Eisenstadt wurde Landeshauptstadt zu einer Zeit, als viele Burgenländer dem Heimatland den Rücken kehren mussten aufgrund der Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die Auswanderer tragen aber noch immer die Heimatverbundenheit im Herzen, so Doskozil: "Das ist das, was das Burgenland und die Freistadt Eisenstadt ausmacht." Heimatverbundenheit und die gegenseitige Unterstützung, dies seien Attribute, die im politischen Diskurs gelegentlich ins Hintertreffen geraten würden. Der Landeshauptmann appellierte deshalb an die Anwesenden, sich daran wieder zu erinnern. Die Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt und dem Bürgermeister funktioniere jedenfalls "ausgezeichnet".
Er erinnerte daran, dass es mit der Entscheidung für den Sitz alleine nicht getan war, zumal hier etwa die Verwaltung und die Exekutive aufgebaut werden mussten. Heute verfüge Eisenstadt "über diesen Flair, den eine Großstadt mitbringen sollte und die Kleinheit eines Dorfes. Das ist aus meiner Sicht das besondere an Eisenstadt." Bei allem Stolz auf die Landeshauptstadt dürfe man sich aber nicht zurücklehnen: "Wir müssen uns den Herausforderungen stellen und auf Dinge, die wir nicht erwartet hätten, neue Antworten finden", so Doskozil.
PR-Aktion machte Stimmung für die neue Landeshauptstadt
Die Entscheidung über den Sitz der Landesregierung fiel am 30. April 1925 im Landtag und diese sei ein "Meilenstein" für die Entwicklung der Stadt gewesen, betonte Steiner. Zur damaligen Zeit seien die Voraussetzungen für das jüngste Bundesland "denkbar schlecht" gewesen, viele hätten es für "nicht lebensfähig" gehalten, so der Bürgermeister. "Aber die Menschen, die hier lebten und arbeiteten, haben Probleme gelöst und Hindernisse überwunden." Die früheren Generationen schafften es, "das Burgenland zu dem zu machen, was wir heute sind. Ein Bundesland, auf das wir stolz sind und das sich mit den anderen Bundesländern auf Augenhöhe befindet."
Das Jubiläum biete aber nicht nur die Gelegenheit für einen Blick in die Vergangenheit, man sollte auch nach vorne schauen. "Wir müssen dafür sorgen, dass wir eine lebenswerte Stadt weitergeben können", so der Bürgermeister. Eisenstadt soll auch künftig eine Stadt sein, "wo Menschen miteinander und nicht nebeneinander leben, wo Moderne und Tradition zusammenkommen". "Eine Stadt ist niemals fertig. Immer heißt es, einen Schritt vor den anderen zu sein, um nicht an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren", so der Bürgermeister. Es sei die Verantwortung der heutigen Politik, dafür zu sorgen, dass es den Menschen in der Stadt auch künftig gut geht.
Dass Eisenstadt den Zuschlag bekam und nicht Mattersburg/Bad Sauerbrunn, sei dem "PR-Genie" Paul Koller zu verdanken. Der damalige Bürgermeister lud Wiener Journalisten vor der Abstimmung ins Burgenland und diese machten daraufhin in ihren Zeitungen Stimmung für Eisenstadt, erklärte Steiner.
Geschenke wurden anlässlich des Jubiläums ebenso überreicht: Ein symbolischer Stadt-Baum für das Land und der Bürgermeister durfte sich über das stenografische Protokoll der entscheidenden Sitzung auf einer Holztafel freuen. Unter den Festgästen waren auch Alt-Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) und der frühere Bürgermeister Peter Nemeth (ÖVP) sowie die ehemaligen Landtagspräsidenten Robert Hergovich, Verena Dunst und Christian Illedits (alle SPÖ).