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„Einmal hab ich die Kontrolle verloren“

Benita Ferrero-Waldner im Gespräch über berufliche Höhen und Tiefen.

Es war ein abenteuerlicher Weg in die Diplomatie – im neuen SN-Format „Bei Perterer. Gespräche, die bleiben“ blickte die ehemalige Außenministerin und gebürtige Salzburgerin Benita Ferrero-Waldner auf eine bewegte Karriere zurück. Sie sprach mit dem ehemaligen SN-Chefredakteur über Höhen und Tiefen einer internationalen Karriere, darunter die Zerreißprobe während der EU-Sanktionen gegen Österreich. In dieser Zeit, in der ihr „Kampflächeln“ zum Markenzeichen wurde, gestand sie, ein einziges Mal die Kontrolle verloren zu haben. Der damalige belgische Außenminister Louis Michel hatte damals gemeint, dass Skifahren in Österreich quasi tabu sei. Bei einer legendären Aussprache in einer Hotelsuite kam es dann zu einem Schreiduell zwischen den beiden. „Meine Kabinettschefin war entsetzt, so hatte sie mich überhaupt noch nie erlebt. Aber es hat geholfen. Von da an war der Bann gebrochen. Als Kommissar und Kollege habe ich Louis Michel zwar hin und wieder bei anderen Themen auch so erlebt, aber mir gegenüber war er immer ruhig.“

Wie ist Benita Ferrero-Waldner in die höchsten diplomatischen Kreise aufgestiegen? Eigentlich wollte sie, die in Oberndorf bei Salzburg aufgewachsen ist, doch Ärztin werden. Der Vater war Dentist und ihr hat die Medizin immer Freude gemacht. Doch ein Satz einer Professorin bei der Maturafeier änderte alles: „Medizinstudium? Du bist doch die geborene Diplomatin.“ Auch ihre Tante Elsa, die sie in den Ferien nach London und Italien mitgenommen hat, verstärkte ihren Wunsch, ins Ausland zu gehen. So schrieb sie sich, anstatt Medizin zu studieren, in Salzburg auf der Juridischen Fakultät ein. Berufswunsch: Diplomatin.

Wie sie sich als eine von wenigen Frauen im von Adeligen und Männern dominierten Außenministerium durchsetzen konnte? Es sei eine Umgebung, in der sie sich „immer beweisen musste“. Diese Erfahrung setzte sich später in Brüssel fort, als sie als erste Frau EU-Kommissarin für Außenbeziehungen wurde und auf anfängliche Skepsis stieß. Ihr Erfolgsrezept in diesen Jahren: harte Arbeit. „Am Anfang war es immer schwierig, aber sobald der Bann gebrochen war, ging es“, so sei es das ganze Leben gelaufen.

Benita Ferrero-Waldner im Gespräch mit Manfred Perterer
Benita Ferrero-Waldner im Gespräch mit Manfred Perterer