Einer US-Studie zufolge, die bereits im August erschienen ist, hat das Schmerzmittel Paracetamol mögliche schwere Nebenwirkungen in der Schwangerschaft. Viele gut konzipierte Studien hätten gezeigt, dass bei Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatten, "häufiger neurologische Entwicklungsstörungen (NDD) diagnostiziert werden, darunter Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), als bei Kindern von schwangeren Müttern, die nicht mit Paracetamol in Berührung gekommen waren".
Dieses Ergebnis publizierte ein Forscherteam der New Yorker Icahn School of Medicine at Mount Sinai im Fachjournal "BMC Environmental Health" (https://ehjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12940-025-01208-0).
50 Prozent der Schwangeren verwenden Paracetamol
Paracetamol ist dem öffentlichen Gesundheitsportal des österreichischen Gesundheitsministeriums zufolge "ein Medikament mit schmerzstillender und fiebersenkender Wirksamkeit. Es ist eines der am häufigsten verwendeten rezeptfrei erhältlichen Medikamente und kann bei Überdosierung zu schweren Leber- und Nierenschädigungen führen." Synonyme sind demnach Mexalen, Norgesic oder Thomapyrin.
Der US-Studie zufolge ist Paracetamol das am häufigsten verwendete rezeptfreie Schmerz- und Fiebermittel während der Schwangerschaft. Weltweit nehmen mehr als 50 Prozent aller Schwangeren demnach Paracetamol ein. Die beteiligten Autorinnen und Autoren haben 46 Studien mit mehr als 100.000 Teilnehmerinnen analysiert. Davon berichteten 27 Studien von signifikanten Zusammenhängen mit neurologischen Entwicklungsstörungen, neun weitere zeigten keinen signifikanten Zusammenhang und vier wiesen auf schützende Effekte hin. Studien von höherer Qualität zeigten eher einen Zusammenhang.
Die Forschenden untersuchten - sofern Informationen dazu vorlagen - auch die Zeiträume der Schwangerschaft, in welchen Paracetamol eingenommen wurde. "Obwohl nicht alle Studien detaillierte Zeitdaten lieferten, zeigten diejenigen, die dies taten, stärkere Zusammenhänge mit der Exposition im zweiten und dritten Trimester. Zeitpunkt, Dosierung und Dauer wurden in die Bewertung der Stärke und Konsistenz der Evidenz integriert, was für die Ableitung klinischer Implikationen hilfreich sein kann", schrieben die Wissenschafter.
Was die Forscher empfehlen
Die Forschenden untersuchten auch die biologischen Mechanismen, die für ein erhöhtes Erkrankungsrisiko verantwortlich sein könnten: Demnach überwindet Paracetamol problemlos die Plazentaschranke (dabei handelt es sich um die physiologische Barriere zwischen dem mütterlichen und kindlichen Blutkreislauf in der Plazenta, Anm.). Paracetamol erreicht dann innerhalb von nicht einmal einer Stunde nach der mütterlichen Einnahme Konzentrationen im fetalen Kreislauf, die denen der Mutter ähneln. Es dürfte in der Folge oxidativen Stress auslösen und den Hormonhaushalt stören. Wahrscheinlich seien zudem auch epigenetische Veränderungen, die sich auf die Entwicklung des Gehirns eines Fötus auswirkten.
Die Forschenden kommen daher zu dem Schluss, dass ihre Analysen Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der Paracetamol-Exposition während der Schwangerschaft und einer erhöhten Inzidenz von neurologischen Entwicklungsstörungen zeigen. Schwangeren sollten daher umgehend geeignete Maßnahmen zur Einschränkung des Paracetamol-Konsums empfohlen werden, um die neurologische Entwicklung ihres Nachwuchses nicht zu gefährden. Zur Fieberbehandlung empfahlen die Forschenden nicht-pharmakologische Optionen (z. B. körperliche Kühlung) oder eine ärztliche Beratung. "Wir befürworten eine vorsichtige, zeitlich begrenzte Anwendung von Paracetamol unter ärztlicher Anleitung und betonen die Notwendigkeit der Erforschung sichererer Alternativen und aktualisierter Leitlinien."