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Ressourcen für neue Alzheimer-Therapie in Österreich begrenzt

Kürzlich erregte die auch in Österreich mögliche Behandlung von Alzheimer-Patienten im Frühstadium mit einem monoklonalen Antikörper-Medikament Aufmerksamkeit. Eine Onlineumfrage unter spezialisierten österreichischen Behandlungszentren mit Daten aus 2023 belegt sehr unterschiedliche Vorbedingungen und Defizite an den österreichischen Kliniken.

Symbolbild.
Symbolbild.

Der Hintergrund: Im Jahr 2023 war laut den Autoren der Onlineumfrage, deren Ergebnisse jetzt in der "Wiener klinischen Wochenschrift" erschienen sind (doi: 10.1007/s00508-025-02608-5) klar, dass die neuen medikamentösen Therapien mit monoklonalen Antikörpern (Lecanemab, Donanemab) gegen die bei Morbus Alzheimer im Gehirn auftretenden Amyloid-Beta-Protein-Ablagerungen (Plaques) auch nach Österreich kommen würden. Doch für die auch kostenaufwendige, bisher nur im Frühstadium der Demenz angezeigte, beschränkt wirksame und potenziell mit schweren Nebenwirkungen behaftete Behandlungsform sind zahlreiche Vorbedingungen erforderlich. Deshalb entwickelte die Österreichische Alzheimer Gesellschaft einen Onlinefragebogen, um die Situation in den neurologischen und psychiatrischen Krankenhausabteilungen zu erheben. Die Umfrage lief zwischen Mai und Oktober 2023. 30 von 41 neurologischen Abteilungen (74 Prozent) und zwölf von 33 psychiatrischen Abteilungen (36 Prozent) beantworteten die Umfrage.

Großer Bedarf für frühe Diagnose

Das Ergebnis fassten die Autoren der Studie von zahlreichen österreichischen Spitälern so zusammen: "Es wurden Unterschiede zwischen den Zentren und den Bundesländern beobachtet, was die in den Krankenhäusern vorhandenen Ressourcen für die Amyloid-Antikörper-Therapien betrifft. Es gibt einen substanziellen Bedarf für die frühe Diagnose von Demenz, an medizinischen, neuropsychologischen, pflegerischen und administrativen Kapazitäten, räumlichen Einrichtungen und Zugang zu Amyloid-PET (Positronen-Emissions-Tomografie; bildgebende Untersuchung; Anm.) und MRI (Magnetresonanzuntersuchungen; Anm.). Alle Zentren betonten die Notwendigkeit für strukturierte Versorgungspfade für Patienten und Betreuungsnetzwerke, die Neurologien, Psychiater, Radiologen und Neuropsychologen umfassen, die in der klinischen Praxis, in Rehabilitation und Pflegeeinrichtungen für Demente zusammenarbeiten."

Die Grundbedingungen sind diffizil

Derzeit schätzt man die Zahl der Demenzkranken in Österreich auf etwa 150.000 bis 160.000. 60 bis 70 Prozent davon leiden laut den Autoren der Studie an Morbus Alzheimer. Bei rund 50 Prozent, also etwa 50.000 Betroffenen, liegt eine milde Form der Erkrankung vor. Die Zahl der Personen in einem Vorstadium der Alzheimer-Demenz dürfte knapp 200.000 betragen. "Nur fünf bis 20 Prozent der Patienten könnten für eine Antikörpertherapie nach einem Ausschluss von Gegenanzeigen infrage kommen (...)", schrieben die Wissenschafter. Das sind Menschen mit milder kognitiver Beeinträchtigung als Vorstadium von Morbus Alzheimer, bei dem zehn bis 15 Prozent der Betroffenen pro Jahr wirklich an Demenz erkranken, und Patienten mit (noch) milder Erkrankung. In klinischen Studien hat sich eine Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung um 27 Prozent unter der Behandlung im Vergleich zu Placebo gezeigt. Gleichzeitig zeigten 21,5 Prozent der wirklich Behandelten Anomalien in bildgebenden Untersuchungen des Gehirns auf.

Kapazitäten für Frühdiagnose und Versorgung

Das bedeutet jedenfalls: Zunächst einmal muss eine möglichst frühe Diagnose von sich anbahnenden Demenzerkrankungen auf der Basis von Amyloid-Beta-Plaques im Gehirn gewährleistet werden. Es geht um den Ausschluss von Personen mit einem hohen Risiko für Therapienebenwirkungen und um regelmäßige Kontrollen während der Behandlung.

Schon bei der Frühdiagnose zeigten sich in der Untersuchung Unterschiede: Von den Patienten hatten in den einzelnen Zentren zwischen null und 80 Prozent (im Mittel 30 Prozent) ein Frühstadium der Alzheimer-Demenz. Doch zwischen den einzelnen Zentren in Österreich schwankte die Zeit bis zu einem ersten Termin in einer spezialisierten Ambulanz zwischen sofortiger Versorgung und rund sechs Monaten. Während Routineuntersuchungen und Magnetresonanztomografie praktisch überall schon beim Ersttermin möglich waren, gab es die spezialisierte PET-Amyloid-Untersuchung im Mittel für fünf Prozent (null bis 70 Prozent je nach Institution). Auch die Untersuchungsmethoden auf Amyloid-Beta unterschieden sich von Klinik zu Klinik stark.

Insgesamt waren zumindest im Jahr 2023 die Ressourcen der an der Umfrage teilnehmenden Spitalsabteilungen (Neurologie/Psychiatrie) für die Antikörpertherapie gegen Morbus Alzheimer ziemlich mangelhaft: 13 der teilnehmenden Krankenhausabteilungen (42) meldeten fehlendes administratives Personal, 28 einen Mangel an Ärzten, 19 ein Defizit an Pflegepersonal. 16 der Institutionen berichteten von zu wenig Neuropsychologen, 21 von mangelnden räumlichen Gegebenheiten. 15 Institutionen führten fehlende Ressourcen für die notwendigen Magnetresonanz-Untersuchungen an, 18 die gleiche Situation bei PET-Amyloid-Gehirntests.