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Fußfessel für Gewalttäter und Dick-Pic-Paragraf: Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner fordert "Frauenpolitik, die wirkt"

Der 8. März ist der internationale Frauentag. Die frischgebackene Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) präsentierte zu diesem Anlass ein ambitioniertes Programm zur Frauenpolitik.

Eva-Maria Holzleitner gab ihre erste Pressekonferenz in der neuen Funktion.
Eva-Maria Holzleitner gab ihre erste Pressekonferenz in der neuen Funktion.

"Ja, ich bin Feministin", mit diesen deutlichen Worten startete die frischgebackene Frauen- und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner in ihre erste Pressekonferenz anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März. Ein klares Bekenntnis - und ein klarer Fahrplan für die Zukunft war es, den Holzleitner am Donnerstag präsentierte. Schon in den Regierungsverhandlungen habe sie gespürt, dass es nicht nur der SPÖ, sondern auch ÖVP und Neos ein Anliegen sei, die Dinge für Frauen in Österreich zum Besseren zu bewegen, betonte Holzleitner: "Wir wollen eine Welt schaffen, in der es um echte Gleichberechtigung geht." Dementsprechend ambitioniert sei auch der vereinbarte Fahrplan im Regierungsprogramm. Drei konkrete Schwerpunkte skizzierte Holzleitner am Donnerstag.

"Konsequentes Vorgehen gegen Gewalttäter"

So liegt ein Fokus der neuen Koalition in einer Stärkung der Sicherheit von Frauen. Darunter versteht Holzleitner ein "konsequentes Vorgehen gegen Gewalttäter". Gewalt sei ein strukturelles Problem, deshalb brauche es auch konkrete Maßnahmen durch die Politik. So will die neue Regierung etwa eine Fußfessel für Gewalttäter umsetzen. Hier orientiert man sich am spanischen Vorbild. Die elektronische Überwachung von Hochrisikofällen, die schon zuvor auffällig geworden sind, soll Frauen schützen und die Polizei in ihrer Arbeit unterstützen. Zudem will die Regierung einen Nationalen Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen ausarbeiten. Dieser solle alle Lebensrealitäten von Frauen berücksichtigen, betonte Holzleitner. Explizit auch jene von Älteren und Frauen mit Behinderung. Auch im digitalen Raum soll der Schutz ausgebaut werden. Ein Dick-Pic-Paragraf soll das ungefragte Versenden von Penisbildern unter Strafe stellen.

"Es ist nun die Zeit für eine Frauenpolitik, die wirkt"

Auch im Arbeits- und Erwerbsleben von Frauen wolle die neue Regierung Maßnahmen setzen. Die eklatanten Lohnunterschiede in Österreich wolle man in die Geschichtsbücher verbannen, so Holzleitner. Ungleichbezahlung will Holzleitner mit Lohntransparenz bekämpfen. Unternehmen sollen ungleiche Gehälter rechtfertigen müssen; sei das nicht möglich, müssten diese angepasst werden. Auch eine Unterhaltsgarantie - die wurde schon seit 2017 diskutiert - soll festgeschrieben werden. Frauen in Wissenschaft und Forschung wolle man gezielt fördern.
Ein dritter Schwerpunkt werde auf der Frauengesundheit liegen. Frauenprimärversorgungszentren sollen ausgebaut werden. Zudem plant die Regierung, Verhütungsmittel und Hygieneartikel steuerfrei zu machen.

Frühere Forderungen Holzleitners wie etwa ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem ersten Lebensjahr oder eine Streichung des Schwangerschaftsabbruchs aus dem Strafgesetzbuch sind nicht im Regierungsprogramm enthalten. Für sie persönlich würden die Themen "auf jeden Fall ein Ziel" bleiben, meinte die Ministerin auf Nachfrage. Aber: "Die SPÖ stellt keine Alleinregierung."

"Hier im Frauenministerium werden wir die nächsten fünf Jahre nicht nur über Frauenpolitik reden, wir werden sie auch umsetzen", bekräftigte Holzleitner die von ihr präsentierten Pläne. "Es ist nun die Zeit für eine Frauenpolitik, die wirkt."

Die 31-Jährige ist schon lange auf dem politischen Parkett aktiv.
Die 31-Jährige ist schon lange auf dem politischen Parkett aktiv.
Eva-Maria Holzleitner bei der Angelobung durch den Bundespräsidenten.
Eva-Maria Holzleitner bei der Angelobung durch den Bundespräsidenten.

Holzleitner ist neue Frauen- und Wissenschaftsministerin

Es war Holzleitners erster großer Auftritt seit Übernahme ihrer neuen Funktion im Frauen- und Wissenschaftsministerium. Dabei ist die gebürtige Welserin auf dem politischen Parkett keinesfalls unerfahren. Schon als Schülerin war sie in der SPÖ-Schüleraktion AKS aktiv, wurde später Vorsitzende der "Jungen Generation" Oberösterreich. Dabei kommt Holzleitner aus keinem typisch sozialdemokratischen Haushalt. Viele in ihrer näheren Familie sind Landwirte und Wirtschaftstreibende. Ihr Vater war Bauer, der Großvater Fleischhauer. Zu dementsprechend vielen mehr oder weniger kleinen Seufzern habe auch ihr Parteieintritt vor elf Jahren geführt, wie Holzleitner einmal in einem Interview preisgab.

2017 zog die heute 31-Jährige zum ersten Mal in den Nationalrat ein, damals als jüngste Abgeordnete ihrer Fraktion. Spätestens mit ihrer Kür zur Frauenvorsitzenden 2021 ist die studierte Sozialwissenschafterin im erweiterten Führungskreis der SPÖ angelangt und wurde zur stellvertretenden Parteivorsitzenden. Im innerparteilichen Trubel um den Parteivorsitz stand sie an der Seite der damaligen Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner. Unter Andreas Babler wurde sie als stellvertretende Klubvorsitzende eingesetzt.