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Frauen bekommen 43 Prozent weniger Pension

Frauen bekommen in Österreich durchschnittlich um 43 Prozent weniger Pension als Männer. Darauf weist jährlich der "Equal Pension Day" hin, der heuer auf den 28. Juli fällt. Das ist jener Tag, an dem der durchschnittliche Pensionist seit Beginn des Jahres jenen Betrag erhalten hat, den die durchschnittliche Pensionistin erst mit Jahresende erreichen wird. Forderungen gibt es von vielen Seiten.

Frauen haben im Alter oft deutlich weniger zur Verfügung
Frauen haben im Alter oft deutlich weniger zur Verfügung

Frauen müssen aktuell mit demselben Betrag 156 Tage länger auskommen als Männer. Der Präsident des SPÖ-Pensionistenverbands, Peter Kostelka, macht neben der ungleichen Entlohnung und der Teilzeitarbeit von Frauen wegen Kinder- oder Altenbetreuung vor allem die Auswirkungen der ÖVP-FPÖ Pensionsreform von 2003 dafür verantwortlich. "Der damals beschlossene längere Durchrechnungszeitraum zur Bestimmung der Pensionshöhe hat besiegelt, dass immer mehr Frauen heute immer weniger Pension bekommen. Diese Ungerechtigkeit muss möglichst bald aus der Welt geschafft werden", forderte Kostelka am Freitag.

Er schlägt deshalb vor, dass die zehn schlechtesten Beitragsjahre bei der Pensionsberechnung nicht berücksichtigt werden. Außerdem will er bei den Kindererziehungszeiten die volle Anrechnung von vier Jahren für jedes Kind und eine Anrechnung von Pflegezeiten bei Betreuung von nahen Angehörigen. Für die kommenden Pensionserhöhung bekräftigte Kostelka die Forderung nach Berücksichtigung der tatsächlichen Teuerung der für die Senioren maßgeblichen Produkte.

Der Equal Pension Day wird seit dem Jahr 2015 von der Statistikabteilung der Stadt Wien berechnet. In diesen vier Jahren gab es österreichweit eine Verbesserung von zwei Tagen. Am meisten, nämlich um sechs Tage, sind die Pensionseinkommens-Differenzen zwischen Frauen und Männern in Wien geschrumpft. Das Burgenland hat sich seit 2015 um fünf Tage verbessert. Am dritten Platz liegt Niederösterreich mit einer Verbesserung von drei Tagen. Zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es deutliche Unterschiede. So liegt der Equal Pension Day in Vorarlberg (5. Juli) mehr als eineinhalb Monate vor jenem in Wien (27. August). Österreichweit wurde der 28. Juli errechnet.

Rasche Maßnahmen gegen diese Ungleichheit und damit gegen Altersarmut von Frauen forderte am Freitag auch Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende. Die ÖGB-Frauen verlangen ein Lohntransparenzgesetz, die volle Anrechnung der Elternkarenzen und einen Ausbau der flächendeckenden Kinderbildungseinrichtungen.

SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek forderte die schwarz-blaue Koalition auf, den SPÖ-Antrag für eine Mindestpension von 1.200 Euro mit 40 Versicherungsjahren ab 1. Jänner 2019 umzusetzen. Der Vorschlag sieht auch die Berücksichtigung von Zeiten der Kindererziehung, der Krankheit und Arbeitslosigkeit vor. "Davon würden Frauen zu zwei Dritteln profitieren."

Liste Pilz-Frauensprecherin Maria Stern hielt Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) vor, den Kopf in den Sand zu stecken. Sie schlug eine gleichteilige Karenz von Müttern und Vätern und anschließende Elternteilzeit nach skandinavischem Vorbild bei gleichzeitiger Arbeitszeitverkürzung vor.

NEOS-Frauensprecherin Claudia Gamon warf der Regierung vor, tatenlos zuzusehen, wie Frauen im Alter in Abhängigkeit von Staat und Partner rutschen. Sie forderte eine rascher Angleichung des Frauen-Pensionsalters, ein automatisches Pensionssplitting und einen massiven Ausbau der Kinderbetreuungsplätze.

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl plädierte für mehr und bessere Kindergärten und Pflege, Anreize für partnerschaftliche Teilung bei der Familienarbeit, mehr Transparenz bei den Löhnen und Unterstützung für Frauen, die keine oder eine falsche Qualifikation haben. Die aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung gingen aber in die genau gegenteilige Richtung, kritisierte auch Anderl.

Die Präsidentin des ÖVP-Seniorenbundes, Ingrid Korosec, verlangte die Anrechnung von vier Jahren Pensionszeiten pro Kind, auch für "überschneidende" Zeiten. Das Pensionssplitting sollte automatisch erfolgen und nur auf Antrag sollte man darauf verzichten können.

Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) verwies anlässlich des Equal Pension Days auf die Möglichkeit des Pensionssplittings. Hierfür müsse man noch mehr Bewusstsein schaffen, erklärte sie am Freitag. Außerdem will sie für mehr Transparenz bei Gehältern eintreten, etwa durch die Zusammenführung der Einkommensberichte auf einen bundesweit einheitlichen Standard.

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