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Wunder Wasser: Es kann fühlen und hat ein Gedächtnis

Der Weltwasserbericht zeigt, dass immer mehr Wasser benötigt wird. Während Politiker nach gerechten Lösungen für die Verteilung von Wasser suchen, versuchen Forscher hinter das Geheimnis dieses Urstoffes zu kommen.

Wunder Wasser: Es kann fühlen und hat ein Gedächtnis
Wunder Wasser: Es kann fühlen und hat ein Gedächtnis

Wasser ist in Bewegung. Es transportiert jede Sekunde gigantische Mengen von Materie und Abermilliarden von Lebewesen über den Planeten, den es fast zur Gänze bedeckt. Seine Gezeiten formen ihn, geben ihm Schwung und halten ihn in seiner Bahn um die Sonne stabil. Wasser lässt Gebirge entstehen, zerfurcht sie und wäscht sie wieder weg. Es verschlingt Erdteile und lässt neue entstehen. Wasser fällt in enormen Mengen ununterbrochen vom Himmel. Es schlummert tief unter der Erdoberfläche. Grob geschätzt gibt es 1,4 Trilliarden Liter davon. Meistens salzig.

Für das Entstehen von Leben auf der Erde ist das Wasser so wichtig wie das Sonnenlicht. Der Mensch stammt aus dem Wasser. Er besteht zu weit mehr als 50 Prozent daraus. Seine verschiedenen Körperflüssigkeiten befinden sich in einem steten Kreislauf.

Wasser, das ist Rhythmus. Und Urmaterie. So sollte es nicht wundern, wenn sich herausstellt, dass Wasser einfach mehr ist als nur nass.

Dennoch staunten die für ihre nüchterne Betrachtungsweise bekannten Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart nicht schlecht, als das Wasser in einem ihrer Experimente vor ein paar Jahren etwas tat, was sie zunächst für einen Messfehler hielten. Das Wasser reagierte. Auf sie. Genauer gesagt: Es reagierte unterschiedlich auf Forscher. Und es reagierte noch einmal anders auf das Handy des einen Forschers. Jeweils mit einem speziellen Muster.

Eigentlich wollten die Techniker etwas ganz anderes herausfinden. Nämlich, wie eine raumfahrttaugliche Medizin auf Wasserbasis aussehen könnte. Und dann passierte das: Sie beobachteten einen Tropfen unter einem Mikroskop in 400-facher Vergrößerung beim Trocknen. Die Spuren waren jeweils anders, wenn ein Mobiltelefon oder der Studienleiter in der Nähe waren. Oder wenn sich noch jemand anderer in der Nähe des vor sich hin trocknenden Tropfens befand. "Klingt unglaublich, aber so war es. Das Wasser reagierte auf uns", sagt Bernd Kröplin, Leiter des Versuchs.

Wasser reagiert also in seiner Molekularstruktur auf elektromagnetische Felder. Ein Handy hat eines, um zu funktionieren. Die rund 70 Milliarden Zellen eines Menschen sind elektrisch geladen, um Stoffwechselvorgänge vornehmen zu können und bilden damit auch ein Feld.

Physik und Magie
Jeder Mensch hat ein einmaliges elektromagnetisches Feld. Wasser reagiert offenbar darauf. Mit verschiedenen Mustern. Dass die Forscher damals nicht von ihren Kollegen verlacht wurden, verdankten sie nur ihrer gewissenhaften Arbeitsmethode. "Was wir machen, ist eine naturwissenschaftliche Versuchsreihe, die jederzeit wiederholbar ist", sagt Kröplin. Tatsächlich wurden die Versuchsreihen tausendfach wiederholt. Mit dem gleichen Ergebnis.

Wasser nimmt Informationen auf und speichert sie in einer Art Gedächtnis ab. Mehr noch, in der vorhin geschilderten "Trockenbildmethode" wies Kröplin sogar nach, dass Wasser sich durch bloße Gedanken verändert. Es machte also andere hübsche Trockenmuster, wenn einmal ein gelassener und einmal ein gestresster Mensch neben der Versuchsanordnung stand. Kröplins Versuche legen sogar nahe, dass Wassertropfen Informationsaustausch betreiben. Man muss sich das so vorstellen: Man stellt ein Glas Wasser auf den Tisch. Das bemerkt das Wasser im Körper des Menschen. Stellte man ein zweites Glas Wasser dazu, wüssten die Gläser voneinander. Das zeigten die Strukturen an. Jedenfalls haben das die Techniker aus Stuttgart - mit zunehmender Verblüffung - gemessen.

Kann sich das Meer also an die Quelle erinnern? Oder der Tropfen im Teich an die Zeit, als er Teil der Wolke war?

Wasser ist chemisch gesehen wenig aufregend. Es besteht aus zwei Wasserstoffatomen (H2) und einem Sauerstoffatom (O). Das macht dieses Element aber sehr kontaktfreudig, und daher kommt Wasser so gut wie nie in seiner reinen Form vor, sondern immer vermischt. Mit unterschiedlichsten in ihm gelösten Stoffen. Für den griechischen Philosophen Thales von Milet war Wasser der Urstoff allen Seins. In vielen Religionen wurde Wasser als Heiligtum verehrt.

