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Nobelpreisträger und Exoplanetenforscher Queloz in Graz

Didier Queloz und Michael Mayor haben gefunden, wonach Astronomen lange Zeit vergeblich gesucht hatten - einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems, der um einen Stern kreist. Das brachte dem damaligen Schweizer Doktoranden und seinem Doktorvater 2019 den Nobelpreis für Physik ein. In Graz wird er am 30. September vor breitem Publikum über die "Exoplaneten-Revolution" und die Möglichkeit von Leben im Universum sprechen.

Didier Queloz erhielt 2019 den Nobelpreis für Physik
Didier Queloz erhielt 2019 den Nobelpreis für Physik

Als der italienische Astronom Giordano Bruno vor mehr als 400 Jahren behauptete, dass die Sterne am Himmel nichts anderes als weit entfernte Sonnen sind, um welche Planeten kreisen, landete er auf dem Scheiterhaufen. Der bahnbrechende Nachweis, dass es tatsächlich so ist, ist 1995 Queloz und Mayor mit dem ersten Nachweis eines extrasolaren Planeten gelungen. "Die Leute waren jahrelang skeptisch, wir mussten wirklich Überzeugungsarbeit leisten und haben es geschafft", so Queloz gegenüber der APA. Mittlerweile sind bereits knapp 6.000 sogenannte Exoplaneten entdeckt worden. Es ist damit zu rechnen, dass es mehr Planeten als Sterne gibt - darunter vielleicht eine zweite Erde.

"Dimidium" stellte alles auf den Kopf

"Dimidium" - so wurde der rund 50 Lichtjahre von der Erde entfernte Planet, den Queloz und Mayor 1995 nachgewiesen haben, genannt. Der riesige Gasplanet besitzt nur etwa die halbe Jupitermasse, worauf sich der Name (lat. "die Hälfte") bezieht. Seinen Stern umkreist er in einer sehr geringen Distanz. Das half auch bei der Entdeckung, denn ein großer Planet in geringer Distanz zu seinem Stern kann diesen durch seine Gravitationskraft in Schwingungen versetzen und zum "Wackeln" des Sterns verleiten. Und das haben die beiden Wissenschafter in Form von feinen Frequenzverschiebungen im Lichtspektrum des Sterns gemessen.

Bis dahin bildete unser Sonnensystem die einzige Grundlage unseres Wissens über Planeten und das Leben im Universum. Die Entdeckung von Exoplaneten hat seither diese Perspektive einschneidend verändert. "Die entdeckten Planeten und die Fülle unterschiedlichster Planetensysteme hat die wissenschaftliche Sicht auf das Universum und unseren eigenen Platz darin verändert", so der Nobelpreisträger. Queloz selbst spricht von einer "Exoplaneten-Revolution". Darin eingeschlossen auch die Entwicklung neuer astronomischer Instrumente und experimenteller Techniken zur Entdeckung neuer Planeten. Queloz selbst hat die Erkennung und Messung dieser Systeme erweitert und zur Entdeckung und Charakterisierung von mehreren Hundert weiteren Exoplaneten beigetragen.

Suche nach Spuren von Leben im Universum

Die Vielfalt an Größen, Konsistenz und Umlaufbahnen der Planeten und Planetensysteme ist tatsächlich erstaunlich. Das weckt zugleich den Drang der Forschenden auf diesen neuen Welten nach Lebenszeichen zu suchen und so unsere eigenen Ursprünge zu erforschen. Besonders interessant an den neu entdeckten Planeten sind jene, die lebensfreundliche Bedingungen haben könnten. Also solche, die ihr Zentralgestirn in einem Abstand umkreisen, der die Existenz von flüssigem Wasser - Voraussetzung für die Existenz von Leben - grundsätzlich möglich macht. Auf diese konzentriert sich auch Queloz, mit dem Ziel, die Ursprünge des Lebens zu verstehen und unser Verständnis vom Leben im Universum weiter voranzubringen. Aktuell ist Queloz Direktor des neuen "Leverhulme Centre for Life in the Universe" in Cambridge und des "Centre for Origin and Life in the Universe" an der ETH-Zürch, Schweiz.

Bei seinem öffentlichen Vortrag zum Thema "The exoplanet revolution and life in the Universe" (in englischer Sprache) will der Physiker und Astronom das interdisziplinäre Forschungsgebiet vorstellen und einen Überblick über die Erforschung des Lebens im Universum und darüber geben, wie man sich den Ursprung des Lebens auf der Erde heute vorstellt. Es sollen neueste Experimente über einen möglichen Ursprung präbiotischer chemischer Bausteine vorgestellt werden und er will eine langfristige Perspektive zur Entdeckung erdähnlicher Systeme, die sich für die Fernerkundung von Leben eignen, vorstellen.

Zur Person

Der Astronom und Astrophysiker Didier Queloz (geb. 1966 in Genf) war ab 2013 als Professor für Physik an den Universitäten Genf und Cambridge tätig. Seit 2021 ist er auch an der ETH Zürich, wo er ein neues Zentrum zur Erforschung der Entstehung des Lebens im Universum aufbaut. In Cambridge leitet er ein Forschungsprogramm, das zum Ziel hat, unser Verständnis von der Entstehung, der Struktur und Bewohnbarkeit von Exoplaneten weiter zu verbessern. Der 59-jährige Spitzenwissenschaftler gilt auch als der geistige Vater der im Jahr 2019 gestarteten CHEOPS-Mission der ESA, deren Ziel die Charakterisierung von Exoplaneten ist. Dabei konzentriert man sich in erster Linie auf kleinere Planeten mit eins bis sechs Erdradien und bestimmt auch die Bestandteile ihrer Atmosphären. Durch die Interpretation der CHEOPS-Daten wird die Entwicklung der Atmosphäre der Planeten erforscht. Queloz ist anlässlich des CHEOPS Science Team Meeting zu Gast am Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

(S E R V I C E - Link zur Anmeldung: https://www.oeaw.ac.at/iwf/events/didier-queloz)