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Schlafend, wandernd, offline: Nobelpreisträger kaum erreichbar

Das Nobelpreiskomitee hatte dieses Jahr Schwierigkeiten, die Nobelpreisträger zu informieren.

Nobelpreisträger sind heuer nur schwer erreichbar.
Nobelpreisträger sind heuer nur schwer erreichbar.

Fünf der sechs am Montag und Dienstag bedachten Wissenschafter arbeiten in den USA, wo es zum Zeitpunkt der Preisbekanntgabe in Stockholm noch sehr früh war. Nur Quantenforscher John Clarke fand sich direkt zum Gespräch mit Stockholm ein - ebenso wie der Japaner Shimon Sakaguchi, für den der Tag schon weiter fortgeschritten war. Die nicht erreichbaren Vier:

Immunforscher Fred Ramsdell erfuhr am Montag erst nach Stunden von seinem Nobelpreis für Medizin. Seine Ehefrau Laura O'Neill habe auf einmal angefangen zu schreien, als sie auf einem Campingplatz in der Nähe des Yellowstone-Nationalparks angekommen seien, sagte Ramsdell dem Karolinska-Institut. Er habe gedacht, sie habe möglicherweise einen Grizzlybären gesehen - "aber es stellte sich heraus, es war kein Grizzlybär, und sie hat gesagt: 'Du hast den Nobelpreis gewonnen!'" Das habe er nicht, entgegnete Ramsdell - "und sie hat gesagt: 'Aber ich habe hier 200 SMS, in denen steht, dass du ihn gewonnen hast!'"

"Ich brauche meinen Schlaf"

Ebenfalls die Ehefrau im Spiel war bei dem am Dienstag ausgezeichneten Quantenforscher John Martinis. Seine Frau habe bis spät in die Nacht ein Buch gelesen, er selbst habe schon geschlafen, erzählte der Preisträger dem Nobelkomitee. Es habe dann etliche Anrufe und Presseanfragen gegeben. "Meine Frau ist sehr gut zu mir, sie hat mich ein paar Stunden lang nicht geweckt, denn sie weiß, dass ich meinen Schlaf brauche."

Auch die am Montag ebenfalls bedachte Immunforscherin Mary Brunkow ging beim Anruf aus Stockholm erst mal nicht dran. "Mein Telefon klingelte, ich sah eine Nummer aus Schweden und dachte: "Das ist doch nur Spam"", erklärte sie später. "Also schaltete ich das Telefon ab und schlief weiter." Geweckt worden seien sie, ihr Mann und der Hund schließlich von Reportern.

Ein persönliches Statement des am Dienstag geehrten Quantenforschers Michel Devoret wurde zunächst nicht breiter bekannt.

Clarke, Devoret und Martinis waren mit dem Physik-Nobelpreis für ihre Forschung zur Quantenmechanik ausgezeichnet worden. Brunkow, Ramsdell und Sakaguchi erhalten den diesjährigen Medizin-Nobelpreis für ihre Entdeckungen zur sogenannten peripheren Immuntoleranz, die verhindert, dass das Immunsystem dem Körper schadet.