"Meine wichtigste Priorität ist es, die Regierungen beim Management von Migration zu unterstützen", sagte Raab. Dabei sollen europäische und internationale Rechtsstandards geachtet werden, betonte sie mit Blick auf Kritiker. Es gehe insbesondere darum, den beschlossenen EU-Asyl- und Migrationspakt innerhalb der Union und darüber hinaus umzusetzen. Zudem brauche es eine nachhaltige Rückkehrpolitik für abgelehnte Asylbewerber, indem sie die nötige Unterstützung für eine erfolgreiche Wiedereingliederung erhalten. "Dieser Zugang respektiert ihre Rechte, verhindert wiederholte sekundäre Migration aufgrund von erfolglosen Abschiebungen und fördert langfristige Stabilität."
Die von 21 Staaten getragene Organisation will sich unter Führung Raabs auch weiterhin im Bereich Arbeitsmigration einbringen. Hier sollen für beide Seiten vorteilhafte Partnerschaften zwischen Herkunfts- und Zielländern geschlossen werden. Zudem gelte es eine Politik zu fördern, die Arbeitsmigranten vor Ausbeutung schütze.
Raab dankte in ihrer Rede ihrem scheidenden Vorgänger Spindelegger, der die ICMPD vor zehn Jahren "als eine Organisation mit immensem Potenzial übernommen und zu ganz neuen Höhen der Relevanz geführt" habe. So habe sich die Mitarbeiterzahl von 155 auf 590 erhöht, und die Zahl der Mitgliedsstaaten um sechs auf 21. Zudem habe Spindelegger die Vienna Migration Conference ins Leben gerufen, die heute "die wichtigste Konferenz im Migrationsbereich ist", sagte die künftige ICMPD-Chefin, die im Juni von den ICMPD-Staaten mit 13 zu 8 Stimmen ins Amt gewählt worden war.
"Wirst diese Organisation besser führen als ich"
Spindelegger hatte zuvor den schwedischen Migrationsminister Johan Forssell zitiert, der am ersten Tag der Konferenz gesagt hatte, "dass es im Migrationsbereich keine einfachen Jobs gibt". "Aber ich verlasse mich auf Dich", sagte Spindelegger in Richtung seiner Nachfolgerin. "Du wirst diese Organisation auf perfekte Art und Weise führen, besser als ich", sagte der frühere Vizekanzler und Ex-ÖVP-Chef.
Die Jubiläumsausgabe der Konferenz war am Dienstag von lautstarken Protesten von "No Border"-Aktivisten überschattet gewesen. Sie warfen der Organisation vor, Erfüllungsgehilfin bei umstrittenen Maßnahmen im Migrationsbereich wie etwa Push-Backs zu sein. Spindelegger wies dies als "völligen Unsinn" zurück und betonte, dass sich ICMPD bei allen Projekten strikt an das geltende europäische Recht halte. Die Organisation betreibt Projekte in mehr als 90 Ländern und unterhält 31 regionale Büros. Dabei geht es etwa um Aufklärung über die Gefahren illegaler Migration oder auch Ausbildung von Grenzsicherungskräften.
An der Konferenz nahmen zahlreiche Spitzenpolitiker aus Europa, aber auch anderen Teilen der Welt teil. Unter den Rednern waren etwa Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und seine Kollegen aus Schweden (Forssell) und Jordanien (Mazin Abdellah Hilal Al Farrayeh). Sie berichteten von Erfolgen im Kampf gegen illegale Migration sowie einem Anstieg bei Rückführungen. Mit einer Videobotschaft meldeten sich Migrationskommissar Magnus Brunner (ÖVP) und seine für den Mittelmeerraum zuständige Kollegin Dubravka Šuica.