Es ist noch gar nicht lange her, da erschienen sie wie aus der Zeit gefallen. Allesamt verdiente Landeshauptleute, aber ihr Habitus, ihre politischen Methoden, ihre Sprache, ihr ganzes Auftreten wirkten etwas verstaubt. Das Volk wollte neue Gesichter. Schausberger, Sausgruber, Klasnic, van Staa, später Burgstaller oder erst jüngst Josef Pühringer - bei allen Verdiensten, irgendwann wurden die Wählerinnen und Wähler ihrer überdrüssig.
Seit wenigen Wochen sieht es wieder anders aus. Politische Erfahrung ist plötzlich angesagt, Verlässlichkeit ist Trumpf. Wer noch bis vor Kurzem als "Langweiler" galt, wird heute für seine Glaubwürdigkeit und Echtheit gelobt.
Global gesehen gehen wir ungewissen Zeiten entgegen, mit all den Trumps, Putins, Kims, Xi Jinpings oder Erdoğans. In Europa wissen wir nicht recht, wie es nach Brexit und Finanzkrise weitergehen soll. Und auf nationaler Ebene ist eine neue Regierung gerade drauf und dran, die Republik umzubauen. Da tun regionale Ruhepole gut. Es ist schön, wenn man weiß, wie man dran ist. Ob sie jetzt Johanna Mikl-Leitner, Günther Platter oder Peter Kaiser heißen, die Landeshauptleute von Niederösterreich, Tirol und Kärnten gehören zur Kategorie der verlässlichen, vertrauenswürdigen, fleißigen, bodenständigen politischen Einsatzkräfte. Die Bürger wollen gerade in ihrer Nähe keine abgehobenen Blender. Sie wollen Politiker, die ohne hysterisches Gekreische ganz einfach ihre Arbeit machen, Probleme analysieren, Lösungen suchen, Entscheidungen treffen und diese dann auch umsetzen.
Die neue Stärke lange gedienter Landespolitiker hat auch bundespolitische Auswirkungen. Bis vor Kurzem hat man etwa in der ÖVP geglaubt, mit dem Abgang von Erwin Pröll und Josef Pühringer sei die Zeit der starken "Landesfürsten" endgültig vorbei. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Die türkise Bundespartei muss sich trotz Durchgriffsrechts ihres Obmanns darauf einstellen, dass die neuen alten Länderchefs stärker denn je sind. Das gilt auch in der SPÖ, die ihre Schwäche auf Bundesebene teilweise in den Ländern Kärnten, Tirol, Burgenland und Wien wettmachen kann.
Starke Landeshauptleute haben in der Vergangenheit manch gute Gesamtlösung für Österreich torpediert. Das wollen wir nicht wieder erleben. Aber ein gesunder Ausgleich der Interessen zwischen Bund und Ländern ist auch in Zukunft die Basis für eine gesunde Entwicklung des Bundesstaates Österreich.