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Bischofs-Appell für Sozialstaat

Österreichs katholische Bischöfe warnen vor Kürzungen bei Sozialleistungen aufgrund des Spardrucks. "Ein wichtiges Ziel von Politik muss es sein, Armut zu verringern und den Druck auf Bedürftige nicht weiter zu erhöhen", heißt es in einer Erklärung der Bischofskonferenz nach der Herbstvollversammlung. Hilfe für Menschen in Not dürfe auch nicht von Herkunft und Religion abhängig gemacht werden, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner.

Erzbischof Lackner will hohe Latte beim Sozialstaat beibehalten
Erzbischof Lackner will hohe Latte beim Sozialstaat beibehalten

"In Österreich ist der Grundwasserspiegel von Solidarität und Nächstenliebe weiterhin sehr hoch", gab Lackner zwar zu. Es müsste aber allen, die sich für eine sozial gerechte und solidarische Gesellschaft einsetzen, zu denken geben, wenn Papst Leo IV. Entwicklungen kritisiert, wonach "praktizierte Nächstenliebe verachtet oder lächerlich gemacht wird". Auch in Österreich hätten derartige Tendenzen zugenommen, betonte Lackner.

Hilfsorganisationen wie die katholische Caritas erbrächten im Auftrag der öffentlichen Hand wertvolle Leistungen für die Allgemeinheit, so die Bischöfe. Wem das Gemeinwohl ein Anliegen ist, müsse sich für Sachlichkeit und einen faktenbasierten Diskurs einsetzen, appellieren die Bischöfe nicht nur an die Zivilgesellschaft, sondern auch die politischen Entscheidungsträger. "Der Sozialstaat in Österreich muss stark bleiben", heißt es in der Erklärung. Und: "Solidarität darf nicht an der Staatsgrenze enden."

Antisemitismus nicht überwunden

Ein weiterer Appell der Bischöfe im Vorfeld des Jahrestags der Novemberpogrome bezieht sich auf den steigenden Antisemitismus. Dass diese Einstellung auch heute noch nicht überwunden ist, zeige die hohe Zahl an Vorfällen und Übergriffen auch in Österreich. "Es muss in Österreich das friedliche und freie Leben für Menschen jedweder Religion oder Überzeugung gewährleistet sein", heißt es dazu in einer weiteren Erklärung der Bischofskonferenz.

Weitere Themen, mit denen sich die Bischofskonferenz bei ihrer Herbstvollversammlung beschäftigt hat, sind der synodale Prozess und die Situation der Kirche in Armenien, für die Solidarität eingefordert wird. Auch ein Treffen mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen stand auf dem Programm, den die katholischen Bischöfe würdigten und ihm für dessen "Dienst" dankten. Diesen zeichne ein "Charisma der Unaufgeregtheit" aus, so Lackner.

Vorsitzwechsel im Juni

Mit der Ernennung von Josef Grünwidl zum neuen Erzbischof von Wien zeigte sich Lackner weiterhin sehr zufrieden. Dass dieser nach der Bischofsweihe am 24. Jänner auch neuer Vorsitzender der Bischofskonferenz werden könnte, hält der Salzburger Erzbischof für wahrscheinlich. "Wann, das weiß ich nicht", betonte er aber. Lackners Amtszeit endet im Juni des kommenden Jahres.

(Quelle: APA)