Das tut auch heute der japanische Forscher Masaru Emoto. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Wasser, und er verehrt es. Er sagt, dass Wasser die Einflüsse von Gedanken und Gefühlen aufnehmen und speichern könne. Er behauptet sogar, dass die Zivilisationserkrankung Alzheimer etwas mit schlechtem Wasser zu tun habe. Schlecht nicht im Sinne von schmutzig oder verkeimt, sondern im Sinne von leblos. Er sagt: "Wenn die Wasserqualität abnimmt, kann Wasser nicht so viele Informationen speichern. Wenn wir dann dieses Wasser trinken, können wir uns nicht mehr so viel merken." Emoto, der mit Eiskristallen experimentiert, machte die Erfahrung, dass schöne Musik auch schöne Kristalle hervorbringt, während Atonales ziemlich hässliche Eiskristalle erzeugt.

Gleich, ob das Musikliebhaber empört oder ihre Ansicht bestätigt, seine Experimente werden von anderen Forschern nur bedingt ernst genommen. Vor allem, was die Nachhaltigkeit des Wassergedächtnisses betrifft. Das dauert nach Ansicht anderer Physiker nur wenige Augenblicke.

Kröplin jedenfalls fand heraus, dass verschiedene Wässer, zum Beispiel Leitungswasser, Quell- oder Teichwasser - auch unterschiedlich reagieren, sprich: unterschiedlich trocknen. Sehr lang kann Wasser aus einem artesischen Brunnen elektromagnetische Informationen speichern. Artesisches Wasser kommt aus der Tiefe und ist sehr alt.

Der Techniker und sein Team untersuchten unter anderem auch den Speichel eines Menschen. Einmal vor und einmal nach dem Telefonieren mit einem Handy. Nach dem Telefonieren hatte der Speichel (der zu fast 100 Prozent aus Wasser besteht) eine andere Struktur als vorher. Er wurde vom elektromagnetischen Feld des Handys - vorübergehend - verändert.

Das Gleiche geschieht auch mit Blut. Kröplins Team untersuchte Blut zweier Menschen, die beide Aspirin eingenommen hatten. Kröplin: "Bei beiden kann der Schmerz weg sein, aber das Blut des einen ist vorübergehend auf einer molekular ungeordneten Ebene, es wird quasi löchrig, beim anderen nicht." Analog dazu trocknet einmal ein Wassertropfen symmetrisch, ein andermal asymmetrisch auf - je nach Beeinflussung. "Das ist keine Magie, sondern Physik", sagt Kröplin zu diesen merkwürdigen Forschungsergebnissen. Es verhalte sich so: Das Körperfeld eines Menschen zeige Wirkung auf das Wassertröpfchen und umgekehrt.

Es stimmt also, was schon der alte Grieche Thales von Milet erahnt hat - alles ist stets im Fluss, und eines beeinflusst das andere. Welchen Wert solche Erkenntnisse haben, zeigte sich vor Kurzem überraschenderweise auf einem sehr praktischem Gebiet, dem des Salatanbaus.

Lebensmitteltechniker aus Hollabrunn in Niederösterreich testeten den Einfluss sogenannten energetisierten Wassers auf Salat beim Waschen desselben. Dazu wurde das Wasser durch einen Wasserbeleber geschickt. Solche Geräte sind in der Forschung höchst umstritten. Über so belebtes Wasser sagen jedenfalls die Hersteller, dass es andere Informationen enthalte, weil die Brücken, die die Wassermoleküle untereinander bildeten, "umstrukturiert" seien. Wie genau das passiert, ist nicht geklärt.

Physiker halten dagegen, dass es solche Brücken zwar gebe, sie hielten aber nur Bruchteile von Sekunden. Weswegen Wasserbeleber keinen nachhaltigen Eindruck machen könnten. Tatsächlich stellten die Hollabrunner Forscher fest: Der mit belebten Wasser gewaschene Salat war weniger keimbelastet als der mit normalem Wasser gewaschene. Warum, weiß man nicht.

Um eine mögliche Funktionsweise der Homöopathie zu erklären, experimentierte der Schweizer Chemiker Louis Rey mit Wasser. Und fand heraus, wie er im "New Scientist" berichtete, dass sich Wasser - die Grundsubstanz von homöopathischen Mitteln - Inhaltsstoffe "merkt", die ehemals in ihm gelöst waren. Ray hatte unterschiedliche Wassertypen und Salze verdünnt, bis zehn hoch minus 30 (das sind 29 Nullen hinter dem Komma) Gramm pro Liter. Ergebnis: Das Wasser hat sich gemerkt, dass es zuvor Salzwasser war. Die Information dürfte in der Art der Wasserstoffbindungen gespeichert sein, glaubt Ray.

So versucht die Wissenschaft auf unterschiedlichsten Wegen, dem Geheimnis des Wassers auf die Spur zu kommen. Manches bestätigt sich, vieles bleibt unerklärlich. Ist Wasser tatsächlich der Urstoff allen Lebens, das Leben schlechthin? Oder ist es bloß nass? Wer auf Nummer sicher gehen will, könnte Herrn Emotos Gepflogenheit übernehmen und sich wie er nach jedem Schluck, den man trinkt, bedanken - beim Wasser. Es steigert in jedem Fall die geistige Flexibilität und stillt den Durst.