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Was das Studium wert ist

Ein Studium kostet viel Zeit und Geld. Zahlt sich der Weg in den Hörsaal aus? Ein Vergleich der Gehälter.

Ein Studium ist eine Investition in die Zukunft. Rechnet es sich auch rein finanziell?
Ein Studium ist eine Investition in die Zukunft. Rechnet es sich auch rein finanziell?

Ein Hochschulbesuch kann für die persönliche Entwicklung wichtig sein. Der junge Mensch findet oft Freunde fürs Leben und führt meist das erste Mal einen eigenen Haushalt. Doch die Weiterbildung kostet auch Geld: Im Schnitt 30.000 Euro für Wohnen, Bücher, Essen, ohne Studiengebühren. Das hat das deutsche Ifo-Institut ausgerechnet.

Die meisten Hochschulen in Österreich verrechnen keine Beiträge. Die Unis verlangen keine Gebühr, wenn der Inskribierte sein Studium innerhalb der Mindestzeit plus Toleranzsemester abschließt. Die Fachhochschulen können einen Studienbeitrag von 363,36 Euro pro Semester verrechnen.

30.000 Euro sind viel Geld. Zahlt sich die Inskription an Uni oder FH - rein finanziell betrachtet - überhaupt aus?

Ludger Wößmann vom Ifo sagt Ja. Es sei auf jeden Fall intelligenter, als das Geld auf ein Sparbuch zu legen. "Die Studienkosten werden über das Erwerbsleben mit zehn Prozent im Jahr verzinst." Das bedeutet: Für die Euro, die man jetzt in das Studium investiert, bekommt man später zehn Prozent jährlich - lebenslang. Denn das Lebenseinkommen der Absolventen sei deutlich höher als das jener ohne Hochschulabschluss. Ein ehemaliger Lehrling verdiene netto 600.000 Euro in seinem Leben. 267.000 Euro mehr stünden auf den Gehaltszetteln eines FH-Studenten. Bei einem Uni-Absolventen sei es ein Plus von durchschnittlich 387.000 Euro. Zum Vergleich: Ein Meister oder Techniker bekommt um 129.000 Euro mehr Lebenseinkommen als ein ehemaliger Lehrling. Der Weg zur Uni zahlt sich aus, sagt Wößmann. Vor allem, wenn der Studierende früh anfange und schnell sei. "Je früher man beginnt und je kürzer es dauert, desto höher ist das Lebenseinkommen. Zwei Semester weniger erhöhen das Einkommen um im Durchschnitt 20.000 Euro."

Aber nicht jedes Studium sei per se ein lohnenderer Weg als ein Meister. "Wir be obachten deutliche Unterschiede zwischen den Berufszweigen." So könne das Lebenseinkommen eines Meisters mit gut laufendem Betrieb das eines Hochschulabsolventen deutlich übersteigen. Die Erträge va riierten auch regional und geschlechterspezifisch. Mehr als bei einem Lehrabschluss sei es jedoch immer. Am meisten verdiene man mit einem Medizinstudium; bis zu 1,6 Mill. Euro werden im Erwerbsleben durchschnittlich auf das Konto überwiesen. In der Sozialarbeit sind es 620.000 Euro - um 20.000 Euro mehr als bei einem Lehrling.

Master-Abschlüsse werden höher eingestuft

Während die einen noch studieren, arbeitet der ehemalige Lehrling schon. In der Zeit steigt er Gehaltsstufen hinauf. Wie sieht der Vergleich also aus, wenn Bachelor absolventen ins Berufsleben einsteigen? Das Österreichische Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrum (ÖPWZ) hat in einer Studie die Einstiegsgehälter der einzelnen Fachrichtungen veröffentlicht. Nach fünf Jahren Berufserfahrung verdient ein Lehrling etwa 2299 Euro brutto. Ein Wirtschaftsbachelor erhält indes 2498 Euro im ersten Job, wenn er auf einer FH studiert hat. 2507 Euro sind es für jene, die eine Uni besucht haben. Wer eine technische Fachrichtung abgeschlossen hat, nimmt als Bachelor im Schnitt 2600 Euro ein.

Laut der Studie lohnt es sich zudem, den Master zu absolvieren - vor allem als Techniker. Studienautor Armand Kaáli-Nagy: "Masterabschlüsse werden höher eingestuft; man verdient 223 bis 261 Euro im Monat mehr. Dieser Trend setzt sich fort und vergrößert sich auf bis zu 392 Euro." Ob man einen Abschluss einer Uni oder einer FH in Händen halte, spiele jedoch kaum eine Rolle. "Die Untersuchungen zeigen, dass als Unterscheidungskriterium nicht mehr die Art der Ausbildung dient, sondern der Abschluss selbst."

Techniker sind gefragt - Theologen offenbar gerade nicht

Kaáli-Nagy hat auch Unternehmen gefragt, wen diese derzeit suchten. Wenig überraschend sind Techniker sehr gefragt, am meisten Uni-Absolventen, gefolgt von FH und Höheren Technischen Lehranstalten. Die Firmen gaben zudem an, dass sie die Zahl der Mitarbeiter von Handelsschulen, AHS und Fachschulen reduzieren wollten.

Akademiker sind offenbar gefragt. Das spiegeln auch die Arbeitslosenzahlen wider. Im Februar 2017 meldete das AMS eine Arbeitslosenquote von 10,1 Prozent - bei den Akademikern sind es 3,7 Prozent. Beinahe die Hälfte der Arbeitslosen hätte lediglich Pflichtschulbildung. Gesamt wiesen fast 80 Prozent aller arbeitslosen Personen maximal Lehrlingsausbildung auf.

Doch ein Studium ist dennoch keine Jobgarantie. Obwohl die Zahl der arbeitslosen Akademiker gering ist, gibt es Unterschiede nach Studienfach. Im März 2017 stieg etwa die Zahl der arbeitslosen Theologen im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als ein Drittel. Gesamt sind jedoch in Österreich nur 118 Theologen ohne Job. Den größten Rückgang gab es im März dieses Jahres bei den Dolmetschern. 171 Übersetzer sind arbeitslos, das sind um 15 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Technik ist gefragt, Theologie offenbar momentan nicht. Als Mediziner verdient man am meisten. Doch soll der Maturant das Studienfach rein nach finanziellen Kriterien wählen? Peter Engel berät für die Österreichische HochschülerInnenschaft Studierende in Salzburg. Sein Rat: "Man ist erfolgreich, wenn man etwas mit Herz macht." Wenn der angehende Student nur auf die Karriere schaut, wird er in seinem Fach bestenfalls Mittelmaß sein. "Man muss darauf schauen, was einem liegt."