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ÖVP verknüpft Bildung im Wahlkampf mit Integrationsmaßnahmen

Die Volkspartei setzt im Bereich Bildung auf Sprachkompetenzen und Wertevermittlung und fordert eine Bildungspflicht. Den Vorschlag von Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr, die Volksschule um zwei Jahre zu verlängern, hält Bildungsminister Martin Polaschek für nicht umsetzbar.

Die ÖVP verknüpft Bildung mit Integration.
Die ÖVP verknüpft Bildung mit Integration.

Die ÖVP präsentierte einen Tag nach Vorstellung des eigenen Wahlprogramms am Freitag Hintergründe zu ihrer Bildungspolitik. Bildungsminister Martin Polaschek und Familienministerin Susanne Raab besuchten einen Kindergarten in Wien-Ottakring. Was die zentralen Aspekte des ÖVP-Bildungspakets sind:

Sprachförderung

Die ÖVP verknüpft bildungspolitische Themen in ihrem Wahlprogramm klar mit Integrationsmaßnahmen. Im Fokus steht dabei die Sprachförderung. Der Bedarf an geeigneten Maßnahmen liegt klar auf der Hand: Die Hälfte der Wiener Schüler spricht Deutsch nicht als Umgangssprache. An den Volksschulen liegt der Anteil bei 59 Prozent.

Um Schülerinnen und Schüler besser in den Unterricht zu integrieren, fordert die ÖVP verpflichtende Sprachstandsfeststellungen nach den Kindergärten. Wer bei diesen die Voraussetzungen nicht erfüllt, soll ein verpflichtendes Sprach-Vorschuljahr bestreiten müssen. Was den Kindergarten angeht, sprach sich Integrations- und Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) für ein zweites verpflichtendes Jahr aus. Und zwar "für alle, die es brauchen".

Wertevermittlung

"Wir wollen Feste und Brauchtümer auch leben", betonte Susanne Raab bei der Pressekonferenz am Freitag. Daher müssten Traditionen gerade an den Schulen vermittelt werden. Stärker in die Pflicht nehmen will die Integrationsministerin in dieser Hinsicht auch Eltern. Etwa wenn diese nicht mit den Schulen kooperieren oder an Eltern-Abenden nicht teilnehmen würden. Die Volkspartei will hier auch zu härteren Maßnahmen greifen: Im Extremfall solle es zu einem Entfall von Sozial- und Transferleistungen kommen, betonte Bildungsminister Polaschek.

Digitalisierung und Bildungspflicht

Polaschek will den Schulen bei der fortgesetzten Digitalisierung unter die Arme greifen. Schulen bräuchten neue Inhalte, konkret bedeute das, auch Themen wie Demokratie, Digitalisierung und Finanzwissen in die Stundenpläne mitaufzunehmen. Festhalten will die ÖVP am aktuellen Notensystem: "Wir bekennen uns klar zu den Schulnoten", erklärte der Minister. Stichwort Bildungspflicht: In den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik sollen die Grundkenntnisse der Schülerinnen und Schüler nach Erfüllung der Schulpflicht überprüft werden. Sind die nicht ausreichend vorhanden, soll die betreffende Person ein verpflichtendes Bildungsprogramm absolvieren müssen.

Erweiterung der Volksschule auf sechs Jahre?

Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) hatte in den vergangenen Tagen den Vorschlag auf die politische Bühne gebracht, die Volksschule künftig von vier auf sechs Jahre zu verlängern. Zwei zusätzliche Jahre in der Volksschule könnten den Druck von Schülerinnen und Schülern sowie von den Eltern nehmen, betonte Wiederkehr. Bildungsminister Polaschek tat Wiederkehrs Vorschlag am Freitag als "nettes Gedankenspiel" ab: "Das ist ein interessanter Vorschlag, der in der Umsetzung nicht funktioniert." Eine Umstellung des Systems würde Jahrzehnte dauern, so Polaschek.