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Parkinson: Fernsehlegende Frank Elstner spricht über seine Erkrankung

20.000 Menschen in Österreich haben Parkinson. Ihre Muskeln werden steif. Sie haben Schmerzen. Die Hände zittern. Den Körper aufrecht zu halten fällt zunehmend schwer. Ein Betroffener: Moderator und "Wetten, dass..?"-Erfinder Frank Elstner.

Frank Elstner
Frank Elstner

Vor fünf Jahren bekam Elstner die Diagnose. Mittlerweile ist ihm sein Kampf gegen Parkinson zur Mission geworden. Mit Neurologen Jens Volkmann hat der 79-Jährige die Parkinson-Stiftung ins Leben gerufen und jetzt das Buch "Dann zitter ich halt" veröffentlicht.

Herr Elstner, hat diese Krankheit Sie verändert? Elstner: Ich glaube nicht. Ich komme damit bisher gut zurecht. Wenn ich morgens aufstehe, sage ich mir nicht: "Ich armer Kerl, ich habe Parkinson." Sondern: "So, jetzt wollen wir mal sehen, wie wir mit dem Parkinson wieder klarkommen."

Wie äußert sich Ihr Parkinson? Elstner: Meine Bewegungen sind ein bisschen langsamer geworden. In meinem Leben bin ich immer sehr viel gewandert, heute kriege ich schon nach einer Stunde einen leicht schiefen Rücken. Mein Gehbild ist das eines Parkinson-Kranken - und nicht das eines Gesunden.

Herr Volkmann, Sie diagnostizieren bei Herrn Elstner "Parkinsönchen" - was meinen Sie damit? Volkmann: Er hat relativ wenig Bewegungsverlangsamung. Das ist der Teil der motorischen Beschwerden, der die meisten Einschränkungen im Alltag mit sich bringt. Er hat ein Zittern, das sichtbar, aber nicht so furchtbar ausgeprägt ist. Bislang hat er Glück, dass er noch wenig betroffen ist.
Elstner: Das mag vielleicht daran liegen, dass ich immer so viel Sport gemacht habe. Ich bin ja zum Beispiel fast tausend Kilometer auf dem Jakobsweg gelaufen.

Wie wichtig ist Sport für Parkinson-Patienten? Volkmann: Sehr wichtig. Weil es eine Krankheit ist, die das Bewegungssystem betrifft. Durch Sport kann man eine gewisse Reserve aufbauen und damit auch dem Parkinson-Symptom entgegenbauen.

Herr Elstner, Sie bekamen die Diagnose Parkinson 2016 mit 74 Jahren. Wie haben Sie sich danach gefühlt? Elstner: Ich bin runtergegangen zu meinem Fahrer, der gleichzeitig mein Assistent und Freund ist, und habe gesagt: "Scheiße, ich habe Parkinson." Wir sind erst einmal rumgefahren, um mich zu beruhigen. Dann habe ich meine Frau angerufen und gesagt: "Pass auf, ich habe Parkinson. Wir müssen in Zukunft ein bisschen Rücksicht auf die Umstände dieser Krankheit nehmen."

Gibt es Momente, in denen Sie Parkinson vergessen können? Elstner: Laufend. Wenn ich mit Freunden zusammensitze - und sei es bloß, dass wir Skat spielen -, dann sagt man mit Sicherheit nicht: "18, 20, Parkinson …"

Parkinson soll auch den Schlaf beeinflussen … Elstner: Das ist bei mir ein großes Problem. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das immer was mit Parkinson zu tun hat. Schlecht schlafen ist schon seit Jahrzehnten Teil meines Lebens. Ich bin halt ein unruhiger Mensch. Mir fällt es schwer, gut zu schlafen.

Professor Volkmann hat Ihnen nach der Diagnose Mut gemacht. Wie ist ihm das gelungen? Elstner: Indem er klipp und klar gesagt hat: Du wirst nicht an Parkinson sterben. Das ist keine tödliche Krankheit. Du wirst mit Parkinson sterben. Und jetzt streng dich an und versuche vernünftig zu leben.

Herr Volkmann, der Arzt James Parkinson, der die Krankheit entdeckt hat, lebte vor mehr als 200 Jahren. Und bis heute ist es nicht möglich, Parkinson zu heilen … Volkmann: Wir verstehen aber besser, was in den Nervenzellen schiefläuft: dass sie vorzeitig absterben. Trotzdem gibt es nicht ein einziges Medikament, das diesen Prozess aufhalten könnte. Wir überlassen diese Art von Forschung, der Medikamentenentwicklung, heute überwiegend den Pharmafirmen, und die gucken natürlich immer nach der Kommerzialisierung. Aber Parkinson ist keine so häufige Erkrankung, dass sich Behandlungsansätze immer kommerziell lohnen; und die Risiken, dass ein Medikament aus wirtschaftlichen Gründen nicht auf den Markt kommt, sind hoch.

Sie empfehlen das Einsetzen eines Hirnschrittmachers. Warum? Volkmann: Parkinson-Kranken fehlt ein bestimmter chemischer Überträgerstoff im Gehirn, das Dopamin. Das kann man von außen durch Tabletten ersetzen und stimulieren. Das Problem ist aber, dass das Dopaminsystem im Gehirn sehr weit verteilt ist und nur ein bestimmter Teil von der Parkinson-Krankheit betroffen ist, nämlich der, der die Bewegung regelt. Deshalb kommt es bei der Medikamentenbehandlung in anderen Bereichen häufig zu Überdosierungen samt Nebenwirkungen. Der Hirnschrittmacher kann die chemische Stimulation ersetzen und eine kontinuierliche Reizung auf elektrischem Wege erreichen. Der Vorteil ist, dass man bestimmte Nebenwirkungen wieder zurückfahren kann.

Wie groß sind die Risiken? Volkmann: Überraschend klein. Die Risiken, dass bei den Eingriffen ein bleibender schwerer neurologischer Schaden auftritt, liegen unter einem Prozent.

Herr Elstner, am 6. November wird Thomas Gottschalk wieder einmal "Wetten, dass..?" präsentieren. Den Showklassiker, den Sie erfunden haben. Juckt es Sie manchmal, selbst wieder auf die "Wetten, dass..?"-Bühne zu gehen? Elstner: Ich bin vom ZDF und von Thomas eingeladen worden, zu dieser Sendung zu kommen. Das mache ich natürlich mit großer Neugier und freu mich drauf. Aber ich selbst würde keine große Show mehr moderieren wollen. Ich glaube, es gibt Gesichter, die man eines Tages genug gesehen hat. Und dazu zählt meins bestimmt.

In Ihrem Buch haben Sie den Schauspieler und Kabarettisten Ottfried Fischer, der auch an Parkinson leidet, gefragt, ob es etwas gäbe, was er noch einmal gerne machen würde. Er sagte, er würde gern noch mal richtig springen können. Was würden Sie denn gern noch einmal machen? Elstner: Vor Kurzem habe ich mit einem meiner besten Freunde Tennis gespielt und selbst so schlecht gespielt wie lange nicht mehr. Also ich würde mich freuen, wenn ich gegen den mal wieder einen Satz gewinnen könnte.

Frank Elstner und Prof. Dr. Jens Volkmann: "Dann zitter ich halt. Leben trotz Parkinson", Piper, 240 Seiten, 20,60 Euro.