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Antisemitismus-Ablehnung kommt in die Integrationserklärung

Als Reaktion auf den starken Anstieg antisemitischer Vorfälle seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 in Israel hat die Regierungskoalition von ÖVP, SPÖ und NEOS am Montag ihre "Nationale Strategie gegen Antisemitismus 2.0" vorgestellt. Unter anderem sollen Teilnehmer von Integrationskursen künftig eine "Erklärung gegen Antisemitismus" unterschreiben müssen. Unterdessen kam es in Mödling am Sonntag beim Gedenken an die Novemberpogrome zu einem antisemitischen Vorfall.

Die neue Strategie gegen Antisemitismus umfasst 49 Maßnahmen
Die neue Strategie gegen Antisemitismus umfasst 49 Maßnahmen

Die neue Strategie gegen Antisemitismus soll für den Zeitraum 2025-2030 gelten und baut auf der ersten, 2021 vorgestellten Strategie auf. Insgesamt umfasst sie 49 Maßnahmen. Ein Fokus liegt auch auf der Bekämpfung von Antisemitismus im Netz. So sollen zum Beispiel KI-gestützte Systeme zum Aufspüren von Hate Speech im Internet gefördert werden. Zudem soll die Schaffung eines österreichischen Holocaust-Museums geprüft werden.

Pröll: "Neue Dimension an Antisemitismus"

Die erste Strategie gegen Antisemitismus 2021 sei ein "Meilenstein" gewesen, sagte der zuständige Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) am Montag bei der Präsentation. Mit dem neuen Maßnahmenkatalog reagiere man auf eine "neue Dimension an Antisemitismus".

Mehrere Maßnahmen betreffen den schulischen Bereich. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) kündigte bereits für den morgigen Dienstag eine neue "Handreichung zum schulischen Umgang mit antisemitischen Vorfällen" an. Auch Gedenkstättenbesuche sollen verstärkt gefördert werden.

IRG-Präsident fordert Absage von Dinghofer-Symposium

"Wir werden alles daran setzen, dass Österreich ein Land ist, in dem jüdisches Leben sicher ist", erklärte Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ). Die Formen von Antisemitismus würden sich in ihrer ideologischen Ausgestaltung unterscheiden. "Ihr Ursprung ist aber immer derselbe: Hass."

Der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft (IRG), Oskar Deutsch, verwies auf das aktuelle Gedenken an die Novemberpogrome 1938. Auch damals habe es "mit dem Wort, mit der Beleidigung, mit der Lüge, mit dem Gerücht über die Juden, mit Ausgrenzung und Boykotten", begonnen. Er verwies zudem auf jüngst vorgestellte Zahlen, wonach im ersten Halbjahr 726 antisemitische Vorfälle in Österreich gemeldet wurden. Die Terrorattacke vom 7. Oktober 2023 habe den "Motor einer (antisemitischen; Anm.) Propagandamaschine" gezündet, so Deutsch. Er kritisierte auch erneut das für Dienstag geplante Dinghofer-Symposium im Parlament und rief dessen Präsident Walter Rosenkranz (FPÖ) dazu auf, die Veranstaltung abzusagen.

Antisemitischer Vorfall bei Pogromgedenken in Mödling

Zu einem einschlägigen Vorfall kam es indes am Sonntagabend bei einer Gedenkfeier in Erinnerung an die Pogromnacht beim Denkmal der ehemaligen Synagoge in Mödling. Während einer Rede wurde aus einer angrenzenden Wohnung eine Rede Adolf Hitlers über mehrere Minuten hinweg deutlich hörbar abgespielt, berichteten "Kurier" und "NÖN". Eine Anzeige wurde angekündigt. Das Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) ermittelt, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager auf APA-Anfrage.

(Quelle: APA)