Österreichische Schüler schneiden bei Finanzkompetenzen überdurchschnittlich gut ab
Österreich erreicht im OECD-Vergleich den sechsten Platz und liegt damit über dem Durchschnitt. Große Unterschiede gibt es in Sachen Finanzkompetenz beim sozialen Hintergrund.

Es sind zur Abwechslung einmal erfreuliche Nachrichten für das österreichische Bildungssystem: Im Bereich Finanzen schneiden unsere Schülerinnen und Schüler überdurchschnittlich gut ab. Das zeigt ein Ergebnisbericht der Pisa-Studie 2022 zur "Financial Literacy". Österreich nahm erstmals an der Überprüfung der Finanzkompetenz teil. 1624 Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 und 16 Jahren wurden zu ihrer Finanzkompetenz befragt und mit Teilnehmenden aus 19 weiteren Ländern verglichen. Im Ländervergleich landet Österreich auf dem sechsten Platz und liegt mit 506 Punkten nicht nur klar über dem OECD-Schnitt (498 Punkte), sondern auch über dem Schnitt der EU-Staaten (497 Punkte).
Finanzkompetenz hängt vom sozialen Status ab
Weniger erfreulich ist die ungleiche Verteilung der Kompetenzen. Denn die Streuung der Ergebnisse ist hoch und die Leistungen orientieren sich stark am sozialen Status. Das ist grundsätzlich wenig verwunderlich. Auch in den Bereichen Mathematik und Lesen, die thematisch eng mit der Finanzkompetenz verknüpft sind, spielt der soziale Status eine zentrale Rolle. Bei der Finanzkompetenz trennen Jugendliche mit einem niedrigen sozialen Status und jene mit einem hohen Status 103 Punkte. Österreich liegt damit weit über dem OECD-Schnitt. Jugendliche mit Migrationshintergrund erreichen 63 Punkte weniger als jene ohne Migrationsgeschichte. Und Jugendliche, die in der Untersuchung angaben, zu Hause überwiegend eine andere Sprache als Deutsch zu sprechen, liegen ganze 72 Punkte hinter jenen mit einer deutschen Umgangssprache. Dieser Rückstand ist der größte unter allen untersuchten Ländern.
Jugendliche haben hohes persönliches Interesse an Finanzbildung
Bettina Fuhrmann, die das Institut für Wirtschaftspädagogik an der WU Wien leitet, bewertet die Ergebnisse grundsätzlich als erfreulich. Nun müsse man aber verstärkt an der Aufhebung der Ungleichheiten arbeiten. In Österreich gehören rund 17 Prozent der Jugendlichen zur leistungsschwachen Gruppe, ihnen fehlen also notwendige alltägliche Kompetenzen im Finanzbereich. Fünf Prozent dieser Schüler liegen unterhalb der niedrigsten Kompetenzstufe. "Das sind zum großen Teil Jugendliche, die auch zu Hause wenig Chancen haben, Wissen über Finanzen zu erlangen", sagt Fuhrmann. Umso wichtiger sei es, die Finanzbildung explizit in den Lehrplänen zu verankern und klare Zuständigkeiten zu formulieren. Wie die Pisa-Studie zeigt, unterschieden sich die Unterrichtsfächer, in denen über Finanzen geredet wird, bisher je nach Schultyp stark. 61 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, sich außerhalb der Schule mit Finanzthemen zu befassen. Das persönliche Interesse bestätigt auch ein Blick auf die Ö3-Jugendstudie. 83 Prozent der unter 25-Jährigen wünschten sich hier ein eigenes Fach Finanzbildung.
Bildungsminister Martin Polaschek zeigte sich über die Ergebnisse erfreut, betonte aber auch "Verbesserungspotenzial". Mit den neuen Lehrplänen für das Schuljahr 2023/24 wurde ein fächerübergreifender Fokus auf Finanzbildung bereits etabliert. Auch die nationale Finanzbildungsstrategie soll künftig stärker ausgebaut werden.