"Ich hatte kein Hassgefühl", erzählte der damals verletzte Pfarrer August Janisch der APA. Den Nährboden sieht er, wie die damals ebenso betroffene Grün-Politikerin Terezija Stoisits, unter anderem in einer von der FPÖ geschürten ausländerfeindlichen Stimmung.
Am 3. Dezember detonierte die erste Briefbombe im Pfarrhaus der oststeirischen Bezirksstadt, Janisch wurde im Gesicht und an der rechten Hand verletzt.
Nach 20 Jahren immer noch präsent
"Das ist 20 Jahre her, aber nicht so weit weg", meinte der Zisterzienserpater, der mittlerweile im Stift Rein bei Graz tätig ist. Zum Ziel wurde er aufgrund seines Engagements für Flüchtlinge, gemeinsam hatte man als erste Einrichtung gemeinsam mit der Caritas Flüchtlingsbetreuer angestellt. "Und so ist Franz Fuchs auf uns aufmerksam geworden", vermutet Janisch.
Gegenüber dem Attentäter selbst praktiziert Janisch christliche Vergebungslehre: "Ich habe immer gesagt, ein armer Kerl, der sehr gescheit ist und sein Wissen nicht positiv umsetzen konnte." Die Genugtuung des ebenso von einer Bombe schwer verletzten einstigen Wiener Bürgermeisters Helmut Zilk über Fuchs' eigene Verletzungen hat den Geistlichen laut eigener Aussage "irritiert". An einem Trauma dürfte Janisch selbst nicht leiden. "Das ist jetzt alles weg", meint er.
Auch in seinem Engagement für Flüchtlinge ließ sich Janisch durch den Anschlag nicht einschüchtern. "Es hat uns noch mutiger gemacht, gezielt auf Menschen zuzugehen", resümiert er. Die geistige Wurzel sieht er in einer damals durch Jörg Haider geschürten ausländerfeindlichen Stimmung und dem Volksbegehren "Österreich zuerst" der FPÖ. So sieht es auch Stoisits, die für die einstige Nationalratsabgeordnete gedachte Bombe wurde entschärft. Dennoch sei die Zivilgesellschaft nach dem Ausländer-Volksbegehren - etwa durch das Lichtermeer - stärker zusammengerückt.
Für Stoisits gab es nach der Briefbombenserie aber auch positive Entwicklungen im Umgang mit Ausländern, ebenso in der Volksgruppenpolitik. So seien im Burgenland zweisprachige Ortstafeln installiert worden. Auch die spätere Volksanwältin sah keinen Grund, ihr Engagement zu beenden: "Das ist der letzte Grund, aus dem ich mich einschüchtern lasse." Zu tun gebe es noch viel. Dennoch: "Beim Zugang zu 'Fremden' ist nicht alles so verlaufen, wie ich es mir wünschen würde", so Stoisits.
Schüller beim Briefe-Öffnen immer noch vorsichtig
Abgefangen wurde einen Tag nach der Detonation in Hartberg eine Briefbombe, die für den damaligen Caritas-Präsidenten Helmut Schüller bestimmt war. "Meine damalige Sekretärin hat an dem Abend die Nachrichten gesehen", erinnert er sich. Dadurch sei sie auf ein verdächtiges Paket in der Hauspost aufmerksam geworden. "Wir haben ausgemacht, es nicht alleine aufzumachen, und die Polizei verständigt, es war ein Glück", so Schüller.
Schüller ist seitdem noch immer vorsichtig im Umgang mit seiner Post. "Wenn Pakete kommen, die ich nicht zuordnen kann, rufe ich beim Absender an." Denn der nunmehrige Sprecher der Pfarrer-Initiative kennt Personen, die Fuchs nicht unähnlich sind: "Im Kirchenumfeld gibt es ziemlich viele Menschen, die krank sind und schnell aggressiv werden."