Wer das kleine Einmaleins auch nur annähernd beherrscht, weiß es längst: Das mit den Pensionen kann sich so nicht mehr lang ausgehen. Die Zahl der Ruheständler steigt rapide an. Laut Statistik Austria wird sie bis zum Jahr 2035 von derzeit 1,8 Millionen auf 2,4 Millionen wachsen. Die Zahl der Menschen im Erwerbsalter geht hingegen zurück: von derzeit 5,5 auf 5,3 Millionen. Wollte man also die Höhe der Pensionen auch in Zukunft sichern, so müssten immer weniger immer mehr einzahlen, damit am Ende nicht immer mehr weniger bekommen als bisher. Das wird unfinanzierbar.
Schon jetzt schießt der Staat in das Umlagesystem, das längst ohne Hilfe der Allgemeinheit nicht mehr funktioniert, kräftig zu. Derzeit sind es pro Jahr 30 Milliarden Euro. Tun wir nichts gegen diese Schieflage, wird der Pensionszuschuss aus der Steuerkasse in fünf Jahren noch einmal um sieben Milliarden Euro mehr betragen. Das ist dann beinahe drei Mal so viel, wie für Bildung ausgegeben wird, oder sieben Mal so viel wie für das Bundesheer.
In Österreich gibt es die Rente (später die Pension) seit dem Jahr 1906. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag damals bei nicht einmal 50 Jahren. Das bei 65 Jahren festgelegte Antrittsalter für Männer erreichten die wenigsten. Das hat sich dramatisch geändert. Gott sei Dank, möchte man sagen. Ein Mann wird heute im Schnitt fast 80 Jahre alt, eine Frau 84. Das Pensionsantrittsalter liegt aber für Männer weiterhin bei 65. Bald wird es auch für Frauen gelten. Wir leben also immer länger, aber wir arbeiten nicht länger, sondern in der Relation sogar kürzer.
Es gibt nicht viele Möglichkeiten, die Finanzierung des bestehenden Pensionssystems auf Dauer sicherzustellen. Erstens: Man zahlt Pensionistinnen und Pensionisten einfach monatlich weniger aus. Das wäre nicht nur rechtlich problematisch und sozial unfair, sondern auch gesamtwirtschaftlich ein Schuss ins Knie. Die fehlende Kaufkraft der Golden Ager würde die Wirtschaft noch weiter in die Tiefe reißen.
Zweitens: Man erhöht die Pensionsbeiträge und auch die entsprechenden Höchstbemessungsgrundlagen. Das wäre ebenso unfair und auf Dauer sozial unverträglich, weil immer weniger Menschen in Arbeit für immer mehr Ruheständler zahlen müssten, sofern sie es überhaupt noch zahlen können.
Also bleibt drittens: Das gesetzlich festgeschriebene Pensionsantrittsalter wird erhöht. In Rede stehen derzeit zwei Jahre. Gegner wenden ein, dass man zuvor erst einmal das tatsächliche Pensionsantrittsalter anheben solle. Dazu muss man wissen, dass in Österreich bei Weitem nicht alle Männer bis 65 und alle Frauen bis derzeit 61 Jahre berufstätig sind. Männer gehen im Schnitt derzeit mit 62,2 Jahren und Frauen mit 60,2 Jahren in den Ruhestand. Man kann natürlich den Zugang zu Frühpensionen und Korridorpensionen weiter einschränken. Aber das ist Drehen an kleinen Schrauben. Die Erfahrung in anderen Ländern zeigt, dass erst eine Erhöhung des offiziellen Antrittsalters dazu führt, dass die Menschen auch tatsächlich später in Pension gehen.
Mit der Erhöhung des Antrittsalters wäre es aber nicht getan. Wir brauchen auch ein Umdenken bei vielen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Die einen möchten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst früh loswerden, weil sie im Alter "zu viel kosten". Sie müssten danach trachten, ihre Leute so lang wie möglich zu behalten, auch in Teilzeit.
Die anderen betrachten Arbeit vielfach nicht als sinnstiftende Bereicherung des Lebens, sondern als Belastung. Bereits in relativ jungen Jahren träumen sie vom Pensionistenmodus am Palmenstrand.
Der Staat muss noch eine Aufgabe erfüllen, damit Arbeit auch im höheren Alter oder sogar über den Pensionsantritt hinaus erstrebenswert wird. Leistung muss sich auch für Menschen in den 60ern lohnen. Es ist absurd, dass ein arbeitender Pensionist für seinen Zusatzverdienst Lohnsteuer und Sozialversicherung zahlen muss, also doppelt zur Kassa gebeten wird. Kein Wunder, dass viele sagen: Arbeiten im Alter zahlt sich nicht aus. Die neue Regierung hat dies verstanden und eine im Vergleich zu jetzt günstige Pauschalsteuer von 25 Prozent ab 2026 sowie die Abschaffung der Pensionsversicherungspflicht beschlossen. Das ist ein guter Anfang.