Pregabalin, ein Medikament zur Behandlung von Epilepsie, neuropathischen Schmerzen und generell Angstzuständen, kommt derzeit nicht aus den Negativ-Schlagzeilen.
Tausende Todesfälle in Großbritannien durch Pregabalin?
In Großbritannien soll es in den vergangenen fünf Jahren zu 3400 Todesfällen in Zusammenhang mit Pregabalin gekommen sein, berichten britische Medien. Bereits 2019 warnte eine schwedische Studie, das Medikament könne zu einer erhöhten Suizidalität und unbeabsichtigten Überdosierungen führen. Doch wie gefährlich ist Pregabalin, das auf Rezept auch in Österreich erhältlich ist? Eugen Trinka, Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie an der Christian-Doppler-Klinik in Salzburg, sagt: "Ähnlich wie Valium oder Benzodiazepine hat Pregabalin eine beruhigende Wirkung und hilft gegen neuropathische Schmerzen." Darunter verstehe man spezifische Schmerzen an den Nervenenden, und: "Würde man nur dies damit behandeln, gäbe es kein Problem", sagt Trinka.
Vermarktung von Pregabalin fördert unkritische Verschreibungen
Da der Hersteller, der US-Pharmakonzern Pfizer, damit keinen großen finanziellen Erfolg hatte, setzte dieser bei der Vermarktung verstärkt auf den angstlösenden und schmerzstillenden Effekt des Medikaments: "Pregabalin wurde als Schmerzmittel beworben. Daraufhin kam es, vor allem in den USA und in England, zu unkritischen Massenverschreibungen", sagt Trinka. Seit 20 Jahren ist Pregabalin unter dem Handelsnamen Lyrica auch in Österreich zugelassen. Pfizer brachte es 2004 als Weiterentwicklung des 1976 patentierten Wirkstoffs Gabapentin in der EU und den USA auf den Markt. "Man hat damals das sehr hohe Suchtpotenzial unterschätzt", sagt Trinka. Als problematisch gilt, dass Pregabalin, inzwischen in Österreich auch als Generikum verfügbar, beim Patienten Euphorie auslöst. Das führt dazu, dass Suchtkranke in vielen Fällen eigenmächtig die Dosis erhöhen oder es mit anderen Betäubungsmitteln mischen. "In Kombination mit der Opiumkrise in den USA ist das eine üble Entwicklung", sagt Trinka. Infolge von Mischkonsum kommt es immer wieder zu schweren bis tödlichen Folgen.
Missbrauch von Pregabalin auch in Österreich ein Problem
Wie ist die Lage in Österreich? Von der Apothekerkammer heißt es: "Pregabalin wird in der Suchtmittelszene seit mehreren Jahren missbräuchlich verwendet." Während die therapeutische Dosierung zwischen 150 und 300 mg und die Tageshöchstdosis bei 600 mg liegt, würden Suchtkranke "extrem hohe Dosen" von bis zu 7500 mg täglich einnehmen.
