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24 Millionen Euro für Krebs- und Epilepsietherapie: Drei neue "Klinische Forschungsgruppen" in Wien gestartet

Mit je rund acht Millionen Euro machen sich drei neue "Klinische Forschungsgruppen" (KFG) im Rahmen des gleichnamigen Förderprogramms der Ludwig Boltzmann Gesellschaft (LBG) auf die Suche nach neuen Behandlungen.

Von links nach rechts: Michaela Fritz, Vizerektorin für Forschung und Innovation der MedUni Wien; Eva-Maria Holzleitner, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung; Freyja-Maria Smolle-Jüttner, Präsidentin Ludwig Boltzmann Gesellschaft; Silvia Bonelli-Nauer, Leiterin Klinische Forschungsgruppe (KFG) „EPICONN“; Bernhard Englinger, Leiter KFG „StrikeBC“; Johannes Längle, Leiter KFG „CRC-Res“
Von links nach rechts: Michaela Fritz, Vizerektorin für Forschung und Innovation der MedUni Wien; Eva-Maria Holzleitner, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung; Freyja-Maria Smolle-Jüttner, Präsidentin Ludwig Boltzmann Gesellschaft; Silvia Bonelli-Nauer, Leiterin Klinische Forschungsgruppe (KFG) „EPICONN“; Bernhard Englinger, Leiter KFG „StrikeBC“; Johannes Längle, Leiter KFG „CRC-Res“

Der Fokus der auf bis zu acht Jahre Laufzeit ausgerichteten Einrichtungen liegt auf Darm- und Blasenkrebs sowie auf der Therapie von Epilepsien, die sich bisherigen Zugängen verwehren, hieß es bei der Präsentation am Montagvormittag.

Für die Auswahl der hochdotierten Förderungen zeichnete eine international besetzte Expertenkommission verantwortlich. Das vom Wissenschaftsministerium und der Boltzmann Gesellschaft 2022 ins Leben gerufene KFG-Programm ist Teil der seit wenigen Jahren vorangetriebenen Fokussierung der LBG auf den Bereich der medizinischen Forschung.

Meduni Wien ist Standort aller neuer Gruppen

Mit den Mitteln aus ihrem Ressort und vom "Fonds Zukunft Österreich" sorge man "für evidenzbasierte Innovation in der Gesundheitsversorgung" und stärke so den Gesundheits- und Forschungsstandort, wird Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) in einer Aussendung zitiert. Mit den KFG bringe man Ideen aus der exzellenten Wissenschaft in Richtung Patientinnen und Patienten, so LBG-Präsidentin Freyja-Maria Smolle-Jüttner.

Die in dieser Vergaberunde ausgewählten Gruppen starten allesamt an der Medizinischen Universität (Meduni) Wien und befassen sich mit zielgerichteten Therapien für schwere Erkrankungen - darunter etwa die fokale Epilepsie. Unter dem Akronym "EPICONN" will man unter der Leitung von Silvia Bonelli-Nauer mehr über jene rund ein Drittel der Fälle der neurologischen Erkrankung herausfinden, bei denen sich Anfälle nicht mit Medikamenten kontrollieren lassen. Bei derartigen Fällen könnte es sein, dass der Auslöser sich nicht auf ein Gehirnareal beschränkt, sondern von großen Netzwerken ausgeht. Zunächst sollen "300 Personen mit fokaler Epilepsie zur Teilnahme an der Studie eingeladen werden". Die Erkenntnisse daraus sollen dann in mehreren Epilepsiezentren in Österreich erprobt werden.

Gezielter gegen Darm- und Blasenkrebs

Mit Darmkrebs-Formen, die während der Behandlung Resistenzen gegen die Therapie entwickeln, setzt sich die Forschungsgruppe "CRC-Res" unter der Leitung von Johannes Längle auseinander: Relativ viele Tumore finden nämlich einen Weg, sich den zunächst oft erfolgreichen Behandlungen zu entziehen. Dem will das Team mit Tumormodellen entgegenwirken, die auf den jeweiligen Patienten abgestimmt sind. Das ist notwendig, da sich die Genetik und Biologie eines jeden Tumors individuell unterscheidet. Längle und sein Team wird auf Basis von Gewebeproben eigene Tumore im Labor züchten, um an ihnen die bestgeeigneten Behandlungen zu erproben. Ebenso "gezielter, individueller und schonender" will die KFG "StrikeBC" um Bernhard Englinger Behandlungen gegen Blasenkrebs gestalten. Auch hier verfolgt man den Weg, mehr über die individuellen Erkrankungen herauszufinden und diese sozusagen nachzubilden, heißt es in der Projektbeschreibung.

Für Meduni-Wien-Vizerektorin Michaela Fritz setzt das Förderprogramm "genau dort an, wo es am meisten gebraucht wird: bei der Förderung von Synergien und einer intensiveren Zusammenarbeit innerhalb unserer wissenschaftlichen Community". Man habe es hier mit einer wichtigen Möglichkeit zu tun, um auch aufwendigere "wissenschaftsgetriebene Studien" voranzutreiben.