Der Ignaz L. Lieben-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) geht heuer an die ungarische Chemikerin Edit Mátyus von der Eötvös Loránd Universität in Budapest. Sie erhält den ältesten Preis der Akademie am Mittwoch (14.5.), teilte die ÖAW mit. Zudem verleiht die Gelehrtengesellschaft den Bader-Preis für Kunstgeschichte an die Kunsthistorikerin Sophie Morawitz von der Uni Wien. Die Auszeichnungen sind jeweils mit 36.000 Dollar (32.000 Euro) dotiert.
Edit Mátyus wird für ihre "wegweisenden Beiträge zur theoretischen Chemie ausgezeichnet, insbesondere für ihre Arbeiten zur molekularen Quantenelektrodynamik". Sie entwickelt hochpräzise Modelle zur Beschreibung molekularer Quantenzustände und liefert damit wichtige Grundlagen für Anwendungen in der Spektroskopie, Quantenchemie und molekularen Astrophysik, begründet die ÖAW die Vergabe des Lieben-Preises. Mit diesem würdigt die Akademie alljährlich herausragende Forschungsleistungen von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern unter 40 Jahren aus Österreich, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn in den Fachbereichen Molekularbiologie, Chemie und Physik.
Beiträge zu theoretischer Chemie und kunsthistorischer Glasmalerei gewürdigt
Sophie Morawitz wird für ihre kunsthistorische Dissertation über die Stadtpfarrkirche St. Ägidius und Koloman Steyr ausgezeichnet. Sie widmet sich darin einem bisher wenig beachteten Medium der frühneuzeitlichen Kunst: der Glasmalerei. Morawitz rekonstruierte den weitgehend verlorenen Glasmalereibestand aus den 1520er-Jahren und beleuchtet auch dessen liturgische und gesellschaftliche Nutzung im Kirchenraum. Der Bader-Preis wird an junge österreichische Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker vergeben, die sich mit Malerei und Zeichnung zwischen 1500 und 1850 beschäftigen.
Der nach dem Gründer des Bankhauses Lieben benannte Ignaz L. Lieben-Preis wurde ursprünglich 1863 gestiftet. Seine Vergabe wurde 1938 wegen Verfolgung der Stifterfamilie durch die Nationalsozialisten eingestellt. Durch finanzielle Unterstützung des US-amerikanischen Stifter-Ehepaares Isabel und Alfred Bader konnte der Lieben-Preis reaktiviert und 2004 erstmals neu ausgeschrieben werden. Der 1924 in Wien geborene Chemiker und Kunstmäzen Alfred Bader musste 1938 selbst im Rahmen eines Kindertransports vor dem NS-Regime nach England fliehen.