Den Evangelischen solle ihr wichtigster Feiertag nicht genommen werden; es werde aber auch keinen zusätzlichen Feiertag für alle geben, weil sich die Wirtschaft diese Belastung nicht leisten könne. Das war das Credo der Regierung, nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) vor vier Wochen geurteilt hatte, es sei eine Diskriminierung, dass in Österreich am Karfreitag nur manche freihätten oder, wenn sie arbeiteten, dafür Feiertagszuschläge bekämen.
Dienstagvormittag dann die Entscheidung: ÖVP und FPÖ haben beschlossen, dass der Karfreitag ein Feiertag wird - aber nur ein halber. Will heißen: Ab 14 Uhr haben alle frei. Und das schon am 19. April. Für evangelische Arbeitnehmer bedeutet dies eine Verschlechterung, haben sie doch bisher den ganzen Tag frei. Der Regierung ging es darum, "am Status Quo möglichst wenig zu verändern", teilten die Verhandler Walter Rosenkranz (FPÖ) und Peter Haubner (ÖVP) mit.
Wirtschaft muss mit Mehrkosten rechnen
Das vom EuGH aufgeworfene Problem wird nun so gelöst werden: Der Karfreitag wird ein halber freier Tag für alle. Den Evangelischen wird damit zwar ein halber Feiertag genommen und der Wirtschaft werden doch Mehrkosten aufgebürdet. Das Ausmaß wird aber offenbar für vertretbar gehalten.
Die Legisten in den Ministerien und die Klubs von ÖVP und FPÖ haben jedenfalls alle Hände voll zu tun, um das Problem juristisch sauber zu lösen. Und die Zeit drängte. Die Neuregelung musste flott ins Parlament, damit sie so rechtzeitig beschlossen werden konnte, dass sie schon am heurigen Karfreitag gilt. Der Beschluss muss spätestens am 27. oder 28. März im Plenum fallen. Ginge sich das nicht aus, wäre der 19. April 2019 automatisch ein Feiertag für alle.
Zwei "Halbe" gibt es bereits
Es gibt bereits zwei Tage, die - sofern in den jeweiligen Kollektivverträgen oder Betriebsvereinbarungen keine generelle Arbeitsbefreiung ausgemacht ist - in manchen Branchen halbtags frei sind: der 24. Dezember und der 31. Dezember. Augenfällig wird das im Handel: Die Geschäfte schließen früher. Entgegen der landläufigen Meinung, der 24. und der 31. Dezember seien Feiertage, an denen nur manche arbeiten müssten (und dafür mit Zuschlägen entlohnt würden), sind beide Tage ganz normale Arbeitstage, an denen aber unterdessen die Mehrheit der Beschäftigten freihat.
Kritiker meldeten sich zu Wort

Neben Bischof Michael Bünker haben sich am Dienstag auch die Spitzenvertreter der anderen von der bisherigen Karfreitagsregelung betroffenen Kirchen zu Wort gemeldet. Als "sehr unerfreulich" hat der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld die Einigung der Regierungsparteien kritisiert: "Es gibt nur einen ganzen Feiertag", so Hennefeld wörtlich. Er könne nur hoffen, dass es sich um ein Provisorium handelt und man sich noch einmal zusammensetze, um eine langfristige, zufriedenstellende Lösung zu finden.
Der evangelisch-methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs zeigte sich "wenig überraschend wenig begeistert". Er freue sich zwar für die Arbeitnehmer, die in den Genuss zusätzlicher freier Stunden kämen, zeigte sich aber skeptisch, "wie viele das letzten Endes sind, da freitags viele schon früher zu arbeiten aufhörten. Theologisch sei "gerade der Karfreitag ein Tag der Ruhe und Besinnung", deshalb tue er sich schwer, die Entscheidung zu verstehen.
Heinz Lederleitner, Bischof der Altkatholischen Kirche, sieht in der Halbtageslösung "eine halbe Sache", keinesfalls aber eine befriedigende Lösung. Auch fürchtet er, dass das Thema damit nicht erledigt sei: "Die ganze Thematik der religiösen Feiertage in einer multireligiösen Welt ist damit nicht nachhaltig gelöst", sagte der Bischof gegenüber dem Evangelischen Pressedienst.
40 Prozent arbeiten jetzt schon nur einen halben Tag
Weit verbreitet ist mittlerweile auch der Frühschluss am Freitag. Bei Vollzeitarbeit bedeutet Frühschluss, dass Montag bis Donnerstag länger, dafür am Freitag nur bis Mittag gearbeitet wird. Auch in vielen Teilzeitmodellen wird an Freitagen nur kurz gearbeitet. Das ist der Grund, warum die Arbeiterkammer (AK) entschieden dagegen war, dass der Karfreitag nur ein halber freier Tag wird: Das sei er für 40 Prozent jetzt schon, sie hätten also nichts davon, wurde argumentiert. Das wiederum dürfte der Grund sein, warum ein Aufschrei aus der Wirtschaft bisher ausblieb.
Im öffentlichen Dienst ist - unabhängig vom Religionsbekenntnis - schon seit Längerem für fast alle am Karfreitag mittags Schluss.
Gegen eine Karfreitag-Halbtagslösung für alle war abseits der AK auch die evangelische Kirche. Kein Wunder: Wie eingangs erwähnt, verlören die Protestanten einen halben freien Tag.
Für die katholische Kirche ist wichtig, dass der Karfreitag als Feiertag für Evangelische und Altkatholiken erhalten bleibt, hatte der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, kürzlich gegenüber "Kathpress" betont.

Karfreitag - der "Tag des Kreuzes"
Christen gedenken am Karfreitag des Leidens und Sterbens Jesu. Den Namen erhielt der Tag vom jüdischen Wort "Kara", das "Klage" oder "Trauer" bedeutet. Dieser Tag dient der Besinnung auf die Leiden Christi am Kreuz. Der Karfreitag ist damit der erste Tag des sogenannten "Triduum Sacrum", der Dreitagefeier zu Ostern.
Der Karfreitag wird mindestens seit dem zweiten Jahrhundert gefeiert. Bis heute gilt er in der katholischen Kirche als strenger Fasttag: Gläubige, die älter als 14 Jahre sind, dürfen an diesem Tag kein Fleisch zu sich nehmen, Katholiken zwischen 18 und 60 ist am Karfreitag nur eine einmalige Sättigung erlaubt. Ursprünglich durfte man an diesem Tag überhaupt nichts essen oder trinken.
15 Uhr gilt als jene Stunde, in der Jesus am Kreuz gestorben ist. In manchen Kirchen beginnt um diese Zeit auch der katholische Karfreitagsgottesdienst. Dieser ist von Trauer gekennzeichnet, aber auch von der Verehrung des Kreuzes. Die Kirchenglocken schweigen an diesem Tag. Nach einer volkstümlichen Überlieferung fliegen die Kirchenglocken während dieser Zeit nach Rom, um dort ihre Weihung entgegenzunehmen.