Der Schutz indigener Territorien im Amazonasgebiet senkt auch das Krankheitsrisiko für Millionen Menschen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Weltnaturschutzunion IUCN mit Sitz in der Schweiz. Intakte Wälder auf indigenen Territorien reduzieren die Ausbreitung von 27 verschiedenen Krankheiten. Dabei handelt es sich sowohl um Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die durch Waldbrände ausgelöst werden, als auch um Infektionen, die von Tieren übertragen werden.
"Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit von politischen Maßnahmen zur Unterstützung indigener Landrechte", schrieben die Forscherinnen und Forscher in der Studie, die am Donnerstag in der Fachzeitschrift "Communications Earth and Environment" veröffentlicht wurde. Für ihre Analyse werteten die Forschenden Daten aus 1.733 Gemeinden in acht Ländern des Amazonasbeckens aus - darunter Brasilien, Bolivien, Kolumbien und Peru. Zwischen 2001 und 2019 wurden dort fast 30 Millionen Krankheitsfälle registriert, von feuerbedingten Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Leiden bis zu Malaria, Chagas oder Fleckfieber.
Beginn der Waldbrandsaison
Die Analyse zeigt, dass Gemeinden in der Nähe intakter indigener Wälder ein geringeres Risiko für solche Erkrankungen aufweisen. Dagegen erhöhen Abholzung, Brandrodung und der Ausbau von Landwirtschaft und Infrastruktur die Gesundheitsgefahren erheblich. Nach Schätzungen der Autorinnen und Autoren könnten allein im brasilianischen Amazonas jedes Jahr rund 15 Millionen Fälle von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermieden werden, wenn die Wälder auf indigenem Land intakt bleiben.
"Die Studie erscheint genau zu Beginn der Waldbrandsaison in den Amazonasländern", wurde die Co-Erstautorin der Studie Ana Filipa Palmeirim von der brasilianischen Bundesuniversität von Pará in einer Mitteilung der IUCN zitiert. "Diese Brände füllen die Luft mit dichtem, erstickendem Rauch, der Scharen von Menschen wegen Atemwegserkrankungen ins Krankenhaus bringt."