Grenze von 1,5 Grad Celsius mit über 95 Prozent Wahrscheinlichkeit schon vor 2030 überschreiten werden."
Kirchengast, Klimaforscher am Wegener Center und Institut für Physik der Universität Graz, erklärte, dass die natürliche Klimaschwankung El Niño bereits Mitte 2024 abgeklungen ist. Diese Klimaschwankung hatte ja dazu geführt, dass die Erderwärmung für das Jahr 2024 - mit 1,62 Grad Celsius - noch höher als 2025 ausgefallen war. Dennoch bleibe die globale Erderwärmung aufgrund der hohen Treibhausgasemissionen ein ernstes Problem. Die gefährliche Entwicklung lasse sich nur durch drastische Reduktionen der Emissionen einbremsen.
Treibhausgasemissionen entscheidende Treiber
Die Szenarien der Grazer Forscher zeigen, dass bei gleichbleibenden Emissionen die 1,7 Grad Celsius noch vor 2035 überschritten würden. "Nur wenn wir die Emissionen bis 2035 mehr als halbieren, können wir danach unter 1,7 Grad Celsius bleiben und in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wieder unter 1,5 Grad Celsius kommen", betonte Kirchengast. Aus Sicht des Grazer Wissenschafters seien Klimaschutzbeiträge zur Erfüllung des Abkommens "noch nie so dringend, und die politisch Verantwortlichen sind mehr gefordert denn je".