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Die vier Kurzzeit-Experten für die Regierung Kurz

Ein "miserabler Schüler", ein bunter Vogel, ein von den Roten respektierter Schwarzer und eine Staatsmeisterin sollen unsere Regierung vier Monate auf Kurs halten.

Valerie Hackl: Von der Staatsmeisterin zur Verkehrsministerin.
Valerie Hackl: Von der Staatsmeisterin zur Verkehrsministerin.

Valerie Hackl: Von der Staatsmeisterin zur Verkehrsministerin

Dass die 37-jährige Wienerin hartnäckig ist und ihre Ziele erfolgreich verfolgt, ist allein schon an ihrer sportlichen Karriere zu erkennen. Sie brachte es bereits im Alter von 14 bis 16 Jahren zur mehrfachen Staatsmeisterin in der Disziplin Rhythmische Sportgymnastik. Ihr BWL-Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien schloss sie mit den Spezialisierungen Unternehmensführung und Entrepreneurship ab.

Ihre Karriere begann sie bei der Unternehmensberatung Bain & Company, 2012 wurde sie Assistentin von Christian Kern, dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der ÖBB-Holding AG. 2014 übernahm sie die Leitung der Konzernstrategie- und Unternehmensentwicklung der ÖBB. Von Dezember 2015 bis Juli 2018 war sie neben Evelyn Palla Vorstandsmitglied der ÖBB-Personenverkehr AG. Und zwar für die Bereiche Marketing, Fernverkehr und Digitale Mobilität.

Unter dem Verkehrsminister Norbert Hofer wurde sie zur Geschäftsführerin der Austro Control berufen, wo sie seit Jänner 2019 mit Axel Schwarz den Vorstand gebildet hat.

Walter Pöltner: Ein Piano-Man wird Sozialminister

Der gebürtige Wiener Walter Pöltner ist Honorarprofessor für Sozialrecht an der Universität Salzburg. Karin Pollack porträtierte ihn für den Fachverlag Manz als charismatischen Menschen, dessen Leben als Hollywood-Streifen verfilmt werden könnte. Sein Weg vom "Buben aus dem Gemeindebau" im 12. Bezirk zum Sektionschef im Ministerium war schon atemberaubend genug. Jetzt ist Pöltner auch noch Sozialminister geworden. Bis zu seinem 25. Lebensjahr träumte er noch von einer Karriere als Musiker. Pöltner spielt Gitarre und Klavier und er spielte auch in zahlreichen Bands, ältere Leser erinnern sich vielleicht noch an die Formation "Motherless Child". Sein erster Brotberuf war Industriekaufmann bei Semperit. Er holte die Matura nach und studierte im zweiten Bildungsweg Rechtswissenschaften. Während dieser Zeit lehnte er auch ein lukratives Angebot einer deutschen Band ab. Er wählte den "sicheren Weg".

Statt seiner Lieblingsmusik, dem Blues, widmete er sich fortan akribisch seiner juristischen Karriere. Pöltner wurde Abteilungsleiter in der Bundesarbeitskammer, später wurde er in das Büro des Sozialministers Josef Hesoun berufen. Als wichtigstes Projekt nennt er sein Mithilfe an der Entstehung des Pflegegeldes. Der Journalistin Karin Pollack sagte er kürzlich noch: "Ich kenne so viele verschiedene Leben, manchmal habe ich das Gefühl, in einem Niemandsland zu leben." Er meinte auch, dass er davon träume zur Musik zurückkehren: "Ich sehe mich in einer Hotelbar am Klavier sitzen und spielen. Am liebsten natürlich den Blues." Jetzt hat er noch einmal vier Monate Zeit, feine Töne im Sozialministerium anzuschlagen. Die Ernennung des in der roten Reichshälfte gut vernetzten Pöltners zum Sozialminister gilt auch als "Friedensangebot" der ÖVP an die SPÖ.

Johann Luif: Ein Schwarzer, den die Roten mögen

Die Karriere des Übergangs-Verteidigungsministers Johann Luif verlief, wie es sich für einen hochrangigen Offizier gehört. Zuletzt leitete er die Generalstabsdirektion im Bundesministerium für Landesverteidigung. Nach der Matura absolvierte er die Theresianische Militärakademie. 1991 schloss er in Wien den 12. Generalstabslehrgang in der der Landesverteidigungsakademie ab. Er war Chef des Stabes im Militärkommando, Hauptreferatsleiter in der Abteilung Rüstungsplanung im Bundesministerium für Landesverteidigung und stellvertretender Leiter der Abteilung Militärische Grundsatzplanung, ehe er 2003 zum Brigadier befördert wurde.

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Luif 2012 als stellvertretender Kommandant der Kosovo Force (KFOR) und von 2014 bis 2016 in Bosnien und Herzegowina als Kommandant der European Union Force (EUFOR) bekannt. Luif war auch Leiter der Abteilung Einsatzplanung im damaligen Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport. Dem 60-jährigen wird zwar eine ÖVP-Nähe nachgesagt, er genießt aber auch bei der SPÖ hohes Ansehen: Das beweist auch seine Bestellung zum Militärkommandant im Burgenland. Diesen Posten hatte Luif von 2003 bis 2016 inne. Und dieser wird traditionell mit dem (in diesem Fall roten) Landeshauptmann besetzt. Auch zum Leiter der Generalstabsdirektion wurde er von Hans Peter Doskozil (SPÖ) befördert.

Eckart Ratz: Vom "miserablen Schüler" zum Innenminister

Schon sein Vater Gerold hatte ein bedeutendes Amt inne. Er war von 1963 bis 1973 Landesstatthalter von Vorarlberg. Das Amt des Innenministers hat für Eckart Ratz allerdings mit September 2019 ein fixes Ablaufdatum. Der gebürtige Bregenzer ist ein sattelfester Jurist, der von 2012 bis 2018 Präsident des Obersten Gerichtshofs war. Bei der Ausübung dieses Amtes kritisierte er im Februar in einem Interview mit dem Standard, das "immer dieselben wenigen Richter negativ auffallen", und dass er auf diese unter Ausschöpfung der rechtlichen Möglichkeiten des OGH, einwirken möchte.

Für Aufsehen sorgte Ratz auch als Senatsvorsitzender in der Causa der ORF-Reportage "Am Schauplatz" mit der Aussage, dass das Redaktionsgeheimnis "absolut" sei. Dass es Eckart Ratz einmal zum Bundesminister für Inneres bringen würde, hätte er sich als Jugendlicher nicht vorstellen können. Er war ein - wie er selbst den Vorarlberger Nachrichten sagte - "miserabler Schüler", dem nach einigen Fünfern erst im Feldkircher Jesuitengymnasium Stella Matutina der Knopf aufging. Dass er alles andere als ein Sesselkleber ist, beweist auch der pünktliche Antritt seiner Pension im Vorjahr im Alter von 65 Jahren.
Ratz ist auch Mitherausgeber des "Wiener Kommentars zum Strafrecht".