In Österreich gibt es etwa eine Million Pollenallergiker. Rund 10 bis 15 Prozent davon leiden auch an einer Ragweed-Allergie. Unter anderem jene sind (potenziell) betroffen, die auf Beifuß reagieren, da die Kreuzreaktivität zwischen Beifuß und Ragweed immer häufiger vorkommt. "Die Krux am Ragweed ist, dass es ein neues Allergen ist und deshalb viele Patientinnen und Patienten sehr harsch darauf reagieren", sagt Berger. Eine Ragweed-Pflanze kann Milliarden von Pollen abgeben. Der Schwellwert zur Auslösung allergischer Symptome liegt hierzulande bei nur vier Pollen pro Kubikmeter Luft. Bereits wenige Allergene in der Luft können also starke Beschwerden auslösen.
Symptome: Fließschnupfen, rote, juckende Augen, Niesreiz und Atmenot
Diese reichen von Fließschnupfen, roten, juckenden Augen und Niesreiz bis hin zu Atemnot. Häufig wird durch Ragweed auch Asthma hervorgerufen. "Betroffene sollten bei ersten Anzeichen einen Allergologen aufsuchen, um die Beschwerden fachgerecht abklären zu lassen", sagt Berger.
Die Pollensaison hatte dieses Jahr mit der Blüte von Birken, Haseln, Erlen, Eschen und Gräsern bereits heftig und früh begonnen. "Wir haben sehr viel negatives Feedback von Patientinnen und Patienten erhalten, die heuer massiv unter der Pollenbelastung leiden", sagt Berger. "Die Allergiker haben außerdem aufgrund der Coronamaßnahmen wie dem Mund-Nasen-Schutz ein Immunsystem, das nicht so gut trainiert war und heftiger reagiert", ergänzt er.
Augen- und Nasentropfen oder Antihistaminika sollen helfen
In der Behandlung einer Ragweed-Allergie werden vor allem Augen- und Nasentropfen oder Antihistaminika eingesetzt. "Sie sollen Rezeptoren blockieren, an die die Histamine binden", erklärt Dermatologin Katharina Medek. "Wir wissen aber auch, dass viele Menschen zusätzlich auch mit alternativen Therapieansätzen wie einer Akupunktur gute Resultate erzielen."
Dazu gibt es noch die Möglichkeit, eine Immuntherapie durchzuführen - auch Hypo- oder Desensibilisierung genannt. "Dabei führt man dem Körper das Allergen langsam zu, damit sich das Immunsystem daran gewöhnen kann und irgendwann nicht mehr so stark reagiert", sagt Medek. Leide man unter einer Ragweed-Allergie, sei es aber vor allem wichtig, Allergene zu vermeiden, also die Gebiete zu umgehen, wo es wachse, rät die Dermatologin.
Sichtungen von Ragweed sollen gemeldet werden
Vor allem findet man das Kraut an Straßen- und Bahnrändern, Äckern, Baustellen, unter Vogelhäusern, auf Brachen oder an Flussufern. Ging man früher davon aus, dass das Kraut nur in Seehöhen bis 500 Meter vorkommt, wurde es mittlerweile auch in Gebieten mit 700 Metern gesichtet, sagt Uwe Berger. "Aber für Allergiker ist immer auch ein guter Tipp, Urlaub in der Höhe oder am Meer zu verbringen."
Der Leiter des Pollenwarndienstes appelliert jedoch auch an die Allgemeinheit: "Auch Personen, die keine Allergie auf das Ragweed haben, sollten aktiv werden." Sichtungen des Unkrauts sollten über www.ragweedfinder.atoder die dazugehörige App gemeldet werden. Sieht man eine Pflanze, sollte man sie "mit Handschuhen ausreißen und in einem Plastiksack im Sondermüll entsorgen", sagt er.
Das Burgenland hat als erstes Bundesland Österreichs ein Gesetz zur Bekämpfung und Verhinderung der Ausbreitung von Ragweed Anfang Juli 2021 erlassen. "Es wäre wünschenswert, dass andere das auch übernehmen", sagt Berger. "Denn je früher wir das Problem der flächendeckenden Verbreitung an der Wurzel packen, desto eher kann man es hinauszögern."