"
Wien APA
"Ich bin stolz auf Österreich und seine Menschen", sagte Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes, am Sonntag in einem Interview mit der APA - Austria Presse Agentur. Die Leistung der Einsatzkräfte sei enorm und es gebe unzählige freiwillige Helfer. "Das zeugt von Empathie und großer Hilfsbereitschaft."
Das Rote Kreuz steht seit Freitag 18.00 Uhr im Dauereinsatz, um die vielen ankommenden und durchreisenden Flüchtlinge medizinisch und sozial zu versorgen. Die große Schwierigkeit für die Einsatzkräfte ist die Ungewissheit, was die Zahl der reisenden Flüchtlinge betrifft. Die Informationen aus Ungarn waren spärlich, erzählte Foitik. Man sei zwar mit dem Kollegen des Roten Kreuzes in Ungarn in Kontakt, doch auch die hatten kaum Informationen. Für Foitik sehe es so aus, als wären "die Ungarn derart überfordert", dass sie "das Chaos nach Österreich und Deutschland exportieren" würden. Es sei schwierig abzuschätzen, wie viele Menschen noch nach Österreich kommen würden. Aber: "Jetzt brauchen wir nicht diskutieren, jetzt müssen wir helfen", betonte Foitik.
Das Rote Kreuz ist mit rund 1.000 Mitarbeitern - Ärzte, Sanitäter und Sozialhelfer - in ganz Österreich für die Flüchtlingshilfe tätig, vor allem in Nickelsdorf, am Wiener Westbahnhof, am Salzburger Bahnhof sowie in den Unterbringungen in Linz in der Tabakfabrik und in der Grazer Messehalle. Zudem würden RK-Mitarbeiter die Flüchtlinge in den Zügen bis Deutschland begleiten, wo sie anschließend von den deutschen Kollegen übernommen werden. "Soweit wir es schaffen", sagte Foitik, würden doch immerhin täglich 50 Züge mit Flüchtlingen unterwegs sein.
Die meisten Flüchtlinge sind völlig erschöpft. Weil sie bei mittlerweile herbstlichen Temperaturen teilweise in leichter Kleidung und Flip-Flops unterwegs sind, müssen zahlreiche Verkühlungen und Fußverletzungen behandelt werden. Einige Menschen haben auch Fieber. Da die meisten ihren Zielort noch nicht erreicht haben, würden viele ihre Verletzungen herunterspielen, damit sie nicht ins Krankenhaus eingeliefert werden und so ihre Reise nicht unterbrochen wird. "Sie versuchen so gut wie möglich zu vermeiden, dass sie ins Spital müssen", sagte Foitik über die durchwegs "dankbaren und hilfsbereiten" Flüchtlinge.
Eine solche Solidarität hat Foitik nach eigenen Angaben bisher nur bei den schweren Hochwassern in Österreich erlebt. Es gebe täglich tausende Anrufe aus der Bevölkerung mit der Frage, wo geholfen werden kann. Für die kommenden Tage werden die Einsatz-Schwerpunkte neu bewertet, um die Helfer eventuell neu zu positionieren. "Aufgrund der Tatsache, dass der Flüchtlingsstrom nicht steuerbar und planbar ist, ergibt sich eine unglaubliche Dynamik", meinte Foitik.
(Schluss) lor/km