Grundsätzlich ist es so, dass Nationalratspräsidenten seit Beginn der Zweiten Republik nach Ende ihrer Amtszeit mit einem Porträt gewürdigt werden. Die Werke sind aktuell in einem Gang nahe dem Plenarsaal angebracht.
Werke werden erst bei Abschied aus dem Parlament angebracht
Doch es gibt eine kleine Einschränkung. Aufgehängt werden sie erst, sobald die jeweilige Person nicht mehr dem Nationalrat angehört. Das erklärt, warum noch kein Porträt von Bures zu bestaunen ist. Denn nachdem die SPÖ Platz eins in der Wählergunst verloren hatte, schied sie nicht aus dem Nationalrat aus, sondern wurde zunächst zur Zweiten Präsidentin und nach der Wahl im Vorjahr zur Dritten Präsidentin gewählt.
Kaum bekannt ist, dass das Porträt von Bures bereits angefertigt ist. Dieses wartet nun im Archiv darauf, beim Abtritt der SPÖ-Politikerin auch öffentlichen Glanz zu erhalten.
Auch Kurzzeit-Präsidentin könnte Porträt erhalten
Umstrittener war, ob Köstinger überhaupt dieser Art geehrt werden soll. Schon ihre Wahl zur Präsidentin im November 2017 war von Kritik begleitet, da allgemein - und wie sich später zeigte zu Recht - angenommen wurde, dass sie der nächsten Regierung angehören würde. So amtierte die spätere Landwirtschaftsministerin dann auch nur ein Monat und eine Woche.
In einem Zeitungsinterview zeigte sich Köstinger vor einiger Zeit enttäuscht, dass von ihr kein Porträt angefertigt worden sei und machte dafür indirekt die Parlamentsdirektion verantwortlich. Die sieht keine Schuld bei sich. Wie der APA auf Anfrage mitgeteilt wurde, habe man bei Köstinger nach deren Bedauern schriftlich ersucht anzugeben, welche Künstlerin bzw. welcher Künstler das Werk in ihrem Sinne gestalten soll. Gehört habe man von der Kurzzeit-Präsidentin seither nichts.
Sobotka überlegt noch
Usus ist nämlich, dass die Geehrten selbst bestimmen, wer ihr Porträt anfertigt, wobei ein bestimmter Budgetrahmen eingehalten werden muss. Darüber grübelt offenbar auch Sobotka noch, der das Parlament mit der konstituierenden Sitzung des Nationalrats im Oktober vergangenes Jahres und damit schon vor mehr als einem Jahr verlassen hat. Bisher hat auch er niemanden namhaft gemacht, der ihn künstlerisch in Szene setzen soll, teilte das Parlament auf entsprechende APA-Anfrage mit. Aus Sobotkas Büro verlautete gegenüber der APA, dass der Präsident noch im Auswahlprozess sei.
Khol-Porträt sorgte für Erstaunen
Gut überlegt sein will das wohl. So war etwa mancher durchaus überrascht, als Andreas Khol (ÖVP) in einem etwas globig wirkenden Relief des steirischen Künstlers Josef Kern porträtiert wurde. Posthum wurde 2015 das Porträt von Barbara Prammer (SPÖ) angefertigt. Die bekannte Künstlerin Eva Schlegel wählte dabei für einen Siebdruck aus Blei eine Farbfotografie von Georg Wilke. Es ist die einzige Foto-Arbeit unter den bisher elf öffentlich gemachten Werken.
Lange wurden die Porträts sehr konservativ angelegt. Die ersten vier wurden jeweils vom akademischen Maler Robert Fuchs gestaltet, zwei Mal griff Adalbert Pilch zum Pinsel, einmal Robert H. Pippal. Als künstlerischer Aufbruch gewertet wurde die Wahl von Georg Eisler, der Rudolf Pöder (SPÖ) im Stil des realistischen Expressionismus abbildete. Dieser innovativere Zugang wurde in weiterer Folge fortgesetzt, etwa durch das farbenfrohe Heinz Fischer-Porträt von Xenia Hausner.
Nun kann man wohl davon ausgehen, dass der kunstsinnige Sobotka ebenfalls ein künstlerisches Statement zu seinem endgültigen Abschied aus dem Hohen Haus setzen wird.
(Quelle: APA)
