Die Politik müsse die Sorgen und Ängste der Bevölkerung ernst nehmen. Mit dieser Ansage meldete sich Ingrid Filipe erstmals prägnant in der Bundespolitik zu Wort. Das war im Jahr 2016, kurz nachdem sie zur Vizeparteichefin der Grünen in Tirol und zur Tiroler Landesrätin gewählt worden war. Sie sagte dies in Zusammenhang mit den damals beginnenden Grenzkontrollen im Zuge der Flüchtlingskrise.
Nun wird "die Ingrid", wie sie sich selbst auf Twitter nennt, als Nachfolgerin für Eva Glawischnigg gehandelt. Seit die nunmehr 38-Jährige im Jahr 2013 den Grünen eine Regierungsbeteiligung in Tirol gesichert hat, gilt das "Tiroler Modell" den Bundesgrünen als Referenz.
Ingrid Felipe Saint Hilaire wurde 1978 in Hall i. T. geboren. Laut Wikipedia wuchs sie in Rum auf und maturierte an der Handelsakademie in Innsbruck, wo sie zuvor zwei Jahre lang Schulsprecherin gewesen war. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und engagierte sie sich zudem für den Handballsport in Innsbruck. Ab 2002 arbeitete sie als Assistentin der Geschäftsleitung in Gastronomiebetrieben. Von 2006 bis 2012 war Ingrid Felipe als Büromanagerin im Architekturbüro Parson beschäftigt.
Ihre parteipolitische Karriere begann sie 2005 als Finanzreferentin der Grünen Tirol. Zudem war sie Ersatzdelegierte des Erweiterten Bundesvorstandes (EBV) der Grünen, 2009 bis 2013 war Ingrid Felipe Landessprecherin der Grünen Alternative Tirol und seit 13. März 2010 Gemeinderätin in Rum. Aufmerksamkeit erregte Ingrid Felipe erstmals durch ihren Protest gegen die Ausweisung des damals 20-jährigen, seit Jahren in Tirol lebenden Lamin Jaithe im Mai 2011.
Seit 2013 Tiroler Landesrätin
Am 1. Mai 2012 zog Filipe in den Tiroler Landtag ein. Nach den Landtagswahlen 2013 wurde sie Landesrätin für die Ressorts Umwelt- und Klimaschutz, Abfallwirtschaft und Verkehrspolitik sowie 2. Landeshauptmann-Stellvertreterin. Am 19. Februar 2016 wurde sie im erweiterten Bundesvorstand zur stellvertretenden Parteivorsitzenden der österreichischen Grünen gewählt.
Bei der Tiroler Landtagswahl 2013 legten die Grünen mit Ingrid Felipe 1,86 Prozentpunkte zu und landeten mit 12,59 Prozent auf dem dritten Platz. Zudem gewannen die Grünen ein zusätzliches Mandat. Einziger Wermutstropfen war, wie die APA berichtet, dass ihr das beste Ergebnis in der Geschichte der Tiroler Grünen verwehrt blieb. Dies hatte die Öko-Partei unter ihrem Urgestein Georg Will bei der Landtagswahl 2003 mit 15,59 Prozent geholt.
Gute Zusammenarbeit mit dem ÖVP-Landeshauptmann
In lediglich drei Sondierungsrunden führte Felipe das Grüne Team in Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP. Als Ernte wurden zwei grüne Landesräte und die Agenden Umwelt- und Klimaschutz, Verkehr, Frauen, Soziales und Integration eingefahren. Zupass kam ihr laut APA, dass sie im Wahlkampf kein Porzellan zerbrochen hatte, und gegenüber der ÖVP einigermaßen konziliant auftrat. Das setzte die 38-Jährige, die eher der "Realo"- als der "Fundi"-Fraktion zuzurechnen ist, auch in der Regierungsarbeit fort. Ihr Verhältnis zu Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gilt als ausgezeichnet. An der Seite Platters wurde ihr Auftreten nach und nach souveräner. Bis auf verhaltene Kritik hie und da wurde die Regierungsarbeit auch in der Grünen Basis mit Wohlwollen aufgenommen.