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Metaller schaffen einen KV-Abschluss im ersten Anlauf - deutlich unter Inflation

Die diesjährige Metaller-Lohnrunde fiel im Gegensatz zu jener vor zwei Jahren sehr kurz aus: Bereits am Montag kam es zum "Krisenabschluss".

Reinhold Binder (PRO-GE) und der Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie Christian Knill.
Reinhold Binder (PRO-GE) und der Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie Christian Knill.

Die Lohnverhandlungen für die rund 190.000 Beschäftigten in der Metallindustrie sind dieses Jahr unter besonders schwierigen Bedingungen gestartet. Die Inflation ist zuletzt wieder gestiegen, zugleich kämpft die Industrie mit hohen Kosten, anhaltender Konjunkturschwäche in Deutschland und der US-Zollpolitik.

Dennoch oder gerade deswegen ist diesmal eine rasche Einigung nach wenigen Stunden gelungen: Ab 1. November 2025 steigen die Ist-Löhne und Gehälter um 1,41 Prozent, die Mindestentgelte werden um 2 Prozent angehoben. Ab dem 1. November 2026 steigen die Ist-Löhne und Gehälter um 1,9 Prozent und die kollektivvertraglichen Mindestentgelte um 2,1 Prozent. Die konkrete Ausgestaltung und Umsetzung werde auf betrieblicher Ebene sozialpartnerschaftlich entschieden, sagte Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: "Es war wichtig, dass wir heuer einen vernünftigen und pragmatischen Abschluss vereinbaren konnten. Die lösungsorientierte Sozialpartnerschaft zeigt damit wieder ein Lebenszeichen."

Abschluss über zwei Jahre erzielt

Der Abschluss laufe über zwei Jahre. Ab November 2026 sollen die Löhne und Gehälter um 1,9 Prozent steigen. "Mit dem Krisenabschluss für zwei Jahre konnten wir Nulllohnrunden verhindern und die Kaufkraft der Beschäftigten sichern. Wir haben angesichts der dramatischen Situation gemeinsam mit unseren Sozialpartnern Verantwortung übernommen. Planbarkeit und Sicherheit für Beschäftigte sowie für Betriebe sind jetzt das Wichtigste, um Vertrauen für die Zukunft zu schaffen", sagen die beiden Chefverhandler der Gewerkschaft, Reinhold Binder (PRO-GE) und Mario Ferrari (GPA). Zusätzlich erhalten die Beschäftigten zwei Kaufkraftsicherungsprämien, in Höhe von insgesamt 1.000 Euro. Die Auszahlung der Kaufkraftsicherungsprämien erfolgt in zwei Tranchen zu je 500 Euro mit Dezember 2025 und Juli 2026. Lehrlinge erhalten grundsätzlich einmalig 250 Euro.

Knill: "Signal an andere Branchen"

Der Anstieg der Löhne und Gehälter solle auch ein Signal an andere Branchen sowie die Bundesregierung senden, sagte Knill. Alle Akteure müssten gemeinsam durch zurückhaltende Lohnabschlüsse und eine aktive Wirtschaftspolitik dazu beitragen, die Inflation auf den europäischen Zielwert zu bringen. "Die Orientierung der Lohnerhöhungen an der heimischen Inflation hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Lohnkosten im Vergleich zu unseren Mitbewerbern viel zu stark gestiegen sind. Dadurch sind die Produkte der Metalltechnischen Industrie aus österreichischer Produktion auf den Weltmärkten preislich nicht mehr wettbewerbsfähig."

Gewerkschaft gab vorab keinen Zielwert aus

Die Gewerkschaft hatte, anders als üblich, diesmal keine konkreten Lohnforderungen auf den Tisch gelegt. Knill hatte bereits vor dem Start der KV-Verhandlungen erneut auf die gesunkene Wettbewerbsfähigkeit der Branche verwiesen. Die Metallindustrie habe in drei Jahren ein Fünftel der Produktion eingebüßt und 10.000 Beschäftigte abgebaut. Bei den Metallern verhandeln PRO-GE-Bundesvorsitzender Reinhold Binder und GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari mit dem Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) für rund 190.000 Beschäftigte. Parallel dazu verhandelt im Bahnsektor die Gewerkschaft vida für etwa 55.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei 92 Unternehmen.