Innerhalb weniger Minuten könnten Betroffene demnach eine Infektion erkennen, ganz ohne Labor, Strom oder medizinisches Personal. "Diese Strategie eröffnet neue Möglichkeiten für die weltweite Früherkennung und Bekämpfung der Influenza", erklärte Lorenz Meinel von der Universität Würzburg, der das Team mit weiteren Experten aus Braunschweig und Köln leitet.
Im Mittelpunkt des neuen Diagnoseverfahrens stehen Thymol, ein unter anderem in Thymian vorkommender Naturstoff, sowie ein virusspezifischer Zuckerbaustein. Bei Kontakt mit aktiven Grippeviren im Speichel von Patienten wird Thymol freigesetzt, und im Mund entsteht den Experten zufolge ein klar erkennbarer Geschmack.
Süß, bitter oder auch salzig
Das System kann demnach mit süßen, bitteren oder auch salzigen Geschmacksrichtungen ausgestattet werden, auch kindgerecht. Ebenso lasse es sich auf unterschiedliche Krankheitserreger übertragen. "Für andere Infektionen könnte beispielsweise der virusspezifische Zuckerbaustein durch ein bakterienspezifisches Peptid ersetzt werden", erklärte Meinel. Das Grundprinzip bliebe dabei dasselbe.
Nun arbeitet das Forschungsteam daran, die Sensoren in Kaugummis oder Lutscher einzuarbeiten und das diagnostische System massentauglich zu machen. Dabei kooperieren die Experten mit einem Startup. Für die Entwicklung veranschlagen die Wissenschafter rund vier Jahre.
Die Methode eröffnet nach Ansicht der Beteiligten "neue Möglichkeiten für die niederschwellige Diagnostik viraler und bakterieller Infektionen". Derartige Anwendungen eigneten sich besonders für Schulen, Kindergärten oder Altersheime sowie für ärmere Länder, wo eine aufwendige und teure Labordiagnostik kaum machbar sei.