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Trump-Effekt auch bei der Klimaforschung

Weniger Mittel, weniger Daten, weniger Austausch: Die radikale politische Agenda von US-Präsident Donald Trump wirkt sich auch auf die internationale Erhebung und Erforschung von Wetter- und Klimadaten aus. Die Fachwelt ist darüber sehr besorgt, wie sich diese Woche bei einer internationalen Konferenz im französischen Lyon mit rund 500 Experten von Wetterdiensten, Raumfahrtagenturen und Forschungszentren gezeigt hat.

Donald Trump schränkt die Klima-Forschung ein.
Donald Trump schränkt die Klima-Forschung ein.

Schließlich reichen die Folgen der Einschränkungen in den Vereinigten Staaten weit über die Landesgrenzen hinaus. "Wir laufen Gefahr, die Belege zu verlieren, die es der kommenden Generation erlauben, den Klimawandel zu verstehen", sagt Sang Seo Park, ein Experte für Luftqualität vom Institut für Wissenschaften und Technologie im südkoreanischen Ulsan. "Wir leiden unter dem Mangel an Austausch mit den USA und der Verringerung der Daten" wie Satellitenaufnahmen.

Einschnitte für NASA und NOAA

Seit der erneuten Amtsübernahme von Trump im Jänner wurden bereits einige US-Regierungswebsites mit Wetter- und Klimadaten vom Netz genommen. Kürzlich wurden außerdem Mittelkürzungen für die US-Raumfahrtbehörde NASA sowie für die NOAA-Behörde angekündigt, die sich um die Analyse von Daten zum Klima und zu den Weltmeeren kümmert.

"Das Wort 'Klima' ist heute in Washington nicht sehr beliebt", beklagt Paul Counet, Kommunikationschef der in Darmstadt ansässigen Organisation Eumetsat, die die einwöchige Konferenz in Lyon initiiert hat. Die USA konzentrierten sich auf die Meteorologie. Schließlich interessieren kurzfristige Wetterentwicklungen mit Temperaturen und Niederschlägen auch Menschen, die wie Trump den menschengemachten Klimawandel bestreiten.

Internationaler Austausch erschwert

Bei den Klimaforschungsteams in den USA gibt es laut Counet hingegen bereits "einen Verlust an Kompetenz, einen Verlust an Personal". Für Forscher aus anderen Ländern sei der Austausch mit den US-Kollegen schwieriger geworden. "Wir kommen langsamer voran, das ist klar", sagt der Eumetsat-Vetreter.

Christophe Maréchal vom französischen Raumfahrtforschungsinstitut CNES sagt, wenn Forscher weiter mit US-Kollegen kooperieren wollten, "muss man die Aspekte betonen, die nicht mit Klima zu tun haben", denn dieses Thema sei mittlerweile "sehr sensibel". Maréchal ist wegen der Unberechenbarkeit der Regierung Trump besorgt: "Alles kann am nächsten Tag vorbei sein", sagt er über Forschungskooperationen mit den USA.

Weitere Kürzungen im kommenden Haushalt

Auf jeden Fall zeichnen sich tiefe Einschnitte ab. Im Haushalt 2026, über den der US-Kongress bis Ende des Monats abstimmen muss, ist eine Verringerung des NOAA-Budgets um rund 25 Prozent vorgesehen. Die Forschungsabteilung der Bundesbehörde soll demnach komplett dicht gemacht werden.

Schon in den vergangenen Monaten seien viele Forschungsprogramme eingestellt worden, sagt ein NOAA-Wissenschafter, der aus Angst, seinen Job zu verlieren, anonym bleiben will. Viele Mitarbeiter seien versetzt worden. Die Beschäftigten wurden demnach angewiesen, in ihren Förderanträgen "jede Bezugnahme auf den Klimawandel zu streichen".

Für diesen NOAA-Wissenschafter hat sich das Umschreiben aller Anträge ausgezahlt, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagt. Er habe seine Finanzierung behalten. Seine Forschungsarbeit ruht derzeit aber praktisch, weil er abwarten muss, welche Mitarbeiter ihm nach der NOAA-Umstrukturierung zugeteilt werden.

Auch weltpolitische Lage hemmt Klimaforschung

Laut Eumetsat-Kommunikationschef Counet erschwert aber nicht nur die Regierung Trump die Bedingungen für die internationale Klimaforschung, sondern auch andere weltpolitische Entwicklungen. Um europäische Gelder einzusammeln, sei eine "Argumentation auf Grundlage der Anwendbarkeit im Bereich Sicherheit und Verteidigung" immer wichtiger, sagt Counet. "Der Ukraine-Krieg hat uns gelehrt, dass man zum Steuern von Drohnen den Wind, die Atmosphäre kennen muss" und auch ein Kampfflugzeug werde heute nie ohne einen Blick auf die Wettervorhersagen losgeschickt.

So hat sich der Diskurs in der Wetterforschung insgesamt grundlegend verändert, sagt Counet. "Vor zehn Jahren hat man Wettersatelliten verkauft, um das Klima zu retten, heute verkauft man sie, um die Ukraine zu retten